Eule 🦉
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Das Wort zum Alltag

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Bitte lächeln!

Ich bin in einem der letzten Kapitel von Kinder des Nebels von Brandon Sanderson. Wie ich in dem Post oben schon schrieb, kann Sanderson phantastische Welten erschaffen wie kein zweiter. Aber Figuren sind nicht seine Stärke. Die sind allesamt emotionsarme Gestalten.
"Kelsier lächelte", "Er rollte mit den Augen", "Sie schnaubte", "Er runzelte die Stirn" - das sind die Hauptgefühlsregungen der Protagonisten. So langsam beginnt mein Augenlid bei jedem "Kelsier lächelte" zu zucken. Ich will ja unbedingt auch den Rest der Buchreihe hören, weiß aber im Moment nicht, ob ich das aushalten kann. Vielleicht sollte ich mir die Verben als Nachnamen der Figuren vorstellen: Vin Rolltemitdenaugen, Kelsier Schnaubte, so was halt. Dann geht es vielleicht.
Außerdem muss Sanderson bei all seiner Genialität unbedingt an einigen Formulierungen feilen (und die:der Übersetzer:in ebenso), denn wenn jemand keine Augen hat, kann er niemandem einen finsteren Blick zuwerfen. Hier musste ich mit den Augen rollen und schnauben.

Kinder des Nebels ist zusammen mit dem Rest der Reihe ohne Frage phantastisch. Aber längst nicht perfekt.

#euleliest #eulehört #brandonsanderson #mistborn #kinderdesnebels
Es wird nass

Heute war eine der Straßen hier in der Gegend schon wieder überflutet. Natürlich habe ich auch zum Thema Flut ein Buch gelesen 😎.

Die letzte Flut von Stephen Baxter

Die Pilotin Lily Brooke wird zusammen mit einigen Leidensgenossen aus der mehrjährigen Geiselhaft religiöser Fanatiker gerettet. Nach all der Zeit der Isolation kommt ihr die Welt stark verändert vor. Politik, Technik und sogar das Wetter sind ihr und ihren Kameraden fremd. Letzteres stellt sich als besonders unberechenbar heraus. Während im Internet vom Ansteigen des Meerespiegels um einen ganzen Meter zu lesen ist, wird dies von Politikern und Wissenschaftlern strickt abgestritten. Für sie ist es nur schlechtes Wetter, kommt eben vor. Klimawandel und so weiter.
Als immer mehr Städte überschwemmt und unbewohnbar werden, wird klar, dass es nicht bloß der Klimawandel ist.

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu beschreiben. Es besteht aus mehreren Episoden und umfasst mehrere Jahrzehnte. Die Figuren sind kaum mehr als Beobachter und haben keine große Funktion, außer zu verhindern, dass das Buch in die Kategorie Sachbuch abdriftet.
Durch die episodenhafte Erzählweise wird auch verhindert, dass der Leser irgendeine Beziehung zu den Figuren aufbaut.

Ganz vorne im Buch befinden sich einige Karten, die zeigen, wie stark sich das Antlitz des Planeten verändert, wenn der Meeresspiegel ansteigt. Die Karten haben bei mir ein beklemmendes Gefühl ausgelöst, in Verbindung mit der Handlung verstören sie einen geradezu.
Das ist dann auch das Hauptgefühl, das ich beim Lesen hatte.
Baxter schreibt nicht bloß über das steigende Meer, sondern auch über die Reaktionen der Menschen, den verzweifelten Überlebenskampf, den Verlust jahrtausendealter menschlicher Kultur sowie der Menschlichkeit.
Schnell wird klar, dass es keine Hoffnung für die Welt, wie wir sie kennen, gibt, keine Zukunft. Kleine Teile der Menschheit überleben auf dem Meer, die neuen Generationen kennen nichts anderes als Wasser und können mit Geschichten über die Vergangenheit nicht das geringste anfangen.

Fazit: Ein verstörender, aber verdammt realistischer Roman über das Ende der uns bekannten Welt.

#euleliest #stephenbaxter #dieletzteflut #sciencefiction
Noah hat das besser hinbekommen

Die letzte Arche von Stephen Baxter

Die Geschichte der letzten Flut wird fortgesetzt. Sie beginnt mit dem Vortrag von Thandie Jones über das steigende Meer. Nach diesem Vortrag schmieden die Reichsten der Reichen Pläne, um sich und ihre Familien zu retten. Die Entstehung und der Untergang der Arche III wird schon in Die letzte Flut erzählt, hier geht es um die Arche I.
Arche I ist ein Raumschiff, welches mit einem experimentellen Warp-Antrieb zu einer neuen Welt fliegen soll. Die Besatzungsmitglieder/Kolonisten werden bereits als Kinder ausgewählt und ausgebildet, unter ihnen Holle Groundwater, deren Vater das Projekt zunächst finanziert, bevor die Regierung es beschlagnahmt.

Die episodenhafte Erzählweise aus Die letzte Flut wird hier vom Autor konsequent weiterverwendet. Es gibt Zeitsprünge von mehreren Jahren, was der Geschichte nicht immer guttut.

