Eule 🦉
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Susanna Clarke - "Piranesi"

Wer "Jonathan Strange & Mr. Norrell" von Susanna Clarke gelesen hat, weiß, dass sie ungewöhnliche Geschichten kann. Dass sie diese ungewöhnlichen Geschichten auch phantastisch erzählen kann.
Nun gibt es endlich ein neues Buch von ihr, "Piranesi".
Ich hatte gar nicht vor, es zu lesen, die Beschreibung klang mir zu philosophisch. Aber zugleich erzählt einem der Klappentext auch was von einem magischen Haus - und das ist wiederum ein Thema, bei dem ich nur sehr schwer widerstehen kann. Ich geriet ins Schwanken. Den letzten Kauf-Ansporn gab mir meine Lieblingsbooktuberin, die "Piranesi" zu ihrem Lieblingsbuch erklärte und ein über 40 Minuten langes Video dazu drehte. Das Video wollte ich sehen! Also musste das Buch her. Mir wäre eine Audioversion lieber gewesen, aber auf Deutsch gibt es die (noch) nicht.

Worum geht es in dem Buch?
Ein junger Mann, Piranesi, lebt in einem großen Haus. Dieses Haus ist seine ganze Welt. In den oberen Stockwerken gibt es Wolken und leben die Vögel, in den unteren Etagen plätschern die Wellen eines Ozeans gegen die Treppen. Es gibt unzählige Statuen, von Menschen, Fantasiewesen, Tieren. Es gibt Knochen, Überreste einstiger Bewohner. Piranesi kümmert sich um diese Knochen, spricht mit ihnen, bringt ihnen schönen Muscheln und Essen. Er geht von 13 Personen aus, für ihn sind das alle Menschen, die je gelebt haben. Manchmal trifft er sich mit Dem Anderen, einem Mann, der, wie Piranesi, in dem Haus lebt, allerdings weit entfernt. Seinen Namen hat Piranesi vom Anderen, aber er ist sich sicher, dass dies nicht sein richtiger Name ist. Eines Tages erzählt ihm Der Andere von Person Nr. 16, die kommen wird, um Piranesi wahnsinnig zu machen.

Meine Güte, wo fange ich an?
Sprache: Zum Hinknien. Ehrlich. Es ist fast eine Offenbarung, dieses Buch zu lesen. Jeder Satz sitzt. Das Buch ist sehr dünn, kein Vergleich zum monstermäßig dicken "Jonathan Strange & Mr. Norrell". Susanna Clarke hat aber nicht mehr Seiten gebraucht, um ihrer Geschichte Tiefgang und Vielschichtigkeit zu verpassen.
Viele Schichten gibt es hier zuhauf. Ich gestehe, dass ich das Buch wie eine spannende Geschichte gelesen habe, ohne mich um tiefere Schichten zu kümmern. Erst die Booktuberin, der ich diesen Tipp verdanke, hat die Dimensionen von "Piranesi" offengelegt. Ich bin sicher, es sind längst nicht alle.
Ganz vorne im Buch steht ein Zitat von C. S. Lewis. Das hat seinen Grund, denn Susanna Clarke hat sich bei den "Chroniken von Narnia", genauer bei "Das Wunder von Narnia", einiger Ideen bedient und diese ganz neu verpackt. Auch sind einige Anspielungen auf Jorge Luis Borges im Text, nämlich auf die Kurzgeschichte "Das Haus des Asterion" (enthalten in "Das Aleph"). Labyrinthe, Minotauren, ein Bewohner, der sich frei fühlt, doch ist er es wirklich? Sogar auf "Harry Potter und der Stein der Weisen" gibt es eine feine Anspielung: Wer das Wissen sucht, um es zu benutzen, wird scheitern, Voldemort wird mir zustimmen.
Die Autorin stellt die Frage, wie weit man gehen darf, um an neue Erkenntnisse zu gelangen. Wer man wird, wenn alle Erinnerungen fort sind. Wer man wird, wenn diese Erinnerungen zurückkehren. Und und und.

Das Buch ist eine wunderbare Mischung aus schönen Bildern, wichtigen Fragen und toller Sprache. Ein Buch, das magisch ist.
Ich werde es auf jeden Fall noch einmal lesen und diesmal nach den vielen offenen und versteckten Anspielungen Ausschau halten.

