Eule 🦉
29 subscribers
226 photos
56 videos
139 links
Das Wort zum Alltag

Buchvorstellungen, interessante Links, der tägliche Wahnsinn und sinnloses Gelaber - alles in einem Kanal.
Und Katzenfotos ^^

Chat: https://t.me/buchclub
Goodreads: goodreads.com/user_marseule

www.eulenalltag.de
Download Telegram
Guten Abend, EulenleserInnen.

Heute will ich ein wenig über ein Science-Fiction-Buch quatschen, das ich nicht nur über alles liebe, sondern das auch noch sehr gut ist. Es handelt sich um "Ilium" von Dan Simmons.
Seit der Space-Opera "Hyperion" & Co. bin ich ein großer Fan von Dan Simmons und als "Ilium" vor nun schon über 15 Jahren erschien, habe ich es buchstäblich verschlungen. Nach dem ersten Lesen fing ich gleich wieder von vorne an und las es danach noch drei oder viermal. Seit einigen Jahren gibt es auch ein Hörbuch und ich höre es alle ein-zwei Jahre wieder.

Mit "Ilium" hat Dan Simmons bewiesen, dass er komplexe, interessante und nie dagewesene Welten erschaffen kann.
Worum geht es?

In einer fernen Zukunft fristen die (Alt)Menschen ein sorgloses Dasein, den Eloi aus dem Film "Die Zeitmaschine" nicht unähnlich. Sie werden von vorne bis hinten von Robotern bedient, verletzten sie sich mal, werden sie in die Klinik hochgebeamt und kommen unversehrt zurück. Selbst wenn man versehentlich von einem Raubtier, im vorliegenden Fall einem echten T-Rex, gefressen wird, wird man wiederbelebt. Die Menschen haben allerdings außer Vergnügungen nichts im Kopf. Sie kennen weder Kultur noch Geschichte. Sie sind echte Eloi.
Ein Mann aber, Harman, sticht aus der hirnlosen Meute heraus, er lernt Lesen und Schreiben und ist ständig auf Achse, um Neues zu lernen, Abenteuer zu erleben. Er will die Nachmenschen finden, die die Erde vor tausend Jahren verlassen haben sollen, um in den künstlichen Ringen um die Erde herum zu leben.

Ein anderer Erzählstrang befasst sich mit Robotern, kleinen und großen intelligenten Maschinen, die sich Moravecs nennen. Im Buch geht es um zwei von ihnen: Mahnmut und Orphu. Sie sind Shakespeare- bzw. Proust-Fans und leben auf den Monden des Jupiter. Die Moravec-Regierung sendet ein Raumschiff zum Mars, um dort nach dem Rechten zu sehen, denn der Rote Planet ist seit kurzem nicht mehr rot, er wurde terraformt. Von wem und wieso - das soll die Besatzung des Raumschiffs herausfinden.
Es kommt, wie es kommen muss - das Raumschiff wird angegriffen und stürzt in die Atmosphäre des Mars. Mahnmut und Orphu überleben ganz knapp und beschließen, die Erkundungsmission fortzusetzen.

Eine dritte Erzählebene befasst sich mit, meiner Meinung nach, der interessantesten Geschichte des Buches. Schonmal von Zeus und den anderen griechischen Göttern gehört? Was, wenn sie gar keine Mythen sind? Was, wenn sie nanotechnisch aufgerüstete Mistkerle sind, die für ihr unsterbliches Leben gern Krieg spielen? Nicht gegeneinander, jedenfalls meistens nicht, sondern als passive und manchmal auch aktive Teilnehmer des Trojanischen Krieges. Diese absolut krasse "Ilias"-Version wird von Thomas Hockenberry erzählt, einem einst toten Philologen. Die Götter haben ihn von den Toten auferstehen lassen, damit er den Trojanischen Krieg beobachtet und ihnen Bericht erstattet. Aber Hockenberry hat genug vom Krieg und von den Göttern. Er schmiedet einen Plan, die Götter zu stürzen. Der etwas hohlköpfige Achilles und die sprichwörtlich göttlich-schöne Helena von Troja sind mit von der Partie.

