Eule 🦉
28 subscribers
224 photos
52 videos
137 links
Das Wort zum Alltag

Buchvorstellungen, interessante Links, der tägliche Wahnsinn und sinnloses Gelaber - alles in einem Kanal.
Und Katzenfotos ^^

Chat: https://t.me/buchclub
Goodreads: goodreads.com/user_marseule

www.eulenalltag.de
Download Telegram
Lesebericht

Vorgestern habe ich mit dem eBook Meine dunkle Vanessa von Kate Elizabeth Russell angefangen. Es ist ein Roman über eine junge Frau, die als Schülerin eine sexuelle Beziehung mit ihrem Englischlehrer hatte. Eine andere ehemalige Schülerin von Mr Strane bezichtigt ihn Jahre später des sexuellen Missbrauchs und erhofft sich Unterstützung von Vanessa. Vanessa muss nun ihre Erinnerungen sortieren und neu bewerten.
Noch kann ich nicht viel zu dem Buch sagen, weil ich erst auf Seite 50 bin. Aber es ist schon mal sehr gut geschrieben. Man "rutscht" sofort in die Handlung hinein.

Als nächstes ist eine Biographie bzw. ein Sachbuch geplant. Nur welches? Ich habe so viel Auswahl, dass ich jedes Mal vor dem Bücherregal stehe und grüble. Und mich dann für ein "leichtes" eBook entscheide.

Zur Auswahl stehen diesmal:

Heiliger Zorn. Wie die frühen Christen die Antike zerstörten von Catherine Nixey
Einer von uns. Die Geschichte des Massenmörders Anders Breivik von Åsne Seierstad
und
Permanent Record. Meine Geschichte von Edward Snowden

Welches soll ich nehmen? Hilfe!
Ich glaube, ich starte mal eine Umfrage. Die letzte ist ja schon eine Weile her. Das Buch, das die meisten Stimmen bekommt, lese ich und rezensiere es hier anschließend.

#euleliest
#biographie #metoo #sachbuch
#meinedunklevanessa #kateelizabethrussell
#umfrage
#heiligerzorn #catherinenixey #einervonuns #asneseierstad #permanentrecord #edwardsnowden
Die Macht der Demografie von Paul Morland

Das Thema Demografie interessiert mich schon länger, aber ein passendes Buch zu finden war gar nicht so einfach. Letztendlich bin ich bei Paul Morland gelandet und habe es nicht bereut.

Das Buch erzählt, was Demografie ist und wie sie sich auf unsere Welt auswirkt. Das tut sie nämlich auf allen Gebieten, ganz unbemerkt von uns, die wir ja mittendrin sind. Früher geschahen demografische Entwicklungen langsam, es vergingen Jahrhunderte, bevor man die Ergebnisse wahrnahm. Heute sind es nur wenige Jahrzehnte.

Der Autor fängt seinen Bericht mit England, Nordamerika und Westeuropa an, geht dann über Osteuropa und Russland nach China, Indonesien und Indien, wechselt dann nach Nahost und Nordafrika, es folgen Südamerika, Australien und zuletzt Afrika. In jedem dieser Länder und Gebiete (außer in Afrika südlich der Sahara) vollzieht sich der gleiche Prozess: erst starkes Bevölkerungswachstum aufgrund verbesserter Gesundheitsvorsorge, verringerter Kindersterblichkeit und verlängerter Lebenserwartung, dann kommt ein demografischer Übergang, indem die Geburtenrate stark sinkt und das Durchschnittsalter steigt. Es gibt "alte" Länder, wie z. B. Japan und Deutschland, in denen das Durchschnittsalter bei 46 Jahren liegt, und "junge", z. B. einige asiatische und afrikanische Länder, in denen das Durschnittsalter bei 14 bis 17 Jahren liegt. In letzteren ist laut Studien, die Morland anführt, das Gewaltpotenzial sehr hoch, weil es in diesen, meist sehr armen Ländern keine oder nur wenige Perspektiven für junge Menschen gibt.

Morland schreibt z. B. über Japan, wo ganze es ganze Landstriche gibt, die nicht mehr bewohnt sind. Die Bevölkerung wird immer älter, das Land ist verschuldet, weil die Ausgaben für eine alte Bevölkerung höher sind als für eine junge. Er schreibt über Russland, wo die durchschnittliche Lebenserwartung unter 60 Jahren liegt, was in so gut wie keinem Industrieland mehr vorkommt, und wo es keine Bemühungen gibt, dies zu ändern. Er schreibt über Brasilien, wo die Telenovelas nachgewiesenermaßen einen unmittelbaren Einfluss auf die Fertilität (Fruchtbarkeit) der Bevölkerung haben, weil diese Unterhaltungsformate kleine Familien präsentieren und ein Leben, das nur möglich wird, wenn man keine 6 Kinder zu versorgen hat.
Die Weltbevölkerung wird, laut Morland, noch vor dem Ende dieses Jahrhunderts sinken. Das Buch wurde vor der Pandemie geschrieben, also wird diese Entwicklung vermutlich noch früher einsetzen. Das wichtigste Fazit ist, dass eine Frau, die Zugang zu Bildung hat und/oder wählen kann, ob, wann und wie viele Kinder sie bekommen will, sich für weniger Kinder oder ganz dagegen entscheidet.

