Eine haarige Sache
Für meine langen Haare suche ich ständig nach Spangen. Die, die ich im Handel finde, sind zu klein. Die, die ich im Internet bestellen kann, sind teuer und brechen bald. Also suche ich nach Alternativen: Klammern, Nadeln (ja, das klingt nicht nur so, das sind echte Folterwerkzeuge, deshalb bevorzuge ich ja auch Spangen).
Vor einigen Tagen entdeckte ich stabil aussehende Haarnadeln. Gesehen und gekauft. Als sie dann hier waren, probierte ich die sofort aus. Zwei Handgriffe - und die Frisur könnte glatt auf ein Magazincover. Uiii, das gefällt mir, das will ich am nächsten Tag im Büro tragen.
Am nächsten Tag.
45 min vor dem Spiegel.
Die Frisur sitzt nicht. Der Dutt fällt auseinander. Erneut kämmen, formen. Fällt auseinander. Erneut - sitzt. 2 sec später - nee, doch nicht. Invisibobble zu ausgeleiert, funktioniert auch nicht. Haarklammer - ziept so sehr, dass ich sie fluchend wieder herausfummle.
Könnte Wasser ohne Strom kochen, so sauer bin ich inzwischen.
Irgendwann dann sind die Haare dort, wo sie sein sollen, aber natürlich vom Magazincover weit entfernt.
Gehe ich halt als Hexe.
#eulenalltag
Für meine langen Haare suche ich ständig nach Spangen. Die, die ich im Handel finde, sind zu klein. Die, die ich im Internet bestellen kann, sind teuer und brechen bald. Also suche ich nach Alternativen: Klammern, Nadeln (ja, das klingt nicht nur so, das sind echte Folterwerkzeuge, deshalb bevorzuge ich ja auch Spangen).
Vor einigen Tagen entdeckte ich stabil aussehende Haarnadeln. Gesehen und gekauft. Als sie dann hier waren, probierte ich die sofort aus. Zwei Handgriffe - und die Frisur könnte glatt auf ein Magazincover. Uiii, das gefällt mir, das will ich am nächsten Tag im Büro tragen.
Am nächsten Tag.
45 min vor dem Spiegel.
Die Frisur sitzt nicht. Der Dutt fällt auseinander. Erneut kämmen, formen. Fällt auseinander. Erneut - sitzt. 2 sec später - nee, doch nicht. Invisibobble zu ausgeleiert, funktioniert auch nicht. Haarklammer - ziept so sehr, dass ich sie fluchend wieder herausfummle.
Könnte Wasser ohne Strom kochen, so sauer bin ich inzwischen.
Irgendwann dann sind die Haare dort, wo sie sein sollen, aber natürlich vom Magazincover weit entfernt.
Gehe ich halt als Hexe.
#eulenalltag
Mal wieder über Bücher
Hier erwähnte ich Die Erfindung des Lächelns. Ich habe es abgebrochen. Zwei weitere Versuche führten mich nicht in Versuchung weiterzuhören.
Damit komme ich in diesem Jahr bereits auf zwei abgebrochene Bücher. Finde ich ein wenig frustrierend, denn ich breche ungern ab. Allerdings ist bei zwei möglicherweise noch nicht Schluss. Guckenwirmal.
Im Moment höre ich Was vom Tage übrig blieb von Kazuo Ishiguro. Von ihm stellte ich hier bereits Klara und die Sonne vor. Es geht um den alten Butler Stevens, der sich auf eine Reise begibt und sich dabei an sein Leben erinnert. Ich gebe zu, Ishiguros Schreibstil kann ich gut leiden, aber die Handlung des Buches gefällt mir weniger. Stevens ist nicht gerade ein Figur, die man mögen kann, soll man vermutlich auch nicht. Diverse Rezensenten vergleichen ihn oft mit einem Samurai. Ehre geht über alles, und zwar die eigene wie die Ehre des Dienstherren. Der Butler ist ein steifer, zugeknöpfter Geselle, der geradezu verknöchert wirkt. Mal sehen, ob er von seiner Reise überhaupt zurückkehrt.
Es gibt eine Verfilmung mit Anthony Hopkins und Emma Thompson.
Mit Hörbüchern ist es in diesem Jahr eine Plage. Entweder ich erwische eines, das langweilig ist, oder ich habe keine Lust oder keine Zeit zu hören. So habe ich erst 9 Hörbücher gehört. Im letzten Jahr um diese Zeit waren es doppelt so viele.
Ich lese immer noch Eine gute Partie von Vikram Seth. Das ist das Monsterbuch mit 2000 Seiten. Angefangen habe ich in der ersten Aprilwoche und bin jetzt auf Seite 470. Also praktisch noch ganz am Anfang! 😭 Das Buch hat interessante Kapitel und strunzlangweilige.
Was mich besonders ärgert, ist, dass Seth einen allwissenden Erzähler gewählt hat.
Das geht dann ungefähr so: Person X spaziert durch den Ort, denkt über den vergangenen Tag nach und macht Pläne für morgen, begegnet dabei Y, der auch gerne Pläne machen würde, aber seine Mutter Z ist dagegen. Z musste schon früh ihre Heimat verlassen und erinnert sich nach wie vor an ihre behütete Kindheit. Auf der Reise begegnete sie zwei weiteren Personen, deren Kinder ... und so weiter und alles in einem Absatz! Es wird wild hin und her gesprungen, als Leser:in bleibt man nie in einem Kopf.
Wenn es wenigstens ein Hörbuch gäbe oder ein eBook, dann könnte ich im Bett lesen. Das Buch ist so hammerschwer, dass ich es nur am Tisch lesen kann.
Das werden noch schwere Lesezeiten.
#euleliest #eulehört #kazuoishiguro #wasvomtageübrigblieb #tomhillenbrand #vikramseth #einegutepartie
Hier erwähnte ich Die Erfindung des Lächelns. Ich habe es abgebrochen. Zwei weitere Versuche führten mich nicht in Versuchung weiterzuhören.
Damit komme ich in diesem Jahr bereits auf zwei abgebrochene Bücher. Finde ich ein wenig frustrierend, denn ich breche ungern ab. Allerdings ist bei zwei möglicherweise noch nicht Schluss. Guckenwirmal.
Im Moment höre ich Was vom Tage übrig blieb von Kazuo Ishiguro. Von ihm stellte ich hier bereits Klara und die Sonne vor. Es geht um den alten Butler Stevens, der sich auf eine Reise begibt und sich dabei an sein Leben erinnert. Ich gebe zu, Ishiguros Schreibstil kann ich gut leiden, aber die Handlung des Buches gefällt mir weniger. Stevens ist nicht gerade ein Figur, die man mögen kann, soll man vermutlich auch nicht. Diverse Rezensenten vergleichen ihn oft mit einem Samurai. Ehre geht über alles, und zwar die eigene wie die Ehre des Dienstherren. Der Butler ist ein steifer, zugeknöpfter Geselle, der geradezu verknöchert wirkt. Mal sehen, ob er von seiner Reise überhaupt zurückkehrt.