Im Laufe der Geschichte treffen die drei Ebenen aufeinander - oder ineinander. Es werden nicht alle Fragen gelöst, die im Buch auftauchen. Die Fortsetzung "Olympos" beantwortet dann die meisten, kann aber von der Qualität und vom Einfallsreichtum her nicht mit "Ilium" mithalten.
Nach dem ersten Lesen dieses atemberaubenden Romans war ich buchstäblich besoffen von "Ilium". Es treffen hier schließlich alle Elemente zusammen, nach denen ich in jedem SF-Buch suche: Zukunft und Entwicklung der Menschheit, Künstliche Intelligenzen, Raumfahrt, der Mars und Mythen. Eine unwiderstehliche Mischung für jeden SF-Fan und für alle, die es werden wollen.

Gute Nacht wünscht
@Eulenalltag

#euleliest
#sciencefiction #mythologie #roboter
#mars #götter
#ilium #dansimmons #buchtipp
In meinem heutigen Wort zum Sonntagnachmittag geht es ausnahmsweise einmal um einen Film. Um meinen Lieblingsfilm, genaugenommen. Es ist, wie nicht anders zu erwarten, ein SF-Film.

"Alarm im Weltall" ("Forbidden Planet")

(enthält Spoiler)

Dieser Film von 1956 ist eine SF-Variante von Shakespeares "Der Sturm".
Die Besatzung eines Raumkreuzers unter dem Kommando von Kapitän Adams (der blutjunge Leslie Nielsen!) landet auf einem fernen Planeten, um nach dem Verbleib des Kolonistenraumschiffs Belerophon zu forschen. Es stellt sich heraus, dass alle Kolonisten gestorben sind und lediglich Dr. Morbius (Walter Pidgeon) überlebt hat. Er hat eine Tochter, Altaira (Anne Francis), die noch nie einen anderen Menschen außer ihrem Vater zu Gesicht bekommen hat. Die Rolle des hilfreichen Geistes Ariel nimmt der Roboter Robby ein.
Und es gibt natürlich auch einen Caliban - ein unsichtbares Monster, das schon bald Jagd auf die Besatzung des Raumkreuzers macht.

In den frühen 90er Jahren sah ich diesen Film zum ersten Mal, damals im Nachtprogramm auf einem unbedeutenden Sender. Leute, was war das unheimlich! Ein Monster, das man nicht sehen kann, das nicht bezwungen werden kann, nicht einmal mit Strahlenkanonen - das hat etwas sehr-sehr Angsteinflößendes. Nicht zuletzt wegen des Grusels ging mir der Film jahrelang nicht aus dem Kopf. Ihn noch einmal zu sehen war unmöglich, was allerdings nicht an meinen Nerven lag, sondern schlicht daran, dass er seitdem nicht mehr im TV lief und auf Video nicht existierte. Als die Sternstunde der DVDs kam, fehlte "Alarm im Weltall". Erst Ende der 00-Jahre erbarmte sich ein Verleih und veröffentlichte ihn auf DVD.
Auch beim zweiten (und dritten, sogar beim vierten) Sehen bleibt der Film gruselig. Der Computer-Sound (übrigens einer der ersten seiner Art), die Geräusche, die das Monster macht, wenn es sich auf das Raumschiff schleicht, das ist Gänsehaut pur!
Was mich beim ersten Mal aber noch mehr beeindruckt hatte, als das Monster, sind die Krell. Bei den Krell handelt es sich um eine ausgestorbene Rasse, deren technologischen Hinterlassenschaften von Dr. Morbius erforscht werden. Die Szene, in der Morbius mit Adams und dem Schiffsdoktor in die unterirdische Anlage der Krell geht, ist nicht einfach nur beeindruckend. Sie ist nahezu gewaltig. Ein Meme, das sich im Gedächtnis festkrallt und nie mehr weicht.