Als großer Fan von Raumschiffen und Weltallgeschichten aller Art habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Aber es dauert mehrere hundert Seiten, bis es soweit ist und die Arche I ins All startet. Zuvor kämpft man sich durch das Leben und Ausbildung der Kandidaten, manchmal darf man einen Blick auf den gnadenlosen Überlebenskampf der Flutopfer werfen. Als die Arche I dann endlich unterwegs ist, wird es geradezu langweilig. Es gibt Konflikte, Machtkämpfe und Diskussionen, einmal sogar einen Aufstand, aber im großen Ganzen gondelt die Arche I ohne großes Tamtam durch die Weiten des Universums. Jahre vergehen, die Erde II erweist sich als kaum bewohnbar, dann fliegt die Arche I zum nächsten Stern, Jahrzehnte lang...

Die letzte Flut fand ich erschreckend realistisch, und die Szenen, die auf der Erde spielen, sind auch hier in Die letzte Arche erschreckend und realistisch. Der Flug des Raumschiffs dagegen ist für mich persönlich an kaum einer Stelle glaubhaft. Da fliegt das Warp-Schiff munter durch die Galaxis, aber nie geht etwas kaputt. Jahrzehntelang (!) gibt es für die wachsende Anzahl der Besatzung genug zu essen und Luft zum Atmen. Der Treibstoff geht nie aus.
Gefallen haben mir die psychologischen Auswirkungen der Reise: Die Menschen an Bord verlieren zum Teil nicht nur ihre Menschlichkeit, sondern auch das Wissen um die Vergangenheit. Irgendwann glauben viele von ihnen nicht mehr daran, sich in einem Raumschiff zu befinden, und brechen die Außenwand auf, um rauszukommen.

Fazit: Nicht ganz eine Enttäuschung, aber nahe dran.

#euleliest #stephenbaxter #dieletztearche #weltenschiff #sciencefiction

P. S.
Diese beiden Romane habe ich vor 10 Jahren gelesen. Wie die Zeit vergeht!
Per ardua ad astra

Weil's gerade so nett ist, hier noch ein weiterer Beitrag über ein Buch von Stephen Baxter. Der letzte für heute, versprochen.

Proxima
1. Teil der Dilogie

Im Jahre 2166 werden auf dem Mars ein paar hundert Sträflinge und Unruhestifter kurzerhand auf das Raumschiff Ad Astra verfrachtet, welches nach Proxima Centauri startet. Die Sträflinge sollen dort eine menschliche Kolonie aufbauen. Da dies das erste Projekt dieser Art ist, geht alles recht schnell und auf Kosten der gründlichen Überprüfung des erdähnlichen Planeten Prox. Die Kolonisten werden nach über 3 Jahren Flug in kleinen Gruppen einfach auf der neuen Heimat abgeladen und müssen zusehen, wie sie überleben. Da diese Menschen aber größtenteils wenig Skrupel haben und ein Menschenleben für sie nicht viel zählt, vor allem auf Proxima nicht, schrumpfen die Gruppen sehr schnell.
Der rätselhafte Yuri ist in seiner Gruppe aus ursprünglich etwa einem Dutzend Menschen am Ende allein mit der zurückgelassenen Raumflottenoffizierin Mardina auf Proxima gestrandet. Schon bald merken sie, dass der Ort, an dem man sie ausgesetzt hat, sich bald nicht mehr zum Leben eignen wird, und müssen weiterziehen. Unterwegs lernen sie mit der Hilfe des Kolonisationsroboters ColE mehr über den Planeten und deren seltsamen Bewohner.

Ein anderer Erzählstrang befasst sich mit der Physikerin Stef, die sich mit den Kernels beschäftigt. Kernels sind geheimnisvolle Energieartefakte, welche die Menschen auf dem Merkur gefunden haben und seitdem munter nutzen, ohne ihre Funktionsweise so recht zu verstehen.
Als mehrere hundert Kilometer unter der Oberfläche des Merkur eine Luke gefunden wird, steigt Stef hinunter.

Die Handlung um Stef Kalinski und später Penny ist zwar stellenweise sehr interessant, dient sie doch dazu, die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf dem Heimatplaneten zu verdeutlichen, doch mein persönlicher Favorit ist eindeutig die Handlung auf Per Ardua, ehemals Proxima C. Mich interessieren die Probleme, auf die Kolonisten auf einer neuen Welt stoßen können, die Beschaffenheit dieser Welt etc. Deshalb war ich auch viel lieber in Gesellschaft von Yuri und Mardina, als in der von Stef/Penny und Künstlichen Intelligenzen. Allerdings ist auch hier nach etwa der Hälfte des Buches die Luft ein wenig raus.

Wie in den beiden anderen Büchern von Baxter, die ich weiter oben vorgestellt habe, spielt auch die Geschichte von Proxima in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, so dass die Figuren einem etwas fremd bleiben. Dafür stürzt sich der Autor in die genauen Erklärungen der politischen Situation im Sonnensystem, welche in einer Katastrophe kulminiert. Was hat Baxter bloß gegen den Blauen Planeten?
Der klare, sehr verständliche Schreibstil in Verbindung mit der spannenden Handlung lassen den Leser schnell vorankommen. Sobald die Spannung abflaut, kann auch der Erzählstil der Geschichte nicht mehr helfen. Der Schluss ist relativ offen, Abhilfe schafft hier vermutlich der Nachfolgeband Ultima, den ich bis heute nicht gelesen habe.