Es gibt eine Verfilmung mit Anthony Hopkins und Emma Thompson.
Mit Hörbüchern ist es in diesem Jahr eine Plage. Entweder ich erwische eines, das langweilig ist, oder ich habe keine Lust oder keine Zeit zu hören. So habe ich erst 9 Hörbücher gehört. Im letzten Jahr um diese Zeit waren es doppelt so viele.
Ich lese immer noch Eine gute Partie von Vikram Seth. Das ist das Monsterbuch mit 2000 Seiten. Angefangen habe ich in der ersten Aprilwoche und bin jetzt auf Seite 470. Also praktisch noch ganz am Anfang! 😭 Das Buch hat interessante Kapitel und strunzlangweilige.
Was mich besonders ärgert, ist, dass Seth einen allwissenden Erzähler gewählt hat.
Das geht dann ungefähr so: Person X spaziert durch den Ort, denkt über den vergangenen Tag nach und macht Pläne für morgen, begegnet dabei Y, der auch gerne Pläne machen würde, aber seine Mutter Z ist dagegen. Z musste schon früh ihre Heimat verlassen und erinnert sich nach wie vor an ihre behütete Kindheit. Auf der Reise begegnete sie zwei weiteren Personen, deren Kinder ... und so weiter und alles in einem Absatz! Es wird wild hin und her gesprungen, als Leser:in bleibt man nie in einem Kopf.
Wenn es wenigstens ein Hörbuch gäbe oder ein eBook, dann könnte ich im Bett lesen. Das Buch ist so hammerschwer, dass ich es nur am Tisch lesen kann.
Das werden noch schwere Lesezeiten.
#euleliest #eulehört #kazuoishiguro #wasvomtageübrigblieb #tomhillenbrand #vikramseth #einegutepartie
Diebische Elstern
Meine Katze lässt immer einen Teil ihres Futters stehen. Das stelle ich dann morgens vor die Tür, damit einer der Streuner es findet. Muss ja nicht vergammeln, oder?
Wenn ich dann ca. 20 min später zur Arbeit fahre, ist der Napf leer. Ich denke immer: Da war aber einer schnell!
Heute habe ich herausgefunden, wer genau da so schnell ist. Elstern! Die lauern in der Nähe und sobald Futter draußen steht, stürzen sie sich darauf. Bleibt wohl nur zu hoffen, dass ein Streuner mal flinker ist als die Vögel. Hoffentlich kämpfen sie nicht ums Futter, die Katzen hier sind alle relativ klein, und die Vögel würden vermutlich gewinnen.
In diesem Sinne - flattert schön in den Mai.
#katzen
Meine Katze lässt immer einen Teil ihres Futters stehen. Das stelle ich dann morgens vor die Tür, damit einer der Streuner es findet. Muss ja nicht vergammeln, oder?
Wenn ich dann ca. 20 min später zur Arbeit fahre, ist der Napf leer. Ich denke immer: Da war aber einer schnell!
Heute habe ich herausgefunden, wer genau da so schnell ist. Elstern! Die lauern in der Nähe und sobald Futter draußen steht, stürzen sie sich darauf. Bleibt wohl nur zu hoffen, dass ein Streuner mal flinker ist als die Vögel. Hoffentlich kämpfen sie nicht ums Futter, die Katzen hier sind alle relativ klein, und die Vögel würden vermutlich gewinnen.
In diesem Sinne - flattert schön in den Mai.
#katzen
Umlaufbahnen
Gestern habe ich das Hörbuch Umlaufbahnen von Samantha Harvey gehört und es wurde sofort in die Highlights des Jahres katapultiert.
Worum geht es?
Um 24 Stunden im Leben von sechs Astronaut:innen, die auf einer Raumstation Dienst tun.
Ende.
Im Ernst, mehr passiert nicht. Man kann das nicht einmal als Plot bezeichnen. Es gibt keinen Spannungsbogen, der diese Bezeichnung wert ist. Sechs Astronaut:innen, zwei Frauen und vier Männer, arbeiten, vermissen ihre Lieben, beobachten einen Taifun, der die Philippinen überrollt, sorgen sich um dies oder jenes. Und sie betrachten die Erde, die sie gut 16x in 24 Stunden umrunden.
Vor einiger Zeit las ich ein Buch, in welchem ein Raumfahrer sagte, jeder Politiker sollte mal ins All und die Erdkugel sehen, wie sie wirklich ist. Dieser Gedanke taucht in Umlaufbahnen nicht direkt auf, lauert aber im Hintergrund. Die Erde ist die Hauptfigur des Buches: zerbrechlich, einzigartig, beschützenswert. Durch die Augen der Astronaut:innen sehen wir, wie die Staatengrenzen sich auflösen, alles eins wird.
Die Figuren sind hier eigentlich nur Statisten. Ihre "Stimmen" unterscheiden sich nicht voneinander, auch sie wirken wie ein Ganzes. Die Autorin benutzt sie nur, um körperliche und seelische Auswirkungen eines Aufenthalts im Weltraum zu zeigen. Fast kann man fühlen, wie die Zeit selbst ihre Struktur verliert, so wie die Muskeln in der Schwerelosigkeit ihre Masse verlieren.
Die Sprache dieses dünnen Buches kann ich nur als magisch bezeichnen. Der Roman gehört in meinen Augen gar nicht in die Kategorie Belletristik, sondern in Poesie. Da ich das Hörbuch gehört habe, muss ich die Sprecherin Simone Kabst erwähnen, die dieser Magie noch einen zusätzliches Strahlen verleiht.
W-U-N-D-E-R-B-A-R
#euleliest #eulehört #samanthaharvey #umlaufbahnen #buchtipp
Gestern habe ich das Hörbuch Umlaufbahnen von Samantha Harvey gehört und es wurde sofort in die Highlights des Jahres katapultiert.
Worum geht es?
Um 24 Stunden im Leben von sechs Astronaut:innen, die auf einer Raumstation Dienst tun.
Ende.
Im Ernst, mehr passiert nicht. Man kann das nicht einmal als Plot bezeichnen. Es gibt keinen Spannungsbogen, der diese Bezeichnung wert ist. Sechs Astronaut:innen, zwei Frauen und vier Männer, arbeiten, vermissen ihre Lieben, beobachten einen Taifun, der die Philippinen überrollt, sorgen sich um dies oder jenes. Und sie betrachten die Erde, die sie gut 16x in 24 Stunden umrunden.
Vor einiger Zeit las ich ein Buch, in welchem ein Raumfahrer sagte, jeder Politiker sollte mal ins All und die Erdkugel sehen, wie sie wirklich ist. Dieser Gedanke taucht in Umlaufbahnen nicht direkt auf, lauert aber im Hintergrund. Die Erde ist die Hauptfigur des Buches: zerbrechlich, einzigartig, beschützenswert. Durch die Augen der Astronaut:innen sehen wir, wie die Staatengrenzen sich auflösen, alles eins wird.