Eine magische Empfehlung von
@Eulenalltag

#piranesi #susannaclarke #euleliest #buchtipp
Zwischenberichte

Bücher, mal wieder 😊

1. Vor einiger Zeit sah ich mir einen Blogbeitrag an, in dem es um Bücher ging, die keine Handlung haben. Ich dachte noch "Was es nicht alles gibt!". Die Titel habe ich mir nicht gemerkt, weil ich eh keines der erwähnten Bücher kannte. Aber jetzt habe ich ein Buch erwischt, das fast in diese Kategorie past. Es hat zwar eine Handlung, braucht aber keine. Es geht um das weiter oben bereits erwähnte Eines Menschen Flügel von Andreas Eschbach. Die Handlung - geflügelte Menschen kämpfen gegen das Ende ihrer Welt - ist eigentlich nebensächlich. Sie spielt sich vor einem so gewaltigen Hintergrundgemälde ab, dass sie wie ein kleines darauf krabbelndes Insekt (mit Flügeln) völlig egal ist. Was ich meine? Eschbach hat seinen Roman als große Studie des Lebens auf einem fernen Planeten geschrieben. Die Details, die hier erwähnt werden, sind so zahlreich und so glaubwürdig, dass man wirklich meint, den Planeten selbst besucht zu haben. Z. B.: Die Sprüche: "Der hat nicht alle Federn am Flügel", "das muss margorisch wehtun!" (nach dem Margor, einer Kraft, die alles tötet, was den Boden berührt, weshalb die Menschen Flügel haben), sowie Details aus dem Alltag, beispielsweise, Stühle mit schmalen Rückenlehnen, damit die Flügel nicht gequetscht werden. Wahnsinn! Nach dem Lesen (oder Hören) fällt es schwer, auf den Boden der Realität zu landen.

2. Das Sachbuch, mit dem ich morgen anfangen werde, heißt Bullshit Jobs von David Graeber. Das Vorwort habe ich schon zum Teil gelesen. Und vom vielen zustimmenden Nicken fast ein Schleudertrauma bekommen! Das kann ja heiter werden! Leider habe ich keine Sticker mehr, um interessante Stellen zu markieren, deshalb werde ich zum Textmarker greifen. Fotos werden folgen, versprochen.

3. Über das Buch Piranesi von Susanna Clarke schrieb ich weiter oben ja schon einmal. Heute habe ich es beendet, zum vierten Mal. Ja. Es hat mich wohl richtig erwischt. Ein Buch in acht Wochen vier Mal zu lesen (bzw. 2x lesen, 2x hören) ist schon etwas... schräg. Aber es ist einfach eine phantastische Geschichte!
Es ist übrigens auch das erste eBook, das ich mir trotz des stattlichen Preises von 13 Euro gekauft habe. Die gebundene Ausgabe steht zwar im Regal, aber diesmal wollte ich das eBook lesen, damit das Buch keine Knicke und Kratzer abbekommt.
Fazit: Wenn ihr Piranesi noch nicht kennt, holt es nach, es lohnt sich.

#euleliest #euleszwischenbericht #bullshitjobs #einesmenschenflügel #piranesi #susannaclarke #davidgraeber #andreaseschbach
Häuslicher Frust

Ich erwähnte hier schon des Öfteren, dass ich magische Häuser aller Art mag. Wo immer ich auf ein Buch mit einem solchen Haus stoße, kaufe und lese ich es. Beim Titel Fürimmerhaus von Kai Meyer war das auch der Fall. Ich überflog den Klappentext und musste es haben. Gerade bin ich mit dem Lesen fertig geworden.

Worum geht es?
Eine Gruppe junger Menschen lebt in einem Haus mit endlos vielen Räumen. Sie, also die jungen Menschen, sind Gefangene der Archonten, die hier das Sagen haben. Sie alle wurden aus ihren Welten ins Fürimmerhaus gebracht, weil sie, nachdem sie ihre Welten vom Bösen befreit hatten, nicht mehr gebraucht wurden. Das ist das einzige, das sie über ihre Vergangenheit wissen. Selbst ihre Namen haben sie vergessen.
Dann taucht noch jemand im Haus auf. Auf den ersten Blick ähnelt sein Schicksal dem der anderen sechs, aber er kann sich im Gegensatz zu ihnen an seinen Namen erinnern und hat seltsame Träume.
Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Erbauer.