Fazit: Die Geschichte der Besiedelung einer neuen Welt kann spannend sein, aber Proxima ist es nur zum Teil.

#euleliest #stephenbaxter #proxima #sciencefiction
Blumen für Algernon von Daniel Keyes

Charlie Gordon hat einen niedrigen IQ, kann kaum lesen und schreiben und arbeitet in der Bäckerei seines Onkels. Seine besten Freunde sind seine Kollegen, alle sind sehr nett zu ihm. Er weiß, dass er nicht klug ist, und wünscht sich, dies ändern zu können.
Diese Chance bekommt er dann auch. Sie besteht darin, dass er sich einer Hirn-OP unterzieht. Die Wissenschaftler wollen auf diese Weise versuchen, die Intelligenz eines Menschen zu steigern. Das einzige andere Lebewesen, das die gleiche OP hinter sich hat, ist die Maus Algernon.
Nach der OP wird Charlie nicht einfach nur intelligenter, er wird nahezu zu einem Genie. Auch sonst ändert sich in seinem Leben einiges: er begreift, dass seine Freunde keine Freunde sind, sondern sich ständig über ihn lustig machen, weil sie wissen, dass er den Spott sowieso nicht versteht. Außer Algernon hat er auf der ganzen Welt keine andere verwandte Seele.
Und dann - zeigen sich bei Algernon die ersten Nebenwirkungen.

Keyes hat eine interessante Erzählweise gewählt. Das Buch ist in Ich-Form geschrieben, aber da Charlie ist wie er ist, sind seine Tagebucheinträge wie die eines Grundschulkindes. Er kann sich kaum ausdrücken, macht Grammatik- und Rechtschreibfehler. Durch die ersten Seiten muss man sich ein wenig durchkämpfen. Je klüger er wird, desto komplexer werden die Einträge. Es bricht einem fast das Herz, wenn er feststellt, dass er der einsamste Mensch der Welt ist, oder wenn er begreift, dass es kein gutes Ende mit ihm nehmen wird.

Ich habe dieses Buch vor vielen Jahren gelesen, aber es ist eines von der Sorte, die man nie wieder vergisst. Es ist ein sehr emotionaler Roman, Taschentücher sollten beim Lesen bereitliegen. Einen ReRead habe ich bisher vermieden, weil ich heute sehr viel skeptischer und unerbittlicher einem Buch gegenüber bin als noch vor 15 Jahren. Würde es mich heute noch genauso packen? Oder würde ich es als Gesülze abtun?
Eine Bloggerin, deren Beitrag ich vor einigen Tagen hörte, meinte, es sei das perfekte Buch für ganz junge Menschen. Ich neige dazu, ihr zuzustimmen. Hier gibt es kein Grau. Es wird sofort klar, wer wo steht und wer gut oder weniger gut ist. Für Leseanfänger:innen, die noch nicht gelernt haben, ein Buch zu analysieren, ist es in der Tat perfekt. Natürlich können (und sollten) auch erfahrene Leser:innen es einmal lesen, das Buch ist nicht umsonst ein moderner Klassiker.

Vor einigen Jahren lief mir Algernon, Charlie, and I über den Weg. Es ist die Entstehungsgeschichte des Romans. Keyes schreibt hier über seinen schriftstellerischen Werdegang, die Idee zur Kurzgeschichte, und wie aus dieser letztendlich der bekannte Roman wurde. Die besagte Kurzgeschichte ist in Algernon, Charlie, an I enthalten.

Eine klare Empfehlung.

#euleliest #danielkeyes #blumenfüralgernon #buchtipp
Schweigt nicht! Reden vor Gericht von Alexei Nawalny

Vor genau einem Jahr saß ich, wie viele andere Menschen auch, sprachlos vor dem Newsfeed. Die Schlagzeilen verkündeten, der russische Oppositionelle Alexei Nawalny sei im Flieger zusammengebrochen. Es folgten eine Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk und die Einlieferung des Politikers in die Notaufnahme. Fast sofort wurde über eine Vergiftung spekuliert. In den folgenden Tagen ging es drunter und drüber, die Wellen schlugen hoch, und der Name Nawalnys war minütlich in den Medien, auch in den westlichen.

Es kam heraus, dass Nawalny mit dem Nervengift Novitschok vergiftet worden war, einem militärischen Kampfstoff. Zugang zu diesem Gift haben nur wenige, den Befehl zu der Verwendung kann nur von ganz oben kommen, sprich: von Präsident Wladimir Putin selbst oder seinen engsten Mitarbeitern.

Dieser Vorfall hat die Weltpolitik gehörig aufgemischt, zumindest am Anfang. Ein weiteres Mal ging es hoch her, als Nawalny nach seiner Behandlung in der Berliner Charité nach Russland zurückkehrte. Bis zur Passkontrolle kam er gar nicht erst, man nahm ihn wegen des Verstoßes gegen seine Bewährungsauflagen fest.

Was anschließend folgte, war ein so absurder Gerichts-Zirkus, wie man ihn sich nicht ausdenken kann. Mit einem Gericht oder gar Gerechtigkeit hatten diese Veranstaltungen rein gar nichts zu tun. Ich selbst verfolgte – erneut sprachlos, diesmal vor Unglauben – diese sogenannten Verhandlungen im Live-Ticker.

