Eule 🦉
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Das Wort zum Alltag

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Auf nach Japan

Heute früh habe ich ein Buch beendet, das mich wochenlang begleitet hatte: Japan - Abstieg in Würde von Wieland Wagner.
Eigentlich interessiere ich mich überhaupt nicht für Japan. Dieses Buch landete in meinem Regal, weil ich ein Sachbuch über Demografie suchte und dachte, es hiermit gefunden zu haben. Nicht ganz, wie sich herausstellte.

Im ersten Kapitel geht es tatsächlich um Demografie. Der Autor schreibt, wie er Japan früher erlebt hat und wie es heute ist, nämlich etwas trostlos. Das Land hat Probleme mit dem fehlenden Nachwuchs, der stetig alternden Bevölkerung und dem daraus folgenden Personalmangel in der Arbeitswelt. Das ist ein weltweiter Trend, doch in Japan zeigt er sich am deutlichsten.

In den restlichen vier Kapiteln geht Wieland Wagner auf Themen wie Fukushima, Geschichte, Wirtschaft und Politik ein. Ich hätte nichts dagegen, über jedes dieser Themen ein ganzes Buch zu lesen, denn das vorliegende Werk ist mit 248 Seiten leider zu kurz. Wieland Wagner zeichnet das Bild eines altehrwürdigen Landes, das den Anschluss an die Moderne verpasst hat und nun eine Überlebensstrategie braucht. Japan setzt auf Harmonie und vermeidet deshalb Konflikte. Ohne Konflikte und Diskussionen und Vergangenheistbewältigung ist Fortschritt schwierig. Wenn man die auftauchenden Probleme unter den Teppich kehrt und totschweigt, kann man nichts aus ihnen lernen. Im Buch wird das besonders im zweiten Kapitel Fukushima: Die verpasste Chance deutlich.

Auch im vierten Kapitel, Sony & Co.: Ein Nachruf geht es um vertane Chancen. Einst wurde die Welt überflutet mit japanischer Elektronik, doch heute hört man von japanischer Produktion kaum noch etwas. Der Autor begründet das mit der kulturellen Eigenheit der Japaner: Ein Handwerker arbeitet so lange an seinem Produkt, bis er in seinem Handwerk Vollkommenheit erreicht, für Änderungen oder gar Kreativität ist kein Platz.
Es gibt auch einen Exkurs in die Politik des Inselreichs. Selbst für Politikverweigerer dürfte das interessant sein. Wagner schreibt, dass die reformscheue Regierung Japans eher den "industriepolitischen Denkmalschutz" betreibe als dass sie versuchte, das Land in die Zukunft zu führen (das ist eh ganz modern heutzutage 😏).

Alles in allem war das eine spannende Lektüre. Ich vergebe vier von fünf Eulen. Eine Eule ziehe ich ab, weil mir stellenweise die Sprache nicht zusagte. Ein seriöses Buch vom Spiegel Buchverlag sollte auf umgangssprachliche Formulierungen möglichst verzichten.

Fazit: Für Japan-Einsteiger

#euleliest #wielandwagner #japanabstieginwürde #japan #sachbuch
Silo

Das eBook Silo von Hugh Howey schlummerte lange in meiner Sammlung. Vor kurzem habe ich mir das Hörbuch heruntergeladen und es gehört. Schon einmal vorab: Hätte nicht sein müssen.

Die Geschichte spielt in einem riesigen unterirdischen Silo. Die Menschen leben seit vielen Generationen hier und wissen eines ganz genau: Draußen an der Oberfläche ist kein Leben möglich. Und es will ja auch niemand raus, denn alles, was man zum Überleben braucht, gibt es in der unterirdischen Welt.
Ab und zu werden zum Tode verurteilte nach draußen geschickt, zur sogenannten Reinigung. Bevor diese Menschen sterben, müssen sie die Kameralinsen reinigen, damit die Bewohner des Silos einen freien Blick auf die tote Welt haben.