Die Figuren sind hier eigentlich nur Statisten. Ihre "Stimmen" unterscheiden sich nicht voneinander, auch sie wirken wie ein Ganzes. Die Autorin benutzt sie nur, um körperliche und seelische Auswirkungen eines Aufenthalts im Weltraum zu zeigen. Fast kann man fühlen, wie die Zeit selbst ihre Struktur verliert, so wie die Muskeln in der Schwerelosigkeit ihre Masse verlieren.
Die Sprache dieses dünnen Buches kann ich nur als magisch bezeichnen. Der Roman gehört in meinen Augen gar nicht in die Kategorie Belletristik, sondern in Poesie. Da ich das Hörbuch gehört habe, muss ich die Sprecherin Simone Kabst erwähnen, die dieser Magie noch einen zusätzliches Strahlen verleiht.
W-U-N-D-E-R-B-A-R
#euleliest #eulehört #samanthaharvey #umlaufbahnen #buchtipp
Konklave
Da es nun einen neuen Papst gibt, ist's an der Zeit über ein Buch zu schreiben, das ich erst neulich gelesen bzw. gehört habe: Konklave von Robert Harris.
Worum geht es?
Wie der Titel schon sagt, geht es um die Papstwahl. Der Papst stirbt und Kardinal Lomeli muss die Wahl des neuen obersten Hirten der Katholischen Kirche organisieren. Alle Kardinäle reisen nach Rom, und schon bald dreht sich alles nur noch um einen geeigneten Kandidaten. Kurz bevor sich die Kardinäle vorschriftsmäßig in der Sixtinischen Kapelle einschließen lassen, kommt ein Nachzügler aus dem Nahen Osten, Kardinal Benitez aus Bagdad.
Im Februar sah ich die Verfilmung mit Ralph Fiennes und Stanley Tucci (❤️) und war begeistert. Ja, ich, die nur an das Fliegende Spaghettimonster glaubt, und die Kirche, insbesondere die Katholische, aus vollem Herzen ablehnt, war begeistert. Es ist aber auch ein Hingucker (nicht nur wegen Tucci). Der Film ist wie ein prachtvolles Gemälde, opulent gestaltet und ein Augenschmaus, wie man ihn selten vorgesetzt bekommt.
Als dann vor ein paar Wochen die Nachricht kam, dass Franziskus endlich zur Hölle gefahren ist, beschloss ich, mir auch noch das Buch vorzunehmen. Warum? Keine Ahnung, vielleicht, weil ich noch einmal in die Opulenz des Films eintauchen wollte und dies nicht möglich war.
Zunächst einmal dies: Film und Buch sind nahezu identisch. Sagt man ja auch nicht oft. In diesem Fall aber - ja, die Handlung weicht buchstäblich nur in Details ab, z. B. kommt Benitez im Buch aus Bagdad und im Film aus Kabul.
Der Schreibstil von Robert Harris hat mir sehr gut gefallen. Der Autor schafft es, selbst einen Kardinal halbwegs menschlich erscheinen zu lassen. Er beschreibt die Würdenträger der Kirche als eine Gruppe machtbesessener Männer, die - ganz und gar unchristlich - vor nichts zurückschrecken, um einen Konkurrenten auszubooten. Die wenigen Ausnahmen, die, die wirklich glauben, erscheinen einem dadurch wie Märchengestalten.
Die Hauptfigur Lomeli ist ein sympathischer Mann und einer der wahrhaft Gläubigen. Er spielt nur kurz mit dem Gedanken, selbst Papst zu werden. Er ist sich im Klaren darüber, dass er dieses Amtes unwürdig ist. Dadurch wird uns Leser:innen klar, dass Lomeli eben gerade deshalb der Richtige wäre.
Wer genau gewählt wird, wird recht schnell deutlich. Selbst Wenig-Lesern dürfte das bereits nach spätestens einem Viertel des Buches klar sein. Trotzdem fand ich es interessant, den Weg zu diesem Ergebnis zu verfolgen.
Der Roman erschien vor ca. 10 Jahren. Franziskus war damals bereits im Amt. Obwohl Harris im Vorwort behauptet, dass alle Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen rein zufällig seien, ist Franziskus ganz deutlich zu erkennen. Ebenso wie die Tatsache, dass Harris den inzwischen verstorbenen Papst bewunderte. Sei's drum. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, was angesichts seines Themas wirklich erstaunlich ist. Den Film werde ich mir auf jeden Fall noch einmal ansehen.
#euleliest #eulehört #robertharris #konklave
Da es nun einen neuen Papst gibt, ist's an der Zeit über ein Buch zu schreiben, das ich erst neulich gelesen bzw. gehört habe: Konklave von Robert Harris.
Worum geht es?
Wie der Titel schon sagt, geht es um die Papstwahl. Der Papst stirbt und Kardinal Lomeli muss die Wahl des neuen obersten Hirten der Katholischen Kirche organisieren. Alle Kardinäle reisen nach Rom, und schon bald dreht sich alles nur noch um einen geeigneten Kandidaten. Kurz bevor sich die Kardinäle vorschriftsmäßig in der Sixtinischen Kapelle einschließen lassen, kommt ein Nachzügler aus dem Nahen Osten, Kardinal Benitez aus Bagdad.
Im Februar sah ich die Verfilmung mit Ralph Fiennes und Stanley Tucci (❤️) und war begeistert. Ja, ich, die nur an das Fliegende Spaghettimonster glaubt, und die Kirche, insbesondere die Katholische, aus vollem Herzen ablehnt, war begeistert. Es ist aber auch ein Hingucker (nicht nur wegen Tucci). Der Film ist wie ein prachtvolles Gemälde, opulent gestaltet und ein Augenschmaus, wie man ihn selten vorgesetzt bekommt.
Als dann vor ein paar Wochen die Nachricht kam, dass Franziskus endlich zur Hölle gefahren ist, beschloss ich, mir auch noch das Buch vorzunehmen. Warum? Keine Ahnung, vielleicht, weil ich noch einmal in die Opulenz des Films eintauchen wollte und dies nicht möglich war.
Zunächst einmal dies: Film und Buch sind nahezu identisch. Sagt man ja auch nicht oft. In diesem Fall aber - ja, die Handlung weicht buchstäblich nur in Details ab, z. B. kommt Benitez im Buch aus Bagdad und im Film aus Kabul.
Der Schreibstil von Robert Harris hat mir sehr gut gefallen. Der Autor schafft es, selbst einen Kardinal halbwegs menschlich erscheinen zu lassen. Er beschreibt die Würdenträger der Kirche als eine Gruppe machtbesessener Männer, die - ganz und gar unchristlich - vor nichts zurückschrecken, um einen Konkurrenten auszubooten. Die wenigen Ausnahmen, die, die wirklich glauben, erscheinen einem dadurch wie Märchengestalten.
Die Hauptfigur Lomeli ist ein sympathischer Mann und einer der wahrhaft Gläubigen. Er spielt nur kurz mit dem Gedanken, selbst Papst zu werden. Er ist sich im Klaren darüber, dass er dieses Amtes unwürdig ist. Dadurch wird uns Leser:innen klar, dass Lomeli eben gerade deshalb der Richtige wäre.