Während der Verhandlungen hat Alexei Nawalny Reden gehalten, „letzte Worte“, aber nicht nur. Diese liegen jetzt in gedruckter Form und in deutscher Übersetzung vor.

Die Reden kannte ich bereits, die sind alle auf YouTube zu finden. Aber natürlich ist es schön, sie auch gedruckt in den Händen zu halten. Ohne mir den Klappentext durchzulesen, kaufte ich das Buch. Zwar hätte ich mir eine russische Ausgabe gewünscht, aber was soll’s, dazu wird es in den nächsten Jahren wohl eher nicht kommen. Aber dann die Überraschung: das Buch beinhaltet auch die Reden im russischen Original.

Das Buch – ein winziges Büchlein von knapp 100 Seiten – enthält vier Reden, die typisch Nawalny sind. Er ist ein hervorragender Redner, seine Worte sind stets punktgenau, leidenschaftlich, aufrüttelnd. Man hört ihm zu und denkt: Ja! Das kann ich!

Weil er sich immer wieder auf Ereignisse bezieht, die in Russland stattgefunden haben oder immer noch stattfinden, und die für ausländische Leser vielleicht nicht ganz verständlich sind, enthält das Buch etliche Fußnoten, Anmerkungen und Erläuterungen. Die sind natürlich nicht sehr ausführlich, was bei dem kleinen Buchumfang kein Wunder ist. Aber wenn man zusätzliche Infos wünscht, kann man diese googeln.

Die Aussagen Nawalnys lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Veränderung ist möglich. Tretet für eure Rechte ein. Schweigt nicht. Bekämpft Korruption.

Zur Zeit sitzt Nawalny im Gefängnis und wird dort vermutlich nie wieder herauskommen, jedenfalls nicht so lange Putin regiert. Er ist allerdings bereits in die Geschichte eingegangen, nicht nur, weil er Novitschok überhabt hat, sondern auch, weil er einen unerschütterlichen Glauben an ein besseres Russland hat und alles tut, um dieses Russland zu ermöglichen.

Dieses Buch ist hoffentlich nicht das letzte von und über Nawalny.

In meinem Regal hat es Platz neben dem Buch mit den Zitaten von Nelson Mandela gefunden, dort passt es genau hin.

....

Das habe ich am 20.09.2021 geschrieben.
Ich hätte mir ein weiteres Buch, zum Beispiel mit den Reden während seiner Präsidentschaft gewünscht...
🕊

#euleliest #nawalny #navalny
Alle Robotergeschichten

Vor ein paar Tagen habe ich ein größeres Leseprojekt beendet, nämlich Alle Robotergeschichten von Isaac Asimov. Ich hatte das Buch bereits vor gut 10 Jahren begonnen und wieder abgebrochen, trotz meiner Liebe zu Robotergeschichten. Diesmal jedoch machte ich ein Live-Leseprojekt daraus. Ich las (so gut wie) täglich eine Geschichte und kommentierte sie in meinem Stammforum.
Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Fazit: ein Robot macht noch keine gute Geschichte.

#euleliest #isaacasimov #allerobotergeschichten
#links
Ich lese mal wieder Jane Eyre.
Was ist Rochester doch für ein verabscheuungswürdiger Manipulator! Ich meine nicht die Sache mit Bertha. Sondern wie er sich Jane gegenüber verhält, er setzt sie einer Achterbahn der Gefühle aus, spielt mit ihr und tut dabei ganz unschuldig.
Je älter ich werde, desto weniger mag ich ihn.

#euleliest #janeeyre #charlottebrontë
Es läuft nach Plan. Oder so.

1x Strugatzki
1x Max Frei
1x Pratchett ✔️
1x Lem
1x Bradbury
1x Sachbuch
1x Biografie ✔️
1x Literatur aus oder über Asien
1x Krimi / Thriller ✔️
1x Historie
1x Klassiker (18. oder 19. Jh) ✔️
1x ein Buch, das 20 Jahre ungelesen im Regal steht

Nicht sehr üppig bisher. Sehen wir mal, wie es weitergeht.

#euleliest #eulehört #euleplant #eulenstatistik
Das Turnier ruft

Vor etlichen Jahren schrieb ich hier im Kanal über Hiobs Spiel von Tobias O. Meißner. Mir ist kürzlich ein weiteres Buch von ihm eingefallen, das mein Nervenkostüm beim Lesen gehörig zerzaust hatte. Inzwischen ist das Buch nur noch antiquarisch zu bekommen, was ich sehr schade finde, denn - es ist ein weiteres Meisterwerk von Meißner.

Das Paradies der Schwerter spielt in einer Fantasywelt, über die wir zwar ein paar Details erfahren, die aber nicht so wichtig ist. Wichtig ist, dass ein Turnier stattfinden soll, und aus allen Ecken der Welt die Teilnehmer anreisen. Insgesamt 16 Personen. Am Ende kann es nur einen geben.