Das Buch beginnt mit dem Sheriff des Silos, dessen Frau vor drei Jahren zur Reinigung verurteilt wurde. Er glaubt, dass sie irgendwie überlebt hat und äußert den Wusch, ihr zu folgen. Allein der Wunsch, das Silo verlassen zu wollen, wird mit dem Tode bestraft. Er geht also hinaus und -
Schnitt!
Die Bürgermeisterin und der Stellvertreter des inzwischen verschiedenen Sheriffs machen sich auf die Reise nach "unten". In der Abteilung Technik, irgendwo jenseits des 140. unterirdischen Stockwerks, wollen sie eine junge Frau, Jules, als neuen Sheriff rekrutieren. Sie steigen also herab, dann wieder hoch -
Schnitt!
Jules ist sehr zufrieden mit ihrem Dasein als Technikerin, sie ist eine der Besten im Silo. Das unerwartete Angebot der Bürgermeisterin wirft ihr Leben komplett aus der Bahn, und in der Ferne winkt die Reinigung.

Mir hat gefallen, wie Howey das gigantische Bauwerk beschrieben hat. Es ist voller Leben, hat eigene Gesetze und Rituale. Es ist nicht zu 100 % glaubwürdig, aber unterhaltsam.
Was mir nicht gefallen hat, ist die Erzählstruktur. Bis gefühlt in die zweite Hälfte des Buches hinein weiß man nicht, wohin die Geschichte geht und wer überhaupt die Hauptfigur ist.
Der Roman hat mich zwiespältig zurückgelassen. Für mich hat er sich die ganze Zeit irgendwie nach Popcorn angefühlt, man hat was zu knabbern, wird aber nicht satt. Nach dem Lesen bzw. Hören hat man ihn schnell vergessen. Das Buch ist bei mir keine drei Wochen her und ich kann mich nur noch an den Namen Jules erinnern. Ich weiß allerdings noch, dass es einen ganz und gar bösen Bösewicht gibt, der keine echte Motivation zu haben scheint, oder die man ihm nicht abkauft, weil er so eindimensional geraten ist.

Alles in Allem: Vielleicht ist die Apple TV-Verfilmung ja ganz ok, aber es reizt mich genau 0 Prozent, die Trilogie zu beenden.

#euleliest #eulehört #silo #hughhowey
Die Starfarer-Verschwörung

Die Starfarer-Verschwörung ist der erste Band der Sax-Chroniken von Richard Schwartz und erschien 2019. Der Name des Autors war mir zu dem Zeitpunkt schon wohlbekannt, daher musste das Buch natürlich sofort her.
Bis dato hatte ich Richard Schwartz nur als Fantasy-Autor kenenngelernt, war also ein ganz klein wenig skeptisch, ob er auch wirklich Science-Fiction kann. Kann er.

Worum geht es?

Die obdachlose Trickbetrügerin Sax findet unterhalb der Straßen der Stadt Eltyr einen perfekt erhaltenen Shuttle. Versehentlich aktiviert sie die Künstliche Intelligenz Maya, die sich fortan in Sax' Körper einnistet. Sax wird dadurch beinahe unbesiegbar, praktisch zur Superheldin.

Auch wenn meine Zusammenfassung ein wenig uninteressant klingen mag, das Buch ist es nicht. Richard Schwartz zeichnet hier eine komplexe Welt, die keinerlei Logiklöcher aufweist, jedenfalls konnte ich auch beim wiederholten Hören des Hörbuchs keine entdecken.
Sax' Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund einer fernen Zukunft ab, in der die Menschheit sich über etliche Planeten ausgebreitet hat. Einst waren die Kolonien in einer Hegemonie vereint, doch die Hegemonie ging vor gut 300 Jahren unter. Inzwischen gibt es viele Spannungen zwischen den Kolonien, die aus einer unbekannten Quelle immer wieder neu entfacht werden. Sax und ihre Freunde begeben sich auf die Suche nach dieser Quelle.

