Eule 🦉
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Das Wort zum Alltag

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Noah hat das besser hinbekommen

Die letzte Arche von Stephen Baxter

Die Geschichte der letzten Flut wird fortgesetzt. Sie beginnt mit dem Vortrag von Thandie Jones über das steigende Meer. Nach diesem Vortrag schmieden die Reichsten der Reichen Pläne, um sich und ihre Familien zu retten. Die Entstehung und der Untergang der Arche III wird schon in Die letzte Flut erzählt, hier geht es um die Arche I.
Arche I ist ein Raumschiff, welches mit einem experimentellen Warp-Antrieb zu einer neuen Welt fliegen soll. Die Besatzungsmitglieder/Kolonisten werden bereits als Kinder ausgewählt und ausgebildet, unter ihnen Holle Groundwater, deren Vater das Projekt zunächst finanziert, bevor die Regierung es beschlagnahmt.

Die episodenhafte Erzählweise aus Die letzte Flut wird hier vom Autor konsequent weiterverwendet. Es gibt Zeitsprünge von mehreren Jahren, was der Geschichte nicht immer guttut.

Als großer Fan von Raumschiffen und Weltallgeschichten aller Art habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Aber es dauert mehrere hundert Seiten, bis es soweit ist und die Arche I ins All startet. Zuvor kämpft man sich durch das Leben und Ausbildung der Kandidaten, manchmal darf man einen Blick auf den gnadenlosen Überlebenskampf der Flutopfer werfen. Als die Arche I dann endlich unterwegs ist, wird es geradezu langweilig. Es gibt Konflikte, Machtkämpfe und Diskussionen, einmal sogar einen Aufstand, aber im großen Ganzen gondelt die Arche I ohne großes Tamtam durch die Weiten des Universums. Jahre vergehen, die Erde II erweist sich als kaum bewohnbar, dann fliegt die Arche I zum nächsten Stern, Jahrzehnte lang...

Die letzte Flut fand ich erschreckend realistisch, und die Szenen, die auf der Erde spielen, sind auch hier in Die letzte Arche erschreckend und realistisch. Der Flug des Raumschiffs dagegen ist für mich persönlich an kaum einer Stelle glaubhaft. Da fliegt das Warp-Schiff munter durch die Galaxis, aber nie geht etwas kaputt. Jahrzehntelang (!) gibt es für die wachsende Anzahl der Besatzung genug zu essen und Luft zum Atmen. Der Treibstoff geht nie aus.
Gefallen haben mir die psychologischen Auswirkungen der Reise: Die Menschen an Bord verlieren zum Teil nicht nur ihre Menschlichkeit, sondern auch das Wissen um die Vergangenheit. Irgendwann glauben viele von ihnen nicht mehr daran, sich in einem Raumschiff zu befinden, und brechen die Außenwand auf, um rauszukommen.

Fazit: Nicht ganz eine Enttäuschung, aber nahe dran.

#euleliest #stephenbaxter #dieletztearche #weltenschiff #sciencefiction

P. S.
Diese beiden Romane habe ich vor 10 Jahren gelesen. Wie die Zeit vergeht!
Per ardua ad astra

Weil's gerade so nett ist, hier noch ein weiterer Beitrag über ein Buch von Stephen Baxter. Der letzte für heute, versprochen.