Wer genau gewählt wird, wird recht schnell deutlich. Selbst Wenig-Lesern dürfte das bereits nach spätestens einem Viertel des Buches klar sein. Trotzdem fand ich es interessant, den Weg zu diesem Ergebnis zu verfolgen.
Der Roman erschien vor ca. 10 Jahren. Franziskus war damals bereits im Amt. Obwohl Harris im Vorwort behauptet, dass alle Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen rein zufällig seien, ist Franziskus ganz deutlich zu erkennen. Ebenso wie die Tatsache, dass Harris den inzwischen verstorbenen Papst bewunderte. Sei's drum. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, was angesichts seines Themas wirklich erstaunlich ist. Den Film werde ich mir auf jeden Fall noch einmal ansehen.
#euleliest #eulehört #robertharris #konklave
Miau
Gestern habe ich ein total nerviges Hörbuch beendet. Es war Im Feuer der Nacht von Nalini Singh, der vierte Band der Gestaltwandler-Reihe (Orig.: Psy Changeling).
Dieses Buch hat mich so oft mit den Augen rollen lassen, dass ich mir vorkam wie auf einem Karussell. Dabei war der erste Band ganz und gar nicht schlecht.
Leopardenblut (1. Band)
Sasha Duncan ist eine kardinale Mediale, deren Fähigkeiten sich ihr einfach nicht offenbaren wollen. Noch schlimmer: ihr Geist scheint zusammenzubrechen, immer öfter hat Sasha unerklärliche Gefühlsaufwallungen. Und Gefühle sind in der schönen sauberen Welt der Medialen nicht erlaubt.
Als sie auf den Gestaltwandler Lucas Hunter trifft, gerät ihr Leben vollends aus den Fugen.
Klingt das kryptisch? Das tut es. Doch man braucht nur höchstens drei Seiten, um sich im Buch zurechtzufinden.
Nalini Singh präsentiert uns hier eine Welt einige Jahrzehnte in der Zukunft. Schon immer hat es auf der Erde Mediale, Menschen mit besonderen geistigen Fähigkeiten, gegeben, sowie Gestaltwandler, Katzen, Wölfe, Hirsche, Schlangen etc.
Um 1960 herum schufen die Medialen den Vorläufer des Medialnets, ein geistiges Konstrukt, das es den ihren ermöglicht, telepathisch miteinander zu kommunizieren etc. Die Medialen begannen auch damit, Kleinkindern die Gefühle abzutrainieren. Vorgeblich, um die Verbrechensrate zu minimieren, denn ein Mensch ohne Gefühle und Emotionen kann ja keine Verbrechen begehen (haha!). Einhundert Jahre später sind die Medialen die Herrscher der Welt, sie kontrollieren nahezu alle Bereiche des Lebens, betrachten Menschen und Gestaltwandler als niedere Rassen und sind überhaupt sehr von sich eingenommen (was sie aber nicht zugeben, denn sie sind ja gefühllos).
Die Crème de la crème der medialen Gesellschaft sind die Kardinalmedialen, die über extrastarke Fähigkeiten verfügen, z. B. auf dem Gebiet der Telekinese, der Telepathie oder auch der Präkognition.
Ja, es ist ein romantischer Fantasyroman. Hat mich das gestört? Nur manchmal. Mich hat die beschriebene Welt sofort fasziniert. Außerdem - es geht um Katzen. Großkatzen! Lucas Hunter ist nämlich ein Leopard-Gestaltwandler und in seiner tierischen Gestalt ziemlich verschmust. Es ist interessant und oft witzig zu beobachten, wie Sasha dem Charme des Katers erliegt. Die erotischen Szenen halten sich in Grenzen, manchen Genre-Leserinnen dürften es derer sogar zu wenige sein. Ich hätte gerne komplett auf den ganzen Sermon verzichtet, aber wenn man sich auf die entworfene Welt konzentriert, ist es halb so wild. Schwierigkeiten hatte ich eigentlich nur beim Versuch, mir diese Abstraktion in Form des Medialnets vorzustellen.
Wenn man die Grundidee der Reihe zusammenfassen müsste, würde ich sagen, es geht um die Pervertierung von etwas Gutem. Die Medialen haben es verlernt, ihre Fähigkeiten zu Wohle aller einzusetzen.
Den ersten Band habe ich bereits öfter gehört, er gefällt mir auch heute noch. Der zweite geht auch noch, ab dem dritten muss man oft tief durchatmen, um ruhig zu bleiben, der vierte wollte überhaupt kein Ende nehmen. Es bahnt sich allerdings eine hochinteressante und komplexe Hintergrundgeschichte auf, die ich gerne verfolgen würde. Mal sehen, vielleicht nächstes Jahr.
Fazit: Katzen gehen immer!
#euleliest #eulehört #nalinisingh #romantasy #fantasy #leopardenblut #gestaltwandler
Gestern habe ich ein total nerviges Hörbuch beendet. Es war Im Feuer der Nacht von Nalini Singh, der vierte Band der Gestaltwandler-Reihe (Orig.: Psy Changeling).
Dieses Buch hat mich so oft mit den Augen rollen lassen, dass ich mir vorkam wie auf einem Karussell. Dabei war der erste Band ganz und gar nicht schlecht.
Leopardenblut (1. Band)
Sasha Duncan ist eine kardinale Mediale, deren Fähigkeiten sich ihr einfach nicht offenbaren wollen. Noch schlimmer: ihr Geist scheint zusammenzubrechen, immer öfter hat Sasha unerklärliche Gefühlsaufwallungen. Und Gefühle sind in der schönen sauberen Welt der Medialen nicht erlaubt.
Als sie auf den Gestaltwandler Lucas Hunter trifft, gerät ihr Leben vollends aus den Fugen.
Klingt das kryptisch? Das tut es. Doch man braucht nur höchstens drei Seiten, um sich im Buch zurechtzufinden.
Nalini Singh präsentiert uns hier eine Welt einige Jahrzehnte in der Zukunft. Schon immer hat es auf der Erde Mediale, Menschen mit besonderen geistigen Fähigkeiten, gegeben, sowie Gestaltwandler, Katzen, Wölfe, Hirsche, Schlangen etc.
Um 1960 herum schufen die Medialen den Vorläufer des Medialnets, ein geistiges Konstrukt, das es den ihren ermöglicht, telepathisch miteinander zu kommunizieren etc. Die Medialen begannen auch damit, Kleinkindern die Gefühle abzutrainieren. Vorgeblich, um die Verbrechensrate zu minimieren, denn ein Mensch ohne Gefühle und Emotionen kann ja keine Verbrechen begehen (haha!). Einhundert Jahre später sind die Medialen die Herrscher der Welt, sie kontrollieren nahezu alle Bereiche des Lebens, betrachten Menschen und Gestaltwandler als niedere Rassen und sind überhaupt sehr von sich eingenommen (was sie aber nicht zugeben, denn sie sind ja gefühllos).