Für dieses Buch mit knapp 430 Seiten habe ich fast zwei Monate gebraucht, was schon zeigt, das es keine leichte Lektüre ist. Obwohl der Text interessant ist, kommt man wegen der vielen Schachtelsätze nicht voran. Es gibt, wie es sich für ein Sachbuch gehört, eine Menge Zahlen, durch die man sich kämpfen muss.
Es lohnt sich, ist aber sehr schwer zu lesen.

#euleliest #diemachtderdemografie #paulmorland #sachbuch
Zukunftsaussichten

Gestern ist bei mir das Buch Die unbewohnbare Erde. Leben nach der Erderwärmung von David Wallace-Wells eingezogen. Und das nehme ich zum Anlass, ein wenig über die Sachbücher zu schreiben, die ich in den vergangenen Jahren gelesen habe.
Sachbücher wähle ich sehr sorgfältig aus. Da ich für so ein Buch manchmal mehrere Wochen brauche, muss es natürlich lohnenswert sein, d. h. das Thema muss mir am Herzen liegen. Außerdem sollte es relativ aktuell sein, denn es gibt ja laufend neue Entwicklungen, und wer will schon lesen, dass Krankheiten durch Miasmen entstehen, wenn wir doch schon bei Bakterien und Viren angekommen sind. Gut ist, wenn der Autor/die Autorin vom Fach ist und gut erklären kann. Beides ist keineswegs selbstverständlich.

Vor 10 Jahren hatte ich eine Phase, in der ich ein halbes Jahr lang nur Sachbücher las. Da waren so spannende Bücher dabei wie Violettbuch Kirchenfinanzen von Carsten Frerk, Der Herr ist kein Hirte von Christopher Hitchens, Brief an ein christliches Land und Das Ende des Glaubens von Sam Harris, jede Menge von Richard Dawkins - von Der Gotteswahn über Das egoistische Gen bis Der blinde Uhrmacher, Die Macht der Meme von Susan Blackmore und so weiter. Meine Interessen der damaligen Zeit lassen sich anhand der Titel wohl gut nachvollziehen.
Dann folgten Die globale Überwachung von Glenn Greenwald (der Journalist, an den Edward Snowden sich wandte), Letzte Hilfe: Ein Plädoyer für das selbstbestimmte Sterben von Uwe-Christian Arnold, Was würdest du tun? Wie uns das Bedingungslose Grundeinkommen verändert von Michael Bohmeyer & Claudia Cornelsen - und und und.
Außerdem las ich eines der erschreckendsten und faszinierendsten Bücher in meinem Bücherregal: Die Welt ohne uns von Alan Weisman, das sich mit dem Gedankenspiel der plötzlich verschwundenen Menschheit beschäftigt.

Natürlich gibt es ständig Bücher, die auf meiner Wunschliste landen, um die ich herumschleiche. Einige davon auf Englisch, das ich nicht sprechen noch lesen kann, zum Beispiel das von mir heißersehnte Buch Empty Planet von Darrell Bricker & John Ibbitson. Das gibt es inzwischen nicht nur im Original, sondern auch auf Spanisch und sogar Chinesisch - aber nicht auf Deutsch oder Russisch. Somit kann ich es nur weiterhin anschmachten, ohne ihm eine Spur näherzukommen...

Ich werde über Die Welt ohne uns in den nächsten Tagen ein wenig plaudern, vielleicht findet sich ja jemand, den ich neugierig machen kann. Zum Buch gibt es wohl auch eine TV-Serie, aber die habe ich noch nicht gesehen.

Das war ein sachlicher Beitrag zum Mittwochabend. Gute Nacht!

#euleliest #sachbuch
Die Welt ohne uns

Wie versprochen, schreibe ich heute über eines der beeindruckendsten Bücher in meinem Bücherregal - Die Welt ohne uns von Alan Weisman.

War würde passieren, wenn die Menschheit von heute auf morgen verschwände? Wie würde die Natur reagieren? Wie bald würden die von Menschen geschaffenen Artefakte verfallen?