Proxima
1. Teil der Dilogie

Im Jahre 2166 werden auf dem Mars ein paar hundert Sträflinge und Unruhestifter kurzerhand auf das Raumschiff Ad Astra verfrachtet, welches nach Proxima Centauri startet. Die Sträflinge sollen dort eine menschliche Kolonie aufbauen. Da dies das erste Projekt dieser Art ist, geht alles recht schnell und auf Kosten der gründlichen Überprüfung des erdähnlichen Planeten Prox. Die Kolonisten werden nach über 3 Jahren Flug in kleinen Gruppen einfach auf der neuen Heimat abgeladen und müssen zusehen, wie sie überleben. Da diese Menschen aber größtenteils wenig Skrupel haben und ein Menschenleben für sie nicht viel zählt, vor allem auf Proxima nicht, schrumpfen die Gruppen sehr schnell.
Der rätselhafte Yuri ist in seiner Gruppe aus ursprünglich etwa einem Dutzend Menschen am Ende allein mit der zurückgelassenen Raumflottenoffizierin Mardina auf Proxima gestrandet. Schon bald merken sie, dass der Ort, an dem man sie ausgesetzt hat, sich bald nicht mehr zum Leben eignen wird, und müssen weiterziehen. Unterwegs lernen sie mit der Hilfe des Kolonisationsroboters ColE mehr über den Planeten und deren seltsamen Bewohner.

Ein anderer Erzählstrang befasst sich mit der Physikerin Stef, die sich mit den Kernels beschäftigt. Kernels sind geheimnisvolle Energieartefakte, welche die Menschen auf dem Merkur gefunden haben und seitdem munter nutzen, ohne ihre Funktionsweise so recht zu verstehen.
Als mehrere hundert Kilometer unter der Oberfläche des Merkur eine Luke gefunden wird, steigt Stef hinunter.

Die Handlung um Stef Kalinski und später Penny ist zwar stellenweise sehr interessant, dient sie doch dazu, die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf dem Heimatplaneten zu verdeutlichen, doch mein persönlicher Favorit ist eindeutig die Handlung auf Per Ardua, ehemals Proxima C. Mich interessieren die Probleme, auf die Kolonisten auf einer neuen Welt stoßen können, die Beschaffenheit dieser Welt etc. Deshalb war ich auch viel lieber in Gesellschaft von Yuri und Mardina, als in der von Stef/Penny und Künstlichen Intelligenzen. Allerdings ist auch hier nach etwa der Hälfte des Buches die Luft ein wenig raus.

Wie in den beiden anderen Büchern von Baxter, die ich weiter oben vorgestellt habe, spielt auch die Geschichte von Proxima in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, so dass die Figuren einem etwas fremd bleiben. Dafür stürzt sich der Autor in die genauen Erklärungen der politischen Situation im Sonnensystem, welche in einer Katastrophe kulminiert. Was hat Baxter bloß gegen den Blauen Planeten?
Der klare, sehr verständliche Schreibstil in Verbindung mit der spannenden Handlung lassen den Leser schnell vorankommen. Sobald die Spannung abflaut, kann auch der Erzählstil der Geschichte nicht mehr helfen. Der Schluss ist relativ offen, Abhilfe schafft hier vermutlich der Nachfolgeband Ultima, den ich bis heute nicht gelesen habe.

Fazit: Die Geschichte der Besiedelung einer neuen Welt kann spannend sein, aber Proxima ist es nur zum Teil.

#euleliest #stephenbaxter #proxima #sciencefiction
Blumen für Algernon von Daniel Keyes

Charlie Gordon hat einen niedrigen IQ, kann kaum lesen und schreiben und arbeitet in der Bäckerei seines Onkels. Seine besten Freunde sind seine Kollegen, alle sind sehr nett zu ihm. Er weiß, dass er nicht klug ist, und wünscht sich, dies ändern zu können.
Diese Chance bekommt er dann auch. Sie besteht darin, dass er sich einer Hirn-OP unterzieht. Die Wissenschaftler wollen auf diese Weise versuchen, die Intelligenz eines Menschen zu steigern. Das einzige andere Lebewesen, das die gleiche OP hinter sich hat, ist die Maus Algernon.
Nach der OP wird Charlie nicht einfach nur intelligenter, er wird nahezu zu einem Genie. Auch sonst ändert sich in seinem Leben einiges: er begreift, dass seine Freunde keine Freunde sind, sondern sich ständig über ihn lustig machen, weil sie wissen, dass er den Spott sowieso nicht versteht. Außer Algernon hat er auf der ganzen Welt keine andere verwandte Seele.
Und dann - zeigen sich bei Algernon die ersten Nebenwirkungen.