Die Crème de la crème der medialen Gesellschaft sind die Kardinalmedialen, die über extrastarke Fähigkeiten verfügen, z. B. auf dem Gebiet der Telekinese, der Telepathie oder auch der Präkognition.
Ja, es ist ein romantischer Fantasyroman. Hat mich das gestört? Nur manchmal. Mich hat die beschriebene Welt sofort fasziniert. Außerdem - es geht um Katzen. Großkatzen! Lucas Hunter ist nämlich ein Leopard-Gestaltwandler und in seiner tierischen Gestalt ziemlich verschmust. Es ist interessant und oft witzig zu beobachten, wie Sasha dem Charme des Katers erliegt. Die erotischen Szenen halten sich in Grenzen, manchen Genre-Leserinnen dürften es derer sogar zu wenige sein. Ich hätte gerne komplett auf den ganzen Sermon verzichtet, aber wenn man sich auf die entworfene Welt konzentriert, ist es halb so wild. Schwierigkeiten hatte ich eigentlich nur beim Versuch, mir diese Abstraktion in Form des Medialnets vorzustellen.
Wenn man die Grundidee der Reihe zusammenfassen müsste, würde ich sagen, es geht um die Pervertierung von etwas Gutem. Die Medialen haben es verlernt, ihre Fähigkeiten zu Wohle aller einzusetzen.
Den ersten Band habe ich bereits öfter gehört, er gefällt mir auch heute noch. Der zweite geht auch noch, ab dem dritten muss man oft tief durchatmen, um ruhig zu bleiben, der vierte wollte überhaupt kein Ende nehmen. Es bahnt sich allerdings eine hochinteressante und komplexe Hintergrundgeschichte auf, die ich gerne verfolgen würde. Mal sehen, vielleicht nächstes Jahr.
Fazit: Katzen gehen immer!
#euleliest #eulehört #nalinisingh #romantasy #fantasy #leopardenblut #gestaltwandler
Die Tatarenwüste
Die Tatarenwüste ist ein Buch von Dino Buzzati und hat schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel (erschienen 1940). Eine meiner Stammbloggerinnen sprach von diesem Roman als von einem ihrer Lieblingsbücher, das machte mich neugierig.
Beim Lesen wunderte ich mich zunehmend über das Nichts, das in diesem Buch vorherrscht. Da wird der frischgebackene Offizier Giovanni Drogo in eine Festung in der Tatarenwüste abkommandiert. Er merkt sofort, dass hier vor Eintönigkeit sogar die Fliegen Selbstmord begehen (bildlich gesprochen), und will rasch wieder auf einen anderen Posten versetzt werden. Da sich nicht sofort eine Versetzung ergibt, muss er notgedrungen erst einmal bleiben.Er bleibt jahrzehntelang.
In der Festung, die einen Gebirgspass bewacht, lebt man in Erwartung eines Angriffs der Tataren - oder eines anderen Feindes. Außer einer Erwartung auf spannendere Ereignisse gibt es nichts.
Nachdem ich mit dem Buch fertig war, war ich erstmal sauer. So ein langweiliges Zeugs! So viel verschwendete Lebenszeit - meine und die des Helden Drogo. Viel zu schlicht erzählt, viel zu viel Sand.
Aber: ich habe es vor über drei Jahren gelesen und denke immer noch fast täglich daran. Das Buch ist eine Parabel. Es handelt von einer Hoffnung auf das "richtige Leben" gleich um die nächste Ecke, doch ist dies unerreichbar, wenn man sich nicht dazu aufraffen kann vor die Tür zu treten und etwas zu tun.
Gelesen habe ich den Roman als eBook, werde mir aber irgendwann auch noch das Hardcover besorgen. Ich möchte dieses nachdenklich machende Buch, dieses "mahnende Werk" in meiner Sammlung haben.
Fazit: Zu recht ein Klassiker.
#euleliest #dinobuzzati #dietatarenwüste #buchtipp
Die Tatarenwüste ist ein Buch von Dino Buzzati und hat schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel (erschienen 1940). Eine meiner Stammbloggerinnen sprach von diesem Roman als von einem ihrer Lieblingsbücher, das machte mich neugierig.
Beim Lesen wunderte ich mich zunehmend über das Nichts, das in diesem Buch vorherrscht. Da wird der frischgebackene Offizier Giovanni Drogo in eine Festung in der Tatarenwüste abkommandiert. Er merkt sofort, dass hier vor Eintönigkeit sogar die Fliegen Selbstmord begehen (bildlich gesprochen), und will rasch wieder auf einen anderen Posten versetzt werden. Da sich nicht sofort eine Versetzung ergibt, muss er notgedrungen erst einmal bleiben.
In der Festung, die einen Gebirgspass bewacht, lebt man in Erwartung eines Angriffs der Tataren - oder eines anderen Feindes. Außer einer Erwartung auf spannendere Ereignisse gibt es nichts.
Nachdem ich mit dem Buch fertig war, war ich erstmal sauer. So ein langweiliges Zeugs! So viel verschwendete Lebenszeit - meine und die des Helden Drogo. Viel zu schlicht erzählt, viel zu viel Sand.
Aber: ich habe es vor über drei Jahren gelesen und denke immer noch fast täglich daran. Das Buch ist eine Parabel. Es handelt von einer Hoffnung auf das "richtige Leben" gleich um die nächste Ecke, doch ist dies unerreichbar, wenn man sich nicht dazu aufraffen kann vor die Tür zu treten und etwas zu tun.
Gelesen habe ich den Roman als eBook, werde mir aber irgendwann auch noch das Hardcover besorgen. Ich möchte dieses nachdenklich machende Buch, dieses "mahnende Werk" in meiner Sammlung haben.
Fazit: Zu recht ein Klassiker.
#euleliest #dinobuzzati #dietatarenwüste #buchtipp
App für KI-Bilderstellung installiert.
Ich: Erstelle das Bild einer grünen Spielzeugeule.
KI: erstellt das Bild eines Spielzeugkiwis.
Ich: Spielzeug Eule grün.
KI: erstellt das Bild eines grünlichen Fantasievogels.
Ich: Eule.
KI: erstellt das Bild eines Hahns.
App für KI-Bilderstellung deinstalliert.
Ich glaube, so bald brauchen wir uns keine Sorgen um eine Machtübernahme durch Skynet zu machen
#eulenalltag
Ich: Erstelle das Bild einer grünen Spielzeugeule.
KI: erstellt das Bild eines Spielzeugkiwis.
Ich: Spielzeug Eule grün.
KI: erstellt das Bild eines grünlichen Fantasievogels.
Ich: Eule.
KI: erstellt das Bild eines Hahns.
App für KI-Bilderstellung deinstalliert.
Ich glaube, so bald brauchen wir uns keine Sorgen um eine Machtübernahme durch Skynet zu machen
#eulenalltag
Viele, ganz viele Seiten. Zu viele Seiten
Also, dann wollen wir mal. Eine gute Partie von Vikram Seth erschien irgendwann in den 1990ern auf Deutsch. Der Roman spielt Anfang der 1950er, ein paar Jahre nach der Teilung Indiens (es entstanden die Staaten Indien und Pakistan).