Gut die Hälfte des Buches nimmt die Vorstellung der Figuren ein. Meißner zeichnet sie mit allen Details, seziert sie geradezu. Wenn man mit einem weiteren Kapitel fertig ist, wünscht man sich, dass die Figur, über die man gerade gelesen hat, beim Turnier als Sieger hervorgeht.
Dann werden die Paare ausgelost. Das, meine Guten, war das Spannendste, das ich je in einem Buch gelesen habe. Es ist fast 20 Jahre her und ich weiß bis heute, wann und wo ich dieses Kapitel gelesen habe. Der Autor schrieb, er habe selbst nicht gewusst, wer gegen wen antreten würde. Er habe die Namen auf Zettel geschrieben und diese dann paarweise aus einem Hut gezogen.
Dann die Kämpfe selbst. Meißner beschreibt jeden Hieb, jede Wunde mit einer Schonungslosigkeit, die einen mehr als einmal heftig schlucken lässt. Wie immer in seinen Büchern zeigt er auch hier, wie absolut sinnlos Gewalt ist.

Für mich ist Tobias O. Meißner der unübertroffene Meister der deutschen Sprache, der zudem vor keinem literarischen Experiment zurückschreckt. Das Paradies der Schwerter verdient eine Neuauflage, damit mehr Leser:innen darin eintauchen können.

Fazit: Knüppeldick, aber mit Schwertern.

#euleliest #tobiasomeißner #dasparadiesderschwerter #buchtipp
Gerade höre ich Geschenkt von Daniel Glattauer. Charmant! Und witzig 😃.
Es geht um einen Journalisten, der unverhofft Vater eines 14jährigen wird. Er, also der Journalist, ist ein zynischer, desillusionierter, träger und oft zu tief ins Glas schauender Geselle. Ein ganz hervorragender Buchcharakter 💥.
Habe mich schon lange nicht mehr so gut bei einem (Hör)Buch amüsiert.

#euleliest #eulehört #danielglattauer #geschenkt
Größenwahn

Es wird wirklich Zeit für mehr Bücherpostings, das hier soll schließlich ein Buchkanal sein. Ich verspreche natürlich nichts, lasse es langsam angehen. Heute möchte ich über ein Buch schreiben, das ich Anfang April als Hörbuch gehört habe. Inzwischen habe ich sogar schon die Serienadaption gesehen, diese gibt es auf Amazon Video. Die Rede ist von einem Jack-Reacher-Roman von Lee Child, der erste Band heißt Größenwahn.

Jack Reacher, ein ehemaliger Militärangehöriger, streunt nach dem Ende seiner Dienstzeit durch die USA. Eines Tages steigt er in einem Bilderbuchstädchen aus dem Bus - und wird prompt wegen Mordes festgenommen.
Das kann er natürlich nicht auf sich sitzenlassen, also beginnt er mit den eigenen Recherchen. Unterstützt wird er dabei von den beiden einzigen fähigen Polizisten (einer davon ist selbstverständlich eine Frau, in die sich der Held verguckt).

Ich kann nachvollziehen, warum diese Reihe so erfolgreich ist. Wie Wikipedia verrät, sind es derzeit 28 Bände. Das muss man sich mal reinziehen! Achtundzwanzig!
Das Buch ist ein schnörkellos und geradlinig geschriebener Roman, und entspricht ganz und gar dem Helden Reacher. Dieser ist ein Muskelpaket, stellt sich zu oft dumm (und ist es nicht selten auch), prescht wie ein Jagdhund voran, wenn er erstmal eine Spur hat. Dabei ist er nicht besonders gesprächig, fast schon maulfaul, es sei denn, er erklärt seinen neuen Freunden, wie er auf eine bestimmte Lösung gekommen ist. In diesem Fall ist er schwer zu stoppen. Es gibt nichts, was er nicht schafft, keinen Feind, den er nicht bezwingen kann. Er ist ein Mary-Sue-Charakter, wie er im Buche steht, oder - weil er ja ein Kerl ist - ein Marty Stu.

Der Thriller ist trotz (oder gerade wegen) der Hauptfigur durchaus spannend. Lee Child hat einen unterhaltsamen Roman geschrieben, der viele Kampfszenen und blutige Tatorte aufweist. Diese sind, zugegeben, sogar um etliches interessanter als Reacher selbst. Man möchte beim Lesen bzw. Hören keine Pausen einlegen, will wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil ist angenehm einfach und überfordert einen nicht. Ein perfektes Buch für den Urlaub, würde ich sagen.
Bei der Krimihandlung dachte ich mehr als einmal, dass der Autor sich viel vorgenommen hat und es vielleicht gar nicht schafft, diesen Stabhochsprung ohne Knochenbrüche zu überstehen, sprich: dass er seine Leser mit einer Menge loser Enden und einem nicht zufriedenstellenden Ende zurücklassen könnte. Doch in dieser Hinsicht hat Child mich nicht enttäuscht. Ja, ich fand die Verschwörung etwas zu weit hergeholt, aber hey, es war unterhaltsam.

Fazit: Ich habe mir den zweiten Teil bereits heruntergeladen.

#euleliest #eulehört #leechild #jackreacher #größenwahn
Ich höre das Hörbuch Check & Mate - Zug um Zug zur Liebe von Ali Hazelwood. Die Buchbloggerin meines Vertrauens lobte den Roman über den grünen Klee. Deshalb wollte ich es natürlich genauer wissen.
Nach einem Fünftel kann ich sagen: MISTVERDAMMTERWIESEHRMICHDIESESMÄDELNERVT!
Es geht um Schach, eines meiner Lieblingsthemen in Büchern, und nicht einmal Schach kann dieses Buch retten. Weil Schach nur rudimentär eine Rolle spielt.
Ja, ich weiß, ich gehöre nicht zur Zielgruppe, aber das ist doch auch sonst nur selten ein Problem. Hier nervt einfach nur alles. Eine starke weibliche Figur? Nein. Ein ach so armes junges Ding, das mir viel zu oft das Opfer spielt.
Mal sehen, ob ich das Hörbuch überhaupt beenden werde.