Mir hat das Hörbuch beim zweiten Hören sogar noch ein wenig besser gefallen als beim ersten. Beim ersten Hören kann einen die vielschichtige Geschichte mit ihren zahlreichen Figuren und Intrigen möglicherweise etwas überfordern, man muss der Geschichte genau folgen und sich nicht ablenken lassen. Beim zweiten Mal ist es besser, man kennt sich bereits aus und kann einfach nur ein rasantes Abenteuer genießen.

Was mich, nein, nicht gestört, nur ein wenig gepiekst hat, waren die unzähligen Zufälle, die sich im Laufe der Handlung ergeben. Der Autor liebt es auch, mal eben wichtige Infos aus dem Ärmel zu ziehen, von denen man vorher nichts geahnt hat. Nach dem Motto: Ich habe XYZ bisher mit keinem Wort erwähnt, aber hier ist es, Bon Appétit.

Die Fortsetzung, Die Rovan-Intrige, hat auf sich warten lassen, sie erschien erst vor wenigen Wochen. Ich werde mir das Hörbuch baldmöglichst anhören.

Fazit: Rasant und unwiderstehlich!

#euleliest #eulehört #richardschwartz #diesaxchroniken #diestarfarerverschwörung #dierovanintrige #sciencefiction #buchtipp
Ich wünsche einen tollen Handtuchtag!
Dem Buch ausgeliefert

Weiter oben schrieb ich über das Buch Größenwahn von Lee Child. Inzwischen habe ich auch Teil 2, Ausgeliefert, beendet.
Tja.

Worum geht es?

Jack Reacher, der vagabundierende Ex-Militär, stolpert mitten in eine Entführung hinein und wird von den Entführern gleich mitgenommen. Das eigentliche Opfer, Holly, ist FBI-Agentin und die Tochter des Oberkommandierenden der US-Streitrkäfte (oder so). Die beiden werden quer durchs Land gefahren und in der Wildnis abgeladen. Hier versucht der Führer einer radikalen Miliz ein "neues Amerika" zu verwirklichen. Jack Reacher hat was dagegen.

Das war enttäuschend. Die meisten Figuren sind so debil, dass man sich fragt, wie die überhaupt laufen gelernt haben. Im Vergleich zu ihnen ist Reacher der Überheld, dem kein Graben zu tief, keine Höhle zu eng und eine Waffe zu groß ist. Klingt das zweideutig? Dann habt ihr schweinische Gedanken, schämt euch. Reacher ist der strahlende, aufrechte Muckimann, der nicht viel sagt und viel schießt.
Der Spruch "Die Klugheit des Fuchses besteht zu 50 % aus der Dummheit der Hühner" passt genau auf dieses Buch.
Im Grunde ist es eine öde Ode an die Waffen und den ehrenhaften Streiter Jack Reacher. Ich habe das Hörbuch nur mit Mühe beenden können. Leider dreht sich die zweite Amazon-Video-Staffel nicht um diesen Buchteil, denn möglicherweise wäre der Roman in bewegten Bildern viel besser gewesen.

Das erste Buch war Popcorn, dieses hier ist ziemlich abgestandenes, längst nicht mehr knuspriges Popcorn. Ich werde es noch mit Band 3 versuchen und wenn dieser auch nichts taugt, dann war es das mit den Romanen von Lee Child.

#eulehört #eulelies #leechild #jackreacher #ausgeliefert
Nur 2 eBooks bisher!
🤯
#eulehört #euleliest
Es war einmal - oder - Der Weltraum, unendliche Weiten

Ein Autor, von dem ich immer gerne was gelesen bzw. gehört habe, hat mich enttäuscht. Die Rede ist von Brandon Sanderson. Ich habe möglicherweise auch einfach eine Überdosis seiner Werke bekommen. In diesem Jahr habe ich 8 (acht) seiner Bücher durch, von denen es sich bei der Hälfte um ReReads handelte. Um die ersten sieben geht es ein anderes Mal, heute will ich über Weit über der smaragdgrünen See schreiben.