Das war das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe, das erste, Frostfeuer, ist zig Jahre her. Mir hat jenes Buch damals gut gefallen, ich las es sogar zweimal.
Aber inzwischen bin ich wohl aus den Jugendbüchern rausgewachsen. Denn Fürimmerhaus ist genau das, ein Roman für sehr junge Leser:innen.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Auf den ersten Seiten schon fiel mir bereits ein Fehler auf, den ein:e Lektor:in hätte entdecken müssen. Ok, das lass ich durchgehen, lese aber ab jetzt noch viel kritischer. Vielleicht hat genau das überkritische Lesen einen Teil des Lesevergnügens kaputtgemacht. Genaues Hinsehen ist nicht immer von Vorteil...
Es gab für mich genau eine Überraschung auf den Seiten des Buches, nämlich die Herkunft der Archonten. Alles andere ist zum Haareraufen vorhersehbar. Meyer hat ein Buch wie aus dem Lehrbuch geschrieben. Als hätte er sich Christopher Voglers The Writer's Journey vorgenommen und Punkt für Punkt abgehakt. Zudem folgt er penibel dem Prinzip "Tschechows Gewehr", das besagt, dass man keine überflüssigen Elemente in eine Geschichte einbauen sollte. Erwähnt man z. B. XYZ, muss dieses im späteren Verlauf eine Rolle spielen. Das hat zur Folge, dass man beim Lesen des Buches buchstäblich um Ecken gucken kann.

Es gibt eine Romanze im Buch. Aber wie zum Henker ist sie entstanden? Was hat die beiden Figuren dazu gebracht, sich in einander zu verlieben? Wie ist daraus im Laufe von 370 Seiten und wenigen Handlungstagen eine große Liebe geworden? Das kauft einem nur ein:e Jugendliche:r ab, der:die noch über zu wenig Leseerfahrung verfügt.

Zu guter Letzt: Das Haus. Ich hatte ein gewaltiges mysteriöses Gebilde wie in Piranesi erwartet. Gewaltig, ja. Mysteriös, na ja. Wie in Piranesi, auf keinen Fall. In den anderen Romanen über magische Häuser, die ich gelesen habe, ist das Haus selbst eine der Hauptfiguren. In Fürimmerhaus ist es bloß Kulisse. Dazu noch nicht einmal eine, die besonders gut zu sehen ist, denn die Figuren sind ständig auf der Flucht und rennen durch dunkle Räume.

Hat mir denn auch etwas gefallen? Ja. Der Kaninchenmann.

Fazit: Zum Lesen und Vergessen.

#euleliest #kaimeyer #fürimmerhaus #piranesi #christophervogler
Lesestatus Mai

In diesem Monat habe ich recht viele (für meine Verhältnisse) Bücher gelesen/gehört bzw. lese/höre sie immer noch.

Hörbücher:

Die Rose aus Saphir von David Eddings => beendet
Dieser letzte Teil der #Elenium Trilogie war der umfangreichste und der langweiligste. Eddings hat hier alles hineingemischt, was nicht bei drei auf den Bäumen war: Wahlkampf, Belagerung, eine neue Reise, Götter etc. Jedes Thema für sich hätte ein eigenes Buch füllen können. Alles gemixt gestaltete sich zu lang und zu öde.

Piranesi von Susanna Clarke => beendet (mal wieder)
Über das Buch schrieb ich ja bereits früher, siehe unter #Piranesi

Der verlorene Thron von Brian Staveley => beendet
Der Auftakt der Trilogie ist dem Autor sehr gelungen. Ich schreibe die Tage was darüber. Vorab nur soviel: Der zweite Band ist schon geladen.
#brianstaveley

Bücher:

Wir müssen über Kevin reden von Lionel Shriver => beendet
Über die ersten Eindrücke schrieb ich schon weiter oben, #lionelshriver
Abschließend kann ich sagen, dass es ein sehr gutes Buch ist, wenn auch ein schwer zu lesendes. Als nächstes will ich mir die Verfilmung ansehen.

Der Netzwerkeffekt von Martha Wells => fast beendet
Es ist ein ReRead, diesmal versuche ich es auf Russisch. Warum ich die #Killerbot Reihe ein weiteres Mal lese, darüber schrieb ich schon, einfach dem Hashtag folgen.

Isaac Asimov. Schöpfer der Foundation von Hardy Kettlitz => noch mittendrin
Das Nachschlagewerk gehört zur SF Personality-Reihe, aus der ich schon den Band über Ray Bradbury gelesen habe. Unter #hardykettlitz ist hier im Kanal etwas dazu zu finden. Ich kann schon jetzt sagen, dass mir das Buch nicht guttut! Ich will nämlich alle dort erwähnten Geschichten lesen, dabei besitze ich nur ganz wenige Asimov-Bücher, u. a. die Robotergeschichten. Das Buch von Kettlitz lese ich als Vorbereitung auf ein großes Asimov-Projekt, über das ich spätestens im Sommer etwas schreiben werde.

Das Ende der Ewigkeit von Isaac Asimov => noch mittendrin
Dass ich das Buch überhaupt aus dem Regal gezogen habe, ist eine Nebenwirkung des o. g. Nachschlagewerks. Ich lese es auf Russisch.
#isaacasimov

Klingt das nach einem ausgefüllten Lesetag?

#euleliest #eulehört