#euleliest #eulehört #alihazelwood #checkandmate
Auf nach Japan

Heute früh habe ich ein Buch beendet, das mich wochenlang begleitet hatte: Japan - Abstieg in Würde von Wieland Wagner.
Eigentlich interessiere ich mich überhaupt nicht für Japan. Dieses Buch landete in meinem Regal, weil ich ein Sachbuch über Demografie suchte und dachte, es hiermit gefunden zu haben. Nicht ganz, wie sich herausstellte.

Im ersten Kapitel geht es tatsächlich um Demografie. Der Autor schreibt, wie er Japan früher erlebt hat und wie es heute ist, nämlich etwas trostlos. Das Land hat Probleme mit dem fehlenden Nachwuchs, der stetig alternden Bevölkerung und dem daraus folgenden Personalmangel in der Arbeitswelt. Das ist ein weltweiter Trend, doch in Japan zeigt er sich am deutlichsten.

In den restlichen vier Kapiteln geht Wieland Wagner auf Themen wie Fukushima, Geschichte, Wirtschaft und Politik ein. Ich hätte nichts dagegen, über jedes dieser Themen ein ganzes Buch zu lesen, denn das vorliegende Werk ist mit 248 Seiten leider zu kurz. Wieland Wagner zeichnet das Bild eines altehrwürdigen Landes, das den Anschluss an die Moderne verpasst hat und nun eine Überlebensstrategie braucht. Japan setzt auf Harmonie und vermeidet deshalb Konflikte. Ohne Konflikte und Diskussionen und Vergangenheistbewältigung ist Fortschritt schwierig. Wenn man die auftauchenden Probleme unter den Teppich kehrt und totschweigt, kann man nichts aus ihnen lernen. Im Buch wird das besonders im zweiten Kapitel Fukushima: Die verpasste Chance deutlich.

Auch im vierten Kapitel, Sony & Co.: Ein Nachruf geht es um vertane Chancen. Einst wurde die Welt überflutet mit japanischer Elektronik, doch heute hört man von japanischer Produktion kaum noch etwas. Der Autor begründet das mit der kulturellen Eigenheit der Japaner: Ein Handwerker arbeitet so lange an seinem Produkt, bis er in seinem Handwerk Vollkommenheit erreicht, für Änderungen oder gar Kreativität ist kein Platz.
Es gibt auch einen Exkurs in die Politik des Inselreichs. Selbst für Politikverweigerer dürfte das interessant sein. Wagner schreibt, dass die reformscheue Regierung Japans eher den "industriepolitischen Denkmalschutz" betreibe als dass sie versuchte, das Land in die Zukunft zu führen (das ist eh ganz modern heutzutage 😏).

Alles in allem war das eine spannende Lektüre. Ich vergebe vier von fünf Eulen. Eine Eule ziehe ich ab, weil mir stellenweise die Sprache nicht zusagte. Ein seriöses Buch vom Spiegel Buchverlag sollte auf umgangssprachliche Formulierungen möglichst verzichten.

Fazit: Für Japan-Einsteiger

#euleliest #wielandwagner #japanabstieginwürde #japan #sachbuch
Silo

Das eBook Silo von Hugh Howey schlummerte lange in meiner Sammlung. Vor kurzem habe ich mir das Hörbuch heruntergeladen und es gehört. Schon einmal vorab: Hätte nicht sein müssen.

Die Geschichte spielt in einem riesigen unterirdischen Silo. Die Menschen leben seit vielen Generationen hier und wissen eines ganz genau: Draußen an der Oberfläche ist kein Leben möglich. Und es will ja auch niemand raus, denn alles, was man zum Überleben braucht, gibt es in der unterirdischen Welt.
Ab und zu werden zum Tode verurteilte nach draußen geschickt, zur sogenannten Reinigung. Bevor diese Menschen sterben, müssen sie die Kameralinsen reinigen, damit die Bewohner des Silos einen freien Blick auf die tote Welt haben.

Das Buch beginnt mit dem Sheriff des Silos, dessen Frau vor drei Jahren zur Reinigung verurteilt wurde. Er glaubt, dass sie irgendwie überlebt hat und äußert den Wusch, ihr zu folgen. Allein der Wunsch, das Silo verlassen zu wollen, wird mit dem Tode bestraft. Er geht also hinaus und -
Schnitt!
Die Bürgermeisterin und der Stellvertreter des inzwischen verschiedenen Sheriffs machen sich auf die Reise nach "unten". In der Abteilung Technik, irgendwo jenseits des 140. unterirdischen Stockwerks, wollen sie eine junge Frau, Jules, als neuen Sheriff rekrutieren. Sie steigen also herab, dann wieder hoch -
Schnitt!
Jules ist sehr zufrieden mit ihrem Dasein als Technikerin, sie ist eine der Besten im Silo. Das unerwartete Angebot der Bürgermeisterin wirft ihr Leben komplett aus der Bahn, und in der Ferne winkt die Reinigung.