Worum geht es?

Die junge Tress lebt auf einem seltsamen Planeten. Leben ist nur auf Inseln möglich, und ein Meer im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Alle "Meere" bestehen aus Sporen, die von Monden herabfallen. (Aber nein, nicht bei Anne McCaffrey geklaut, wo denkt ihr denn hin? Nienicht.) Die Sporen wachsen explosionsartig, wenn sie in Kontakt mit Flüssigkeit kommen, so dass man plötzlich von einem Baum oder einem kristallenen Gebilde aufgespießt werden kann (je nach "Meer").
Tress verliebt sich in Charlie, dem Sohn des Inselherzogs, doch wird Charlie von seinem Vater mit auf eine Reise genommen, von der er nicht mehr zurückkehrt. Tress macht sich auf die Suche.

Wo fange ich bloß an.
Das Buch spielt im Cosmere-Universum, in den deutschen Ausgaben auch gerne Kosmeer genannt. Meine oberflächliche Recherche ergab, dass es sich bei Cosmere um eine fiktive Zwerggalaxie handelt. Wie auch immer. Viel Relevanz hat das Ganze nicht, außer dass es wiederkehrende Figuren gibt und viel Unsinn.

Auch in diesem speziellen Tress-Buch taucht eine Figur aus anderen Sanderson-Romanen auf, nämlich Hoid. Der ist hier insofern wichtig, dass Weit über der smaragdgrünen See aus seiner Sicht erzählt wird. Normalerweise sind die Erzähler einer Geschichte in diese Geschichte eingebunden, sie spielen eine tragende Rolle. Hoid dagegen ist hier nicht nur eine Nebenfigur aus der zweiten Reihe, sondern eine aus Reihe 125 oder so. Er taucht nur hin und wieder mal auf, damit wir Leser:innen nicht vergessen, dass es ja eigentlich sein Abenteuer ist. Das geht so: Tress schmiedet Pläne, gerät in Gefangenschaft, wird Piratin etc., alles ganz fein, - und plötzlich steckt Hoid seine Nase in die Handlung und teilt uns mit "Ich habe in dem Moment, als Tress xyz tat, daran gedacht, dass [...]". Das ist absolut ekelhaft, ein Autor, zudem ein erfahrener Autor, eine Größe wie Sanderson, sollte es wirklich besser wissen. Diese Einschübe reißen einen mit Lichtgeschwindigkeit aus der Geschichte und sind unsäglich störend.

Und da ich schon die Lichtgeschwindigkeit erwähne, kommen wir zum zweiten und letzten Punkt der Enttäuschungen. Was für ein Genre ist das überhaupt? Ist es ein Märchen, weil ja alles süß und abenteuerlich und märchenhaft ist? Oder ist es Fantasy, weil ja sogar Drachen auftauchen und so. Oder ist es Science-Fiction, weil ja andere Planeten vorkommen und ein waschechtes Raumschiff? Für wen, um Henker, ist diese Geschichte geschrieben worden? Wer ist die Zielgruppe? Nach Beendigung dieses Buches konnte ich zumindest diese letzte Frage beantworten: Es ist ein Buch für Sanderson-Fans. Ausschließlich!

Gibt es denn wenigstens einen Punkt, der mir nicht ganz so sauer aufstieß, der vielleicht ganz und gar positiv überraschend war? Genau einen. Es war die Szene in der Drachenhöhle. Damit hatte ich nicht gerechnet, das war clever.

Ich habe diesem Buch einen Stern von fünf gegeben. Weniger ging leider nicht.

Einer der Flops des Jahres, ein echtes Kaminbuch.

#euleliest #brandonsanderson #tressoftheemeraldsee #cosmere #weitüberdersmaragdgrünensee #lesenamkamin
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Seit Dienstag lahmt er. Eine Entzündung nach einem Katzenbiss. 2x beim TA gewesen, bisher keine Besserung...
#katzen
Und die Moral von der Geschicht...