Im Buch geht es um die Geschichte dieser chaotischen Zeit. Im Vordergrund steht die Suche nach einer guten Partie für eine 19jährige Studentin.
Es geht los mit einer Hochzeit. Savita Mehra heiratet Pran Kapoor, Dozent an der Uni und Sohn eines Ministers. Savita stammt ebenfalls aus einer angesehenen Familie, es ist also höchst gelungene - und arrangierte - Verbindung. Auf der Hochzeit teilt Savitas Mutter, Mrs. Rupa Mehra, ihrer jüngsten Tochter Lata mit: Jetzt müssen wir für dich auch noch einen guten Mann finden. Die Mutter stürzt sich mit ihrer gesamten, nicht unbeträchtlichen, Energie in diese Aufgabe.
Gleich vorne im Buch findet man die Stammbäume von vier Familien: Mehra, Khan, Kapoor und Chatterji. Aber es geht nicht nur um diese Familien. Es geht um ihre Freunde, Bekannten, entfernten Verwandten, Gärtner, Geschäftspartner - sucht euch was aus. Manchmal führt Vikram Seht eine Figur ausführlich in die Handlung ein, um sie dann nie wieder zu erwähnen. Es entstehen viele lose Enden.
Die Kapitel der Familie Mehra habe ich gern gelesen. Die Mutter ist ein Original, ein ganz hervorragend gezeichneter Charakter, der einen wie amüsieren so auch (meist) auf die Nerven gehen kann. Ihre Kinder Arun, Savita, Varun und Lata, bekommen nicht alle gleich viel Platz im Buch. Besonders Lata und den aufgeblasenen Arun fand ich gut gezeichnet. Ich weiß jetzt, von welcher Figur JK Rowling sich zu Percy Weasley inspirieren ließ 😎.
Die Familie Kapoor bekommt fast genauso viel Platz im Roman, und das ist Maan geschuldet, Prans jüngerem Bruder. Den konnte ich auf Anhieb nicht leiden, ein willensschwaches, wankelmütiges Bürschlein, das von einem Problem ins nächste stolpert.
Wozu der Autor die Familie Khan brauchte, erschließt sich mir nicht ganz. Für die politischen Hintergründe?
Und die Chatterjis - schillernd, laut, oft schamlos, reich und ganz und gar un-indisch (zumindest in den 50ern). Ich glaube, der Autor hat die zur Auflockerung der ganzen dicken Brühe erfunden.
Denn eine Brühe ist es. Dickflüssig, üppig und nahrhaft, geeignet für all jene, die schon immer was für Indien übrig hatten. Seth hat Politik, Kultur, Gesellschaft, Religionen in einen Topf geworfen, mit (in europäischen Ohren) exotischen Begriffen gewürzt und über einen ausgekippt. Denn als Lese-Mahlzeit ist es schwere Kost. Ich kann das Buch nur echten Indien-Fans empfehlen.
Ich gestehe, ab Seite 1000 habe ich alle Kapitel über Politik, derer es viele gibt, Sport, und religiöse Feste überblättert. Ich kriegte die einfach nicht mehr hinunter. Deshalb flutschte die 2. Hälfte des Buches etwas schneller als der 1. Teil.
Was mir ganz und gar nicht gefallen hat, war der allwissende Erzähler. Der sorgt für unzählige unwichtige Nebenwege, statt klar auf einer Straße zu bleiben, und sei diese noch so kurvenreich. Wenn innerhalb eines Kapitels zigmal zwischen den Figuren hin und her gesprungen wird, hemmt das den Lesefluss. Wenn jemand genau das mag - der hätte an diesem Buch seine Freude.
Fazit: So üppig wie Indien. Aber viel zu lang.
#euleliest #vikramseth #einegutepartie
Also, dann wollen wir mal. Eine gute Partie von Vikram Seth erschien irgendwann in den 1990ern auf Deutsch. Der Roman spielt Anfang der 1950er, ein paar Jahre nach der Teilung Indiens (es entstanden die Staaten Indien und Pakistan).
Im Buch geht es um die Geschichte dieser chaotischen Zeit. Im Vordergrund steht die Suche nach einer guten Partie für eine 19jährige Studentin.
Es geht los mit einer Hochzeit. Savita Mehra heiratet Pran Kapoor, Dozent an der Uni und Sohn eines Ministers. Savita stammt ebenfalls aus einer angesehenen Familie, es ist also höchst gelungene - und arrangierte - Verbindung. Auf der Hochzeit teilt Savitas Mutter, Mrs. Rupa Mehra, ihrer jüngsten Tochter Lata mit: Jetzt müssen wir für dich auch noch einen guten Mann finden. Die Mutter stürzt sich mit ihrer gesamten, nicht unbeträchtlichen, Energie in diese Aufgabe.
Gleich vorne im Buch findet man die Stammbäume von vier Familien: Mehra, Khan, Kapoor und Chatterji. Aber es geht nicht nur um diese Familien. Es geht um ihre Freunde, Bekannten, entfernten Verwandten, Gärtner, Geschäftspartner - sucht euch was aus. Manchmal führt Vikram Seht eine Figur ausführlich in die Handlung ein, um sie dann nie wieder zu erwähnen. Es entstehen viele lose Enden.
Die Kapitel der Familie Mehra habe ich gern gelesen. Die Mutter ist ein Original, ein ganz hervorragend gezeichneter Charakter, der einen wie amüsieren so auch (meist) auf die Nerven gehen kann. Ihre Kinder Arun, Savita, Varun und Lata, bekommen nicht alle gleich viel Platz im Buch. Besonders Lata und den aufgeblasenen Arun fand ich gut gezeichnet. Ich weiß jetzt, von welcher Figur JK Rowling sich zu Percy Weasley inspirieren ließ 😎.
Die Familie Kapoor bekommt fast genauso viel Platz im Roman, und das ist Maan geschuldet, Prans jüngerem Bruder. Den konnte ich auf Anhieb nicht leiden, ein willensschwaches, wankelmütiges Bürschlein, das von einem Problem ins nächste stolpert.
Wozu der Autor die Familie Khan brauchte, erschließt sich mir nicht ganz. Für die politischen Hintergründe?
Und die Chatterjis - schillernd, laut, oft schamlos, reich und ganz und gar un-indisch (zumindest in den 50ern). Ich glaube, der Autor hat die zur Auflockerung der ganzen dicken Brühe erfunden.
Denn eine Brühe ist es. Dickflüssig, üppig und nahrhaft, geeignet für all jene, die schon immer was für Indien übrig hatten. Seth hat Politik, Kultur, Gesellschaft, Religionen in einen Topf geworfen, mit (in europäischen Ohren) exotischen Begriffen gewürzt und über einen ausgekippt. Denn als Lese-Mahlzeit ist es schwere Kost. Ich kann das Buch nur echten Indien-Fans empfehlen.