"Alarm im Weltall" war wegweisend für die nachfolgenden SF-Filme und Serien. Selbt Größen wie "Star Wars", "Star Trek" und "Babylon 5" haben sich von diesem Meisterwerk inspirieren lassen. Die Spezialeffekte wirken auf den heutigen Zuschauer möglicherweise ein wenig altbacken, aber sie sind immer noch großartig.

Ein Meisterwerk und ein Meilenstein der Filmgeschichte und der Science-Fiction im Besonderen.

@Eulenalltag

#euleguckt
#sciencefiction #film #klassiker
#alarmimweltall #forbiddenplanet #roboter
Erinnert ihr euch an "Marilyn im Sturm"? Meine Kurzgeschichte, die im Januar auf der Seite Deutschen-Science-Fiction.de online ging? Neben der meinen wurden noch andere Kurzgeschichten vorgestellt - und die gibt es jetzt als ebook für 0,99 Euro. In den nächsten zwei Tagen sollte es überall erhältlich sein.

https://deutsche-science-fiction.de/?p=5408

#euleschreibt
#roboter
Neue Leseeindrücke

Martha Wells - Tagebuch eines Killerbots

Die Menschheit hat sich über die Galaxis ausgebreitet. Die einzelnen Planeten sind durch Wurmlöcher erreichbar, Raumschiffe fliegen umher. Es gibt künstliche Intelligenzen in verschiedene Ausführungen, geldgierige Konzerne und Abenteuer.

In diesem Buch lernen wir einen Roboter kennen, der zum Teil aus organischem Gewebe besteht, und als SecUnit, also Sicherheitsroboter, für einen Konzern arbeitet. Er hat keinen Namen. Nach einem systembedingten Amoklauf nennt er sich "Killerbot". Und er hat ein Geheimnis: Er hat sein ChefModul abgeschaltet, das für unbedingten Gehorsam gegenüber seinem Auftraggeber sorgt.

Der/die SecUnit geht trotz seines nicht mehr funktionierenden ChefModuls gewissenhaft seiner Aufgabe nach, nämlich seine Klienten zu schützen. Die Geschichte startet auf einem unbewohnten Planeten, und Killerbot passt auf ein Team von Wissenschaftlern auf, das nach Rohstoffen sucht. Als die Station angegriffen wird und Killerbots Geheimnis herauskommt, bekommt er eine Chance auf ein neues Leben. Er geht auf Reisen.

Der Roman wird aus der Sicht des Roboters erzählt, in der Ich-Form. Wer dabei an eine trockene Berichterstattung über den nächsten Ölwechsel denkt, liegt hier komplett falsch. Dieser Roboter hat Stärken und Schwächen, er hat Gefühle und ist süchtig nach Unterhaltungsmedien. Er trifft seine eigenen Entscheidungen, macht Fehler, hat auch mal Angst, sucht nach seinem Platz in der Welt. Das Ganze ist in einem herrlichen Stil erzählt, denn Killerbot hat einen trockenen Humor, den man so von einem Roboter gar nicht erwarten würde.

Ich habe das Hörbuch gehört, was vielleicht nicht die beste Wahl für dieses Buch war. Charles Rettinghaus macht seine Sache als Sprecher sehr gut, doch lässt sich in einem Hörbuch nicht mal eben eine Seite zurückblättern, um ein paar Dinge zu eruieren. In dem Roman gibt es eine Fülle von englischen Abkürzungen und Konzernnamen, bei denen man schnell durcheinander kommt. Ich hatte oft das Verlangen, nachzusehen, wer denn wer oder was ist. Abgesehen von dieser Verwirrung hat mir das Buch wirklich ganz ausgezeichnet gefallen und ich freue mich schon sehr auf die Folgebände.