Alan Weisman begnügt sich nicht damit, das Szenario der verschwundenen Menschheit auf ein Land oder einen Kontinent zu beschränken. Er entwirft ein globales Bild des Post-Menschen-Geschehens. Von Osteuropa über Nordamerika bis zum geteilten Korea zeigt er viele - zum Teil sehr erschreckende - Folgen eines plötzlichen Verschwindens der Menschen.
Was geschieht beispielsweise mit einer Ölraffinerie, die von heute auf morgen nicht mehr gewartet wird? Einem Atomkraftwerk? Wie breitet sich eingewanderte Flora und Fauna aus, wenn sie nicht von Menschen in Schach gehalten wird? Würde die Erde sich von der Umweltverschmutzung recht bald erholen oder erst in 1.000 Jahren?

Es gibt im Buch eine Zeitleiste, die ich mir immer wieder angesehen habe. Die zeigt z. B. was nach wenigen Tagen passiert, was nach einigen Jahren und Jahrtausenden. Höchst spannend!

Ich werde das Buch sicher noch einmal lesen (wenn ich es im Regal wiederfinde 😎).
Von Alan Weisman habe ich hier noch Countdown stehen, das auch gelesen werden will. Es ist sicher auch sehr gut.

Fazit: Ein Buch von der Sorte, mit der man Passanten verfolgen und sie zwingen möchte, es zu lesen. Um mit Spocks Wort zu sagen: Faszinierend!

#euleliest #alanweisman #dieweltohneuns #sachbuch

P. S.
Hier ein kleines Video auf Instagram von quarks.de, das zum Thema passt.
Auf nach Japan

Heute früh habe ich ein Buch beendet, das mich wochenlang begleitet hatte: Japan - Abstieg in Würde von Wieland Wagner.
Eigentlich interessiere ich mich überhaupt nicht für Japan. Dieses Buch landete in meinem Regal, weil ich ein Sachbuch über Demografie suchte und dachte, es hiermit gefunden zu haben. Nicht ganz, wie sich herausstellte.

Im ersten Kapitel geht es tatsächlich um Demografie. Der Autor schreibt, wie er Japan früher erlebt hat und wie es heute ist, nämlich etwas trostlos. Das Land hat Probleme mit dem fehlenden Nachwuchs, der stetig alternden Bevölkerung und dem daraus folgenden Personalmangel in der Arbeitswelt. Das ist ein weltweiter Trend, doch in Japan zeigt er sich am deutlichsten.

In den restlichen vier Kapiteln geht Wieland Wagner auf Themen wie Fukushima, Geschichte, Wirtschaft und Politik ein. Ich hätte nichts dagegen, über jedes dieser Themen ein ganzes Buch zu lesen, denn das vorliegende Werk ist mit 248 Seiten leider zu kurz. Wieland Wagner zeichnet das Bild eines altehrwürdigen Landes, das den Anschluss an die Moderne verpasst hat und nun eine Überlebensstrategie braucht. Japan setzt auf Harmonie und vermeidet deshalb Konflikte. Ohne Konflikte und Diskussionen und Vergangenheistbewältigung ist Fortschritt schwierig. Wenn man die auftauchenden Probleme unter den Teppich kehrt und totschweigt, kann man nichts aus ihnen lernen. Im Buch wird das besonders im zweiten Kapitel Fukushima: Die verpasste Chance deutlich.

Auch im vierten Kapitel, Sony & Co.: Ein Nachruf geht es um vertane Chancen. Einst wurde die Welt überflutet mit japanischer Elektronik, doch heute hört man von japanischer Produktion kaum noch etwas. Der Autor begründet das mit der kulturellen Eigenheit der Japaner: Ein Handwerker arbeitet so lange an seinem Produkt, bis er in seinem Handwerk Vollkommenheit erreicht, für Änderungen oder gar Kreativität ist kein Platz.
Es gibt auch einen Exkurs in die Politik des Inselreichs. Selbst für Politikverweigerer dürfte das interessant sein. Wagner schreibt, dass die reformscheue Regierung Japans eher den "industriepolitischen Denkmalschutz" betreibe als dass sie versuchte, das Land in die Zukunft zu führen (das ist eh ganz modern heutzutage 😏).

Alles in allem war das eine spannende Lektüre. Ich vergebe vier von fünf Eulen. Eine Eule ziehe ich ab, weil mir stellenweise die Sprache nicht zusagte. Ein seriöses Buch vom Spiegel Buchverlag sollte auf umgangssprachliche Formulierungen möglichst verzichten.

Fazit: Für Japan-Einsteiger

#euleliest #wielandwagner #japanabstieginwürde #japan #sachbuch