Ich gestehe, ab Seite 1000 habe ich alle Kapitel über Politik, derer es viele gibt, Sport, und religiöse Feste überblättert. Ich kriegte die einfach nicht mehr hinunter. Deshalb flutschte die 2. Hälfte des Buches etwas schneller als der 1. Teil.
Was mir ganz und gar nicht gefallen hat, war der allwissende Erzähler. Der sorgt für unzählige unwichtige Nebenwege, statt klar auf einer Straße zu bleiben, und sei diese noch so kurvenreich. Wenn innerhalb eines Kapitels zigmal zwischen den Figuren hin und her gesprungen wird, hemmt das den Lesefluss. Wenn jemand genau das mag - der hätte an diesem Buch seine Freude.
Fazit: So üppig wie Indien. Aber viel zu lang.
#euleliest #vikramseth #einegutepartie
Mit Feuer und Schwert gegen Aliens
Vor ca. 6 Jahren las ich einen SF-Roman, an den ich immer noch ab und an denken muss. Wie konnte das bloß passieren, dass ich hier im Kanal nie über dieses Buch schrieb?
Sir Rogers himmlischer Kreuzzug von Poul Anderson
Worum geht es?
Im Jahre 1345 wollen kriegerische Aliens die rückständige Erde erobern. Das außerirdische Schiff landet unweit der Burg von Baron und Ritter Roger de Tourneville. Die Aliens haben die Rechnung jedoch ohne den Ritter gemacht, der sie schon bald das Fürchten lehrt. Ohne viel Federlesens übernimmt dieser das fremdartige Schiff und geht mit Mann und Maus an Bord.
Aliens im Mittelalter, das sollte eine unterhaltsame Konstellation werden, dachte ich. Und ich hatte recht!
Die Geschichte wird aus der Sicht eines Geistlichen, Bruder Parvus, erzählt, der natürlich in allem eine göttliche Fügung oder Verdammnis sieht. Dass die Erde keine Scheibe ist und die Sterne im Himmel andere Sonnen sind, verstört Bruder Parvus und Sir Roger zunächst, aber dann gewöhnen sie sich schnell an dieses göttliche Werk namens Universum.
Sir Roger wollte eigentlich mit dem eroberten Alien-Raumschiff ins Heilige Land fliegen, um dort die Sarazenen aufzumischen, aber durch Verrat landet er mit seinem ganzen Dorf auf einem fremden Planeten. Die dortigen Aliens sind auf einen Kreuzritter von Sir Rogers Kaliber nicht vorbereitet und so bringt er schon nach wenigen Tagen den ganzen Planeten unter seine Kontrolle. Doch ein Planet ist nicht genug!
Dieses Buch ist stellenweise wirklich witzig, beispielsweise dann, wenn Sir Roger und seine Mannen mit Schwert und Bogen auf die Aliens eindreschen, die doch mit ihrer Technologie den Menschen weit überlegen sein sollten. Oder wenn Bruder Parvus die Technik der eroberten Schiffe und Festungen als Teufelswerk bezeichnet.
Über weite Strecken ist dieses dünne Büchlein spannend und interessant, aber im letzten Drittel wurde es mir dann zuviel. Der Ritter und seine Garde hetzen von hier nach dort und erobern, ohne dass Details bekannt werden. Das Buch ist von 1960 und ich habe mich ständig gefragt, was wohl aus diesem Stoff heute geworden wäre. Eine fünfteilige Reihe vermutlich, voller Action und Intrigen. Aber wohl auch mit weniger Witz.
Fazit: Ein unterhaltsames Abenteuer nicht nur für SF-Fans.
#euleliest #sirrogershimmlischerkreuzzug #thehighcrusade #poulanderson
Vor ca. 6 Jahren las ich einen SF-Roman, an den ich immer noch ab und an denken muss. Wie konnte das bloß passieren, dass ich hier im Kanal nie über dieses Buch schrieb?
Sir Rogers himmlischer Kreuzzug von Poul Anderson
Worum geht es?
Im Jahre 1345 wollen kriegerische Aliens die rückständige Erde erobern. Das außerirdische Schiff landet unweit der Burg von Baron und Ritter Roger de Tourneville. Die Aliens haben die Rechnung jedoch ohne den Ritter gemacht, der sie schon bald das Fürchten lehrt. Ohne viel Federlesens übernimmt dieser das fremdartige Schiff und geht mit Mann und Maus an Bord.
Aliens im Mittelalter, das sollte eine unterhaltsame Konstellation werden, dachte ich. Und ich hatte recht!
Die Geschichte wird aus der Sicht eines Geistlichen, Bruder Parvus, erzählt, der natürlich in allem eine göttliche Fügung oder Verdammnis sieht. Dass die Erde keine Scheibe ist und die Sterne im Himmel andere Sonnen sind, verstört Bruder Parvus und Sir Roger zunächst, aber dann gewöhnen sie sich schnell an dieses göttliche Werk namens Universum.
Sir Roger wollte eigentlich mit dem eroberten Alien-Raumschiff ins Heilige Land fliegen, um dort die Sarazenen aufzumischen, aber durch Verrat landet er mit seinem ganzen Dorf auf einem fremden Planeten. Die dortigen Aliens sind auf einen Kreuzritter von Sir Rogers Kaliber nicht vorbereitet und so bringt er schon nach wenigen Tagen den ganzen Planeten unter seine Kontrolle. Doch ein Planet ist nicht genug!
Dieses Buch ist stellenweise wirklich witzig, beispielsweise dann, wenn Sir Roger und seine Mannen mit Schwert und Bogen auf die Aliens eindreschen, die doch mit ihrer Technologie den Menschen weit überlegen sein sollten. Oder wenn Bruder Parvus die Technik der eroberten Schiffe und Festungen als Teufelswerk bezeichnet.
Über weite Strecken ist dieses dünne Büchlein spannend und interessant, aber im letzten Drittel wurde es mir dann zuviel. Der Ritter und seine Garde hetzen von hier nach dort und erobern, ohne dass Details bekannt werden. Das Buch ist von 1960 und ich habe mich ständig gefragt, was wohl aus diesem Stoff heute geworden wäre. Eine fünfteilige Reihe vermutlich, voller Action und Intrigen. Aber wohl auch mit weniger Witz.
Fazit: Ein unterhaltsames Abenteuer nicht nur für SF-Fans.
#euleliest #sirrogershimmlischerkreuzzug #thehighcrusade #poulanderson
Esoterischer Roman
Einst begann sich eine junge Frau aus Sibirien für Esoterik zu interessieren. Sie las Richard Bach, Rhonda Byrne und Luule Viilma und den ganzen Rest, versuchte das eigene Bewusstsein zu erweitern und Wünsche wahr werden zu lassen wie in The Secret. Irgendwann dachte sie: "Ich will auch so ein Buch schreiben". Sie entschied sich nicht für ein Pseudosachbuch, sondern für einen Roman, den sie als Liebesroman tarnte.