#euleliest
#roboter #sciencefiction #marthawells #killerbot
Hier die eigentliche Audiodatei (für Link-Verweigerer)

#euleschreibt #areskurzgeschichten #roboter

⬇️⬇️⬇️
Die nackte Sonne von Isaac Asimov

Machen wir gleich weiter mit der nächsten Robotergeschichte des Großmeisters.

Auf dem fernen Planeten Solaria wird ein Mord verübt und Elijah Baley von der Polizei New York wird abkommandiert, den Fall zu lösen. Kaum auf Solaria angekommen, begegnet er einem alten Bekannten, dem menschenähnlichen Roboter R. Daneel Olivaw, mit dem er erst von kurzem auf der Erde ermittelt hat.

Ich muss gestehen, dass ich zu diesem Roman eine ganz besondere Beziehung habe. Mit 15 bekam ich einen Sammelband mit SF-Klassikern in die Finger, dieser enthielt unter anderem Das Ding aus einer anderen Welt, Die Fliege und eben auch Die nackte Sonne. Letztere Geschichte war die umfangreichste in dem Buch und die interessanteste. Ich kann nicht zählen, wie oft ich die gelesen habe, ich war fasziniert - die Roboter, die solarianische Gesellschaft, der seltsame Erd-Bulle, der sich nach Möglichkeit nur in geschlossenen Räumen aufhält. Hach, war das spannend! Ich wusste, dass es eine Vorgeschichte geben muss, denn die frühere Ermittlung wird in Die nackte Sonne ein paar Mal erwähnt. Aber die kannte ich nicht und so begnügte ich mich mit der Geschichte auf Solaria.

Der Kriminalfall ist viel besser geschrieben als in Die Stahlhöhlen, ich habe, obwohl ich die Auflösung kannte, wieder mitgefiebert und mich zusammen mit Elijah Baley über die Verrücktheiten der Solarianer gewundert.
Die von Asimov gezeichnete Gesellschaft des Planeten ist sehr merkwürdig. Es gibt nur 20.000 Menschen auf Solaria, aber dafür 200.000.000 Roboter. Die Solarianer sehen einander nie, es sei denn übers Sichten, eine Art Hologramm. Sie wirken auf den Erdenmenschen Baley - und auf den Leser - verklemmt, prüde und manchmal einfältig. Das Wort Kinder wird z. B. nie ausgesprochen, wenn es sich vermeiden lässt, denn wenn man die Anweisung bekommen hat, ein Kind zu zeugen, muss man ja mit seinem Ehegatten - igittigitt! Der Beruf des Arztes ist auf Solaria am wenigsten angesehen, denn ein Arzt muss seine Patienten ja manchmal besuchen.
Schnell wird klar, dass diese Welt nicht mehr lange wird bestehen können.

Irritiert hat mich in diesem Buch nur eines: Gegen Ende bezieht sich Elijah Baley auf ein früheres Gespräch mit dem Robotiker Leebig, in dem Leebig Raumschiffe erwähnt. Ich bin dieses frühere Gespräch noch mal durchgegangen und habe keine solche Erwähnung gefunden. In meiner zerfledderten alten Ausgabe ist der Absatz aber drin. Was ist das? Ein Fehler? Eine absichtliche Kürzung? Sehr mysteriös. Ich frage mich, ob noch weitere Dinge fehlen.
* Dieser Hinweis bezieht sich auf den alten Doppelband. Die neue Heyne-Ausgabe habe ich nicht vorliegen, vielleicht ist die Textpassage dort enthalten.*

Alles in allem: Neben der Robotergeschichte Robbie ist diese hier meine liebste. Absolut zeitlos und immer faszinierend.

#euleliest #roboter #isaacasimov #dienacktesonne #diestahlhöhlen #robbie #sciencefiction #buchtipp