Mir hat gefallen, wie Howey das gigantische Bauwerk beschrieben hat. Es ist voller Leben, hat eigene Gesetze und Rituale. Es ist nicht zu 100 % glaubwürdig, aber unterhaltsam.
Was mir nicht gefallen hat, ist die Erzählstruktur. Bis gefühlt in die zweite Hälfte des Buches hinein weiß man nicht, wohin die Geschichte geht und wer überhaupt die Hauptfigur ist.
Der Roman hat mich zwiespältig zurückgelassen. Für mich hat er sich die ganze Zeit irgendwie nach Popcorn angefühlt, man hat was zu knabbern, wird aber nicht satt. Nach dem Lesen bzw. Hören hat man ihn schnell vergessen. Das Buch ist bei mir keine drei Wochen her und ich kann mich nur noch an den Namen Jules erinnern. Ich weiß allerdings noch, dass es einen ganz und gar bösen Bösewicht gibt, der keine echte Motivation zu haben scheint, oder die man ihm nicht abkauft, weil er so eindimensional geraten ist.

Alles in Allem: Vielleicht ist die Apple TV-Verfilmung ja ganz ok, aber es reizt mich genau 0 Prozent, die Trilogie zu beenden.

#euleliest #eulehört #silo #hughhowey
Die Starfarer-Verschwörung

Die Starfarer-Verschwörung ist der erste Band der Sax-Chroniken von Richard Schwartz und erschien 2019. Der Name des Autors war mir zu dem Zeitpunkt schon wohlbekannt, daher musste das Buch natürlich sofort her.
Bis dato hatte ich Richard Schwartz nur als Fantasy-Autor kenenngelernt, war also ein ganz klein wenig skeptisch, ob er auch wirklich Science-Fiction kann. Kann er.

Worum geht es?

Die obdachlose Trickbetrügerin Sax findet unterhalb der Straßen der Stadt Eltyr einen perfekt erhaltenen Shuttle. Versehentlich aktiviert sie die Künstliche Intelligenz Maya, die sich fortan in Sax' Körper einnistet. Sax wird dadurch beinahe unbesiegbar, praktisch zur Superheldin.

Auch wenn meine Zusammenfassung ein wenig uninteressant klingen mag, das Buch ist es nicht. Richard Schwartz zeichnet hier eine komplexe Welt, die keinerlei Logiklöcher aufweist, jedenfalls konnte ich auch beim wiederholten Hören des Hörbuchs keine entdecken.
Sax' Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund einer fernen Zukunft ab, in der die Menschheit sich über etliche Planeten ausgebreitet hat. Einst waren die Kolonien in einer Hegemonie vereint, doch die Hegemonie ging vor gut 300 Jahren unter. Inzwischen gibt es viele Spannungen zwischen den Kolonien, die aus einer unbekannten Quelle immer wieder neu entfacht werden. Sax und ihre Freunde begeben sich auf die Suche nach dieser Quelle.

Mir hat das Hörbuch beim zweiten Hören sogar noch ein wenig besser gefallen als beim ersten. Beim ersten Hören kann einen die vielschichtige Geschichte mit ihren zahlreichen Figuren und Intrigen möglicherweise etwas überfordern, man muss der Geschichte genau folgen und sich nicht ablenken lassen. Beim zweiten Mal ist es besser, man kennt sich bereits aus und kann einfach nur ein rasantes Abenteuer genießen.

Was mich, nein, nicht gestört, nur ein wenig gepiekst hat, waren die unzähligen Zufälle, die sich im Laufe der Handlung ergeben. Der Autor liebt es auch, mal eben wichtige Infos aus dem Ärmel zu ziehen, von denen man vorher nichts geahnt hat. Nach dem Motto: Ich habe XYZ bisher mit keinem Wort erwähnt, aber hier ist es, Bon Appétit.

Die Fortsetzung, Die Rovan-Intrige, hat auf sich warten lassen, sie erschien erst vor wenigen Wochen. Ich werde mir das Hörbuch baldmöglichst anhören.

Fazit: Rasant und unwiderstehlich!

#euleliest #eulehört #richardschwartz #diesaxchroniken #diestarfarerverschwörung #dierovanintrige #sciencefiction #buchtipp
Nur 2 eBooks bisher!
🤯
#eulehört #euleliest
Es war einmal - oder - Der Weltraum, unendliche Weiten

Ein Autor, von dem ich immer gerne was gelesen bzw. gehört habe, hat mich enttäuscht. Die Rede ist von Brandon Sanderson. Ich habe möglicherweise auch einfach eine Überdosis seiner Werke bekommen. In diesem Jahr habe ich 8 (acht) seiner Bücher durch, von denen es sich bei der Hälfte um ReReads handelte. Um die ersten sieben geht es ein anderes Mal, heute will ich über Weit über der smaragdgrünen See schreiben.

Worum geht es?

Die junge Tress lebt auf einem seltsamen Planeten. Leben ist nur auf Inseln möglich, und ein Meer im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Alle "Meere" bestehen aus Sporen, die von Monden herabfallen. (Aber nein, nicht bei Anne McCaffrey geklaut, wo denkt ihr denn hin? Nienicht.) Die Sporen wachsen explosionsartig, wenn sie in Kontakt mit Flüssigkeit kommen, so dass man plötzlich von einem Baum oder einem kristallenen Gebilde aufgespießt werden kann (je nach "Meer").
Tress verliebt sich in Charlie, dem Sohn des Inselherzogs, doch wird Charlie von seinem Vater mit auf eine Reise genommen, von der er nicht mehr zurückkehrt. Tress macht sich auf die Suche.