So könnte es gewesen sein. Könnte, denn natürlich weiß ich es nicht. Wenn ich aber den Roman lese, den sie geschrieben hat, habe ich genau diese Szene vor Augen. Um wen geht es? Tatsächlich um eine Autorin, die ich hier im Kanal schon einige Mal erwähnt habe: Veronica Melan (Вероника Мелан).
Ich wollte ihre Bücher nie mehr lesen, und was die neueren angeht, so halte ich mich daran. Aber die alten, die, die ich bereits vor 10 Jahren las, hatten mich damals so nachdrücklich beeindruckt, dass ich nicht widerstehen kann, diese gelegentlich erneut zu lesen.
Die Bücher der Autorin spielen überwiegend in einer Parallelwelt. Es gibt Romane, in denen die Liebesgeschichte alles überlagert, aber auch solche, die dazu dienen, sich selbst besser kennen zu lernen, die eigenen Gedanken zu analysieren. Von letzteren gibt es einen Roman, den ich 4 oder 5 Mal gelesen bzw. gehört habe, (Уровень: Магия). Wie übersetzte ich diesen Titel am besten? Das Magische Level? Egal. Mir geht es heute um die Bücher Drake (Дрейк) und Bernarda (Бернарда) aus der Reihe Games of Reality (Игра реальностей).
Warum also diese Bücher? Weil die Autorin zumindest früher einmal eine unglaublich realistische Welt erschaffen konnte. Idee, Ausführung und Schreibstil reißen einen sofort mit. Drake handelt von der 26jährigen Bernarda, die ihr Dasein in der sibirischen Provinz Anfang der 2000er fristet. Sie ist mit ihrem Äußeren unzufrieden, ihr Job ödet sie an und die Einsamkeit frisst sie innerlich auf. Dann entdeckt sie, dass sie in eine Parallelwelt teleportieren kann, in welcher all ihre Wünsche und Sehnsüchte wahr werden können.
Obwohl zumindest ich mich innerhalb von wenigen Seiten mit der Hauptfigur identifizieren konnte, weil Bernarda einfach unglaublich echt wirkt, hadere ich auch beim ReRead mit der fehlenden Spannung. Es gibt eine Einleitung, eine Art Schluss (offen, weil da noch ein Folgeband kommt), aber der Höhepunkt, der ja das eigentliche Leckerli einer jeden Geschichte sein sollte, fehlt vollständig. Mir sind solche Bücher tatsächlich bereits öfter begegnet, es waren immer Erstlingswerke.
Ob auch Drake der erste Schreibversuch der Autorin war, kann ich nicht sagen, der Schreibstil spricht dagegen. Ich glaube daher, dass es so war, wie ich eingangs schrieb: Melan wollte Esoterik schreiben und tat es dann auch, zum Teufel mit dem klassischen Textaufbau.
Der Grund, warum ich immer wieder zu diesem Buch und der Fortsetzung greife, ist die Atmosphäre. Man kann sich sofort in der fiktiven Welt zurecht finden und in die Hauptfigur hineinversetzen. So etwas ist relativ selten. Daher mache ich mich jetzt an den Folgeband.
Vielleicht ist meine Begeisterung für dieses Buch auch einfach nur dem Streunerkater geschuldet, der darin vorkommt 😎
#euleliest #eulehört #veronicamelan #gamesofreality #вероникамелан
Einst begann sich eine junge Frau aus Sibirien für Esoterik zu interessieren. Sie las Richard Bach, Rhonda Byrne und Luule Viilma und den ganzen Rest, versuchte das eigene Bewusstsein zu erweitern und Wünsche wahr werden zu lassen wie in The Secret. Irgendwann dachte sie: "Ich will auch so ein Buch schreiben". Sie entschied sich nicht für ein Pseudosachbuch, sondern für einen Roman, den sie als Liebesroman tarnte.
So könnte es gewesen sein. Könnte, denn natürlich weiß ich es nicht. Wenn ich aber den Roman lese, den sie geschrieben hat, habe ich genau diese Szene vor Augen. Um wen geht es? Tatsächlich um eine Autorin, die ich hier im Kanal schon einige Mal erwähnt habe: Veronica Melan (Вероника Мелан).
Ich wollte ihre Bücher nie mehr lesen, und was die neueren angeht, so halte ich mich daran. Aber die alten, die, die ich bereits vor 10 Jahren las, hatten mich damals so nachdrücklich beeindruckt, dass ich nicht widerstehen kann, diese gelegentlich erneut zu lesen.
Die Bücher der Autorin spielen überwiegend in einer Parallelwelt. Es gibt Romane, in denen die Liebesgeschichte alles überlagert, aber auch solche, die dazu dienen, sich selbst besser kennen zu lernen, die eigenen Gedanken zu analysieren. Von letzteren gibt es einen Roman, den ich 4 oder 5 Mal gelesen bzw. gehört habe, (Уровень: Магия). Wie übersetzte ich diesen Titel am besten? Das Magische Level? Egal. Mir geht es heute um die Bücher Drake (Дрейк) und Bernarda (Бернарда) aus der Reihe Games of Reality (Игра реальностей).
Warum also diese Bücher? Weil die Autorin zumindest früher einmal eine unglaublich realistische Welt erschaffen konnte. Idee, Ausführung und Schreibstil reißen einen sofort mit. Drake handelt von der 26jährigen Bernarda, die ihr Dasein in der sibirischen Provinz Anfang der 2000er fristet. Sie ist mit ihrem Äußeren unzufrieden, ihr Job ödet sie an und die Einsamkeit frisst sie innerlich auf. Dann entdeckt sie, dass sie in eine Parallelwelt teleportieren kann, in welcher all ihre Wünsche und Sehnsüchte wahr werden können.
Obwohl zumindest ich mich innerhalb von wenigen Seiten mit der Hauptfigur identifizieren konnte, weil Bernarda einfach unglaublich echt wirkt, hadere ich auch beim ReRead mit der fehlenden Spannung. Es gibt eine Einleitung, eine Art Schluss (offen, weil da noch ein Folgeband kommt), aber der Höhepunkt, der ja das eigentliche Leckerli einer jeden Geschichte sein sollte, fehlt vollständig. Mir sind solche Bücher tatsächlich bereits öfter begegnet, es waren immer Erstlingswerke.
Ob auch Drake der erste Schreibversuch der Autorin war, kann ich nicht sagen, der Schreibstil spricht dagegen. Ich glaube daher, dass es so war, wie ich eingangs schrieb: Melan wollte Esoterik schreiben und tat es dann auch, zum Teufel mit dem klassischen Textaufbau.
Der Grund, warum ich immer wieder zu diesem Buch und der Fortsetzung greife, ist die Atmosphäre. Man kann sich sofort in der fiktiven Welt zurecht finden und in die Hauptfigur hineinversetzen. So etwas ist relativ selten. Daher mache ich mich jetzt an den Folgeband.
Vielleicht ist meine Begeisterung für dieses Buch auch einfach nur dem Streunerkater geschuldet, der darin vorkommt 😎
#euleliest #eulehört #veronicamelan #gamesofreality #вероникамелан