Neulich habe ich das Hörbuch After Work von Simona Ahrnstedt gehört (vortrefflich vorgelesen von Vera Teltz). Ich möchte euch meine Eindrücke nicht vorenthalten.

Worum geht es?
Die Werbetexterin Lexia begegnet in der Bar dem attraktiven Adam. Sie ist schon ziemlich angetrunken und daher sehr gesprächig, erzählt ihm von ihrem Leben und ihren Sorgen. Lexia würde ihn auch gerne mit nach Hause nehmen, doch das lehnt er ab und ruft ihr stattdessen ein Taxi.
Am nächsten Tag schleppt sie sich mit einem mörderischen Kater in die Werbeagentur - und stellt fest, dass die Firma einen neuen Geschäftsführer hat. Ratet.

Es ist nicht die erste Geschichte mit einem ähnlichen Beginn, die ich gelesen bzw. gehört habe. Und jene andere (Sag's nicht weiter, Liebling! von Sophie Kinsella) war um Welten unterhaltsamer.
Das Unterhaltsame verlässt dieses Buch bereits nach der zweiten Begegnung von Lexia und Adam. Ab da wird es dröge. Die schwedische Autorin Simona Ahrnstedt deutet anfangs einen lustig-putzigen Liebesroman an und gleitet dann ab in die aktuelle Agenda, sprich: Bodyshaming, Divesität und so weiter. Nicht falsch verstehen, diese Themen sind wichtig und sollten auch in Büchern verarbeitet werden, doch die Autorin hat daraus einen so dicken Brei gekocht, dass man ihn kaum löffeln kann. Der erhobene Zeigefinger sticht einem hier fast beide Augen aus.
Das Moralisieren hat die Handlung dann auch gekillt. Dazu hat es nicht einmal die derb überzeichneten Figuren gebraucht.
Hat mir denn auch etwas gefallen? Durchaus. Ahrnstedt versteht es, Szenen so zu (be)schreiben, dass man sie fast fühlen kann. Das kann nicht jede(r).

Fazit: ... lieber Kinsella lesen.

#euleliest #eulehört #simonaahrnstedt #afterwork #liebesroman
In diesem Buch, "Die gute Erde", gibt es denn wohl hassenswertesten Kerl der Welt. So ein kleiner, mieser Scheißer!

#euleliest #dieguteerde #pearlsbuck
Die letzte Siedlerin

Die letzte Siedlerin ist ein Roman von Elizabeth Moon und erschien 1996. Im Jahr darauf wurde Moon für ihr Werk für den Hugo nominiert.

Worum geht es?
Ofelia hat über 40 Jahre mit ihrer Familie auf Sims Bancorp gelebt, einem Kolonieplaneten mit nur einer kleinen Siedlung. Als die Firma Sims Bancorporation die Konzession für den Planeten verliert, müssen alle Siedler ihre Heimat verlassen. Ofelia bleibt zurück und genießt ihr neues Leben als Einsiedlerin. Bis sie Besuch von Einheimischen bekommt.

Das Buch handelt von einer 70jährigen Frau, die es satt hat, sich sagen zu lassen, was sie zu tun hat. Deshalb zeigt sie ihrem "Arbeitgeber", der Verwalterfirma des Planeten, den Stinkefinger und setzt sich ab, als sämtliche Dorfbewohner ausgeflogen werden. Endlich, endlich allein! Sie richtet sich ihr neues Leben nach ihren eigenen Bedürfnissen ein, und niemand kann ihr reinreden, wenn sie mal keine Unterwäsche unter dem Rock trägt oder sich von oben bis unten mit buntem Schmuck behängt. Sie kümmert sich um den Garten, genauer gesagt, um einige Gärten, versorgt das zurückgebliebene Vieh in Gestalt von Rindern und Schafen. Sie findet die trockenen Aufzählungen im Logbuch der Kolonie langweilig und fügt romanreife Details ein. Mit einem Wort: Freiheit!
Dann findet sie auf dramatische Weise heraus, dass sie auf dem Planeten doch nicht allein ist. Es gibt vogelartige Zweibeiner, die prompt eine im Entstehen begriffene Kolonie überrennen. Bald stehen sie bei Ofelia vor der Tür.