Wo fange ich bloß an.
Das Buch spielt im Cosmere-Universum, in den deutschen Ausgaben auch gerne Kosmeer genannt. Meine oberflächliche Recherche ergab, dass es sich bei Cosmere um eine fiktive Zwerggalaxie handelt. Wie auch immer. Viel Relevanz hat das Ganze nicht, außer dass es wiederkehrende Figuren gibt und viel Unsinn.

Auch in diesem speziellen Tress-Buch taucht eine Figur aus anderen Sanderson-Romanen auf, nämlich Hoid. Der ist hier insofern wichtig, dass Weit über der smaragdgrünen See aus seiner Sicht erzählt wird. Normalerweise sind die Erzähler einer Geschichte in diese Geschichte eingebunden, sie spielen eine tragende Rolle. Hoid dagegen ist hier nicht nur eine Nebenfigur aus der zweiten Reihe, sondern eine aus Reihe 125 oder so. Er taucht nur hin und wieder mal auf, damit wir Leser:innen nicht vergessen, dass es ja eigentlich sein Abenteuer ist. Das geht so: Tress schmiedet Pläne, gerät in Gefangenschaft, wird Piratin etc., alles ganz fein, - und plötzlich steckt Hoid seine Nase in die Handlung und teilt uns mit "Ich habe in dem Moment, als Tress xyz tat, daran gedacht, dass [...]". Das ist absolut ekelhaft, ein Autor, zudem ein erfahrener Autor, eine Größe wie Sanderson, sollte es wirklich besser wissen. Diese Einschübe reißen einen mit Lichtgeschwindigkeit aus der Geschichte und sind unsäglich störend.

Und da ich schon die Lichtgeschwindigkeit erwähne, kommen wir zum zweiten und letzten Punkt der Enttäuschungen. Was für ein Genre ist das überhaupt? Ist es ein Märchen, weil ja alles süß und abenteuerlich und märchenhaft ist? Oder ist es Fantasy, weil ja sogar Drachen auftauchen und so. Oder ist es Science-Fiction, weil ja andere Planeten vorkommen und ein waschechtes Raumschiff? Für wen, um Henker, ist diese Geschichte geschrieben worden? Wer ist die Zielgruppe? Nach Beendigung dieses Buches konnte ich zumindest diese letzte Frage beantworten: Es ist ein Buch für Sanderson-Fans. Ausschließlich!

Gibt es denn wenigstens einen Punkt, der mir nicht ganz so sauer aufstieß, der vielleicht ganz und gar positiv überraschend war? Genau einen. Es war die Szene in der Drachenhöhle. Damit hatte ich nicht gerechnet, das war clever.

Ich habe diesem Buch einen Stern von fünf gegeben. Weniger ging leider nicht.

Einer der Flops des Jahres, ein echtes Kaminbuch.

#euleliest #brandonsanderson #tressoftheemeraldsee #cosmere #weitüberdersmaragdgrünensee #lesenamkamin
Und die Moral von der Geschicht...

Neulich habe ich das Hörbuch After Work von Simona Ahrnstedt gehört (vortrefflich vorgelesen von Vera Teltz). Ich möchte euch meine Eindrücke nicht vorenthalten.

Worum geht es?
Die Werbetexterin Lexia begegnet in der Bar dem attraktiven Adam. Sie ist schon ziemlich angetrunken und daher sehr gesprächig, erzählt ihm von ihrem Leben und ihren Sorgen. Lexia würde ihn auch gerne mit nach Hause nehmen, doch das lehnt er ab und ruft ihr stattdessen ein Taxi.
Am nächsten Tag schleppt sie sich mit einem mörderischen Kater in die Werbeagentur - und stellt fest, dass die Firma einen neuen Geschäftsführer hat. Ratet.

Es ist nicht die erste Geschichte mit einem ähnlichen Beginn, die ich gelesen bzw. gehört habe. Und jene andere (Sag's nicht weiter, Liebling! von Sophie Kinsella) war um Welten unterhaltsamer.
Das Unterhaltsame verlässt dieses Buch bereits nach der zweiten Begegnung von Lexia und Adam. Ab da wird es dröge. Die schwedische Autorin Simona Ahrnstedt deutet anfangs einen lustig-putzigen Liebesroman an und gleitet dann ab in die aktuelle Agenda, sprich: Bodyshaming, Divesität und so weiter. Nicht falsch verstehen, diese Themen sind wichtig und sollten auch in Büchern verarbeitet werden, doch die Autorin hat daraus einen so dicken Brei gekocht, dass man ihn kaum löffeln kann. Der erhobene Zeigefinger sticht einem hier fast beide Augen aus.
Das Moralisieren hat die Handlung dann auch gekillt. Dazu hat es nicht einmal die derb überzeichneten Figuren gebraucht.
Hat mir denn auch etwas gefallen? Durchaus. Ahrnstedt versteht es, Szenen so zu (be)schreiben, dass man sie fast fühlen kann. Das kann nicht jede(r).

Fazit: ... lieber Kinsella lesen.

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