Über weite Teile des Romans war ich einfach begeistert. So eine alte Dame mit Alterswehwehchen und Sturkopf lief mir in der Buchlandschaft bisher noch nie über den Weg. Kennt ihr diese Zeichnungen, die so echt wirken wie Fotos? So eine ist Ofelia. Sie wirkt echt. Sie ist schrullig, hat viel Selbstbewusstsein (auch wenn sie das erst im Laufe der Geschichte lernt), und sie hat eine klasse "Lasst mich bloß in Ruhe!"-Einstellung, für die ich ihr immer wieder applaudieren wollte. Ihr Leben lang durfte sie nicht sie selbst sein, deshalb will sie es jetzt erst recht wissen. Zu alldem kommt das Alter der Figur hinzu, das man ihr ohne Weiteres abkauft. Mit einem Wort: Woho, ich will mehr!

Die Geschehnisse des Romans konnte ich nicht immer zu 100 % glauben. Ein Unternehmen, das das Feld räumen muss, wird doch wohl alles Wertvolle mitnehmen, oder? Aber nein, nicht hier. Hier wird alles - bis auf die Menschen mit ein paar Kilo Handgepäck - zurückgelassen, nicht einmal die sicher teure Technik des Kraftwerks wird angetastet. Natürlich ist es so besser für Ofelia, denn ohne die Technik der Kolonie hätte sie wohl nicht überleben können.
Auch konnte ich die anderen Figuren, die im letzten Drittel des Buches eingeführt werden, nicht glauben, ich fand sie stellenweise stark überzeichnet und arg eindimensional. Sie sollten wohl den Kontrast zur fast schon zu perfekten Ofelia verstärken.
Zudem hat mich ein wenig genervt, dass die Autorin ihre Hauptfigur ausschließlich als Ofelia, sie oder alte Frau bezeichnet (die Aliens sind entweder Burschen oder Monster). Ok, Ofelia ist über hunderte von Seiten die einzige Akteurin der Geschichte, und ich weiß auch nicht, wie man das hätte besser machen können, aber irgendwann bekam ich davon ein nervöses Augenlidzucken. Ich würde gerne erfahren, ob das auch im Original so ist.

Alles in allem war das eine sehr gute Unterhaltung. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der Robinsonaden und/oder Erstkontakt-Geschichten mag.

#euleliest #elizabethmoon #dieletztesiedlerin #buchtipp #sciencefiction
Fortschritte

Meine Lesepläne machen Fortschritte. Ich finde, die Liste sieht sehr gut aus:

1x Strugatzki
1x Max Frei ✔️
1x Pratchett ✔️
1x Lem
1x Bradbury
1x Sachbuch ✔️
1x Biografie ✔️
1x Literatur aus oder über Asien ✔️
1x Krimi / Thriller ✔️
1x Historie ✔️
1x Klassiker (18. oder 19. Jh) ✔️
1x ein Buch, das 20 Jahre ungelesen im Regal steht

Den historischen Roman lese ich gerade. Ich habe ihn schon einmal abgehakt, dann sieht die Liste gleich schöner aus 😈.
Der Roman heißt Das Salz der Erde, ist von Daniel Wolf und hat 1100+ Seiten. Da ich mich für das Hörbuch entschieden habe, sind es ECHT viele Stunden, nämlich 33. Ich habe schon umfangreichere Hörbücher gehört, aber auch 33 Stunden sind eine Wucht.
Die Geschichte spielt in der Lothringen des 12. Jahrhunderts und handelt vom Salzhändler Michel de Fleury.
Historische Romane sind nicht mein bevorzugtes Jagdgebiet, aber gelegentlich (also so selten wie möglich) gerät mir eines an die Ohren. Tatsächlich gibt es sogar eines, das ich 2x gehört habe, Der Bastard von Tolosa von Ulf Schiewe. Ich werde bald mal was darüber schreiben. Das Buch lohnt sich wirklich.

#euleliest #eulehört #euleplant #eulenstatistik #dassalzdererde #historie #derbastardvontolosa
Der Bastard von Tolosa

Der Roman Der Bastard von Tolosa stammt aus der Feder des leider im letzten Jahr verstorbenen Ulf Schiewe. Das Buch erschien 2009 und war das schriftstellerische Debüt des Autors. Und was für eines!

Worum geht es?
Das gut tausendseitige Werk spielt Anfang des 12. Jahrhunderts. Jaufré Montalban, der sich als junger Mann den Kreuzrittern anschloss, ist inzwischen ein mit allen Kriegswassern gewaschener Soldat, der Kastellan einer großen Festung im Heiligen Land, Lebensgefährte einer schönen Armenin und Vater einer heranwachsenden Tochter. Als seine Gefährtin ermordet wird, zieht es ihn in Richtung Heimat. Mit seiner Tochter Adela reist er nach Hause, dorthin, wo er gar nicht mehr erwartet wird. Seine Frau Berta, die er gleich nach der Hochzeit verließ, steht im Begriff, einen anderen zu heiraten. Der Familiensitz der Montalbans, die Festung Rocafort, würde damit in die Hände seiner Feinde fallen. Außerdem muss Jaufré das Geheimnis seiner Herkunft enträtseln.

Historische Romane lese ich eher selten, vielleicht alle paar Jahre einen. Geschichten übers Mittelalter, Kreuzfahrer stehen dabei ganz unten auf der Liste der bevorzugten Werke. Nun habe ich aber vor ein paar Jahren diesen Roman als Hörbuch heruntergeladen, ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam. Vielleicht war es eines dieser Gratis- oder 2-zum-Preis-von-1-Angeboten. Lange habe ich das Buch einfach vergessen. Als ich es dann endlich startete, erlebte ich eine sehr schöne Überraschung.

Der Roman ist nichts für zarte Gemüter, hier geht es stellenweise recht blutig zur Sache. Die Charaktere sind, soweit ich mich erinnere, alle glaubwürdig beschrieben, Logikfehler sind mir keine aufgefallen. Ob das Ganze historisch korrekt ist, kann ich nicht beurteilen, aber als interessante, atemlos-spannende Geschichte taugt das Buch allemal.
Jaufré, der uns sein Leben erzählt, ist bereits ein alter Mann und diktiert seine Abenteuer einem Schreiber. Ich mag Rückblenden in Büchern eigentlich nicht so gern, aber ich muss zugeben, dass sie mich hier nicht gestört haben. Nicht von ungefähr habe ich mir das Hörbuch auch noch ein zweites Mal angehört, es ist ein wirklich unterhaltsames und gut geschriebenes Buch. Gelesen wird es von Reinhard Kuhnert.

Ich habe gerade ein wenig recherchiert - das Hörbuch ist auf Audible nicht mehr verfügbar, schade. Gut, dass ich es noch in meiner Audible-Bibliothek habe.
Falls ich bei jemandem das Interesse geweckt habe: Das ebook ist für humane 6,99 Euro zu haben.
Vor einiger Zeit versuchte ich mich an Das Schwert des Normannen, einem weiteren Buch von Ulf Schiewe, aber das ist sowohl vom Umfang als auch vom Thema ganz anders als sein Erstlingswerk, es hat mir nicht gefallen und den Rest der Reihe habe ich mir dann gespart. Den Bastard von Tolosa würde ich mir aber tatsächlich gerne als Hardcover ins Regal stellen. Vielleicht ergibt sich ja mal eine Gelegenheit.

#euleliest #eulehört #ulfschiewe #derbastardvontolosa #historie