Keyes hat eine interessante Erzählweise gewählt. Das Buch ist in Ich-Form geschrieben, aber da Charlie ist wie er ist, sind seine Tagebucheinträge wie die eines Grundschulkindes. Er kann sich kaum ausdrücken, macht Grammatik- und Rechtschreibfehler. Durch die ersten Seiten muss man sich ein wenig durchkämpfen. Je klüger er wird, desto komplexer werden die Einträge. Es bricht einem fast das Herz, wenn er feststellt, dass er der einsamste Mensch der Welt ist, oder wenn er begreift, dass es kein gutes Ende mit ihm nehmen wird.

Ich habe dieses Buch vor vielen Jahren gelesen, aber es ist eines von der Sorte, die man nie wieder vergisst. Es ist ein sehr emotionaler Roman, Taschentücher sollten beim Lesen bereitliegen. Einen ReRead habe ich bisher vermieden, weil ich heute sehr viel skeptischer und unerbittlicher einem Buch gegenüber bin als noch vor 15 Jahren. Würde es mich heute noch genauso packen? Oder würde ich es als Gesülze abtun?
Eine Bloggerin, deren Beitrag ich vor einigen Tagen hörte, meinte, es sei das perfekte Buch für ganz junge Menschen. Ich neige dazu, ihr zuzustimmen. Hier gibt es kein Grau. Es wird sofort klar, wer wo steht und wer gut oder weniger gut ist. Für Leseanfänger:innen, die noch nicht gelernt haben, ein Buch zu analysieren, ist es in der Tat perfekt. Natürlich können (und sollten) auch erfahrene Leser:innen es einmal lesen, das Buch ist nicht umsonst ein moderner Klassiker.

Vor einigen Jahren lief mir Algernon, Charlie, and I über den Weg. Es ist die Entstehungsgeschichte des Romans. Keyes schreibt hier über seinen schriftstellerischen Werdegang, die Idee zur Kurzgeschichte, und wie aus dieser letztendlich der bekannte Roman wurde. Die besagte Kurzgeschichte ist in Algernon, Charlie, an I enthalten.

Eine klare Empfehlung.

#euleliest #danielkeyes #blumenfüralgernon #buchtipp
Schweigt nicht! Reden vor Gericht von Alexei Nawalny

Vor genau einem Jahr saß ich, wie viele andere Menschen auch, sprachlos vor dem Newsfeed. Die Schlagzeilen verkündeten, der russische Oppositionelle Alexei Nawalny sei im Flieger zusammengebrochen. Es folgten eine Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk und die Einlieferung des Politikers in die Notaufnahme. Fast sofort wurde über eine Vergiftung spekuliert. In den folgenden Tagen ging es drunter und drüber, die Wellen schlugen hoch, und der Name Nawalnys war minütlich in den Medien, auch in den westlichen.

Es kam heraus, dass Nawalny mit dem Nervengift Novitschok vergiftet worden war, einem militärischen Kampfstoff. Zugang zu diesem Gift haben nur wenige, den Befehl zu der Verwendung kann nur von ganz oben kommen, sprich: von Präsident Wladimir Putin selbst oder seinen engsten Mitarbeitern.

Dieser Vorfall hat die Weltpolitik gehörig aufgemischt, zumindest am Anfang. Ein weiteres Mal ging es hoch her, als Nawalny nach seiner Behandlung in der Berliner Charité nach Russland zurückkehrte. Bis zur Passkontrolle kam er gar nicht erst, man nahm ihn wegen des Verstoßes gegen seine Bewährungsauflagen fest.

Was anschließend folgte, war ein so absurder Gerichts-Zirkus, wie man ihn sich nicht ausdenken kann. Mit einem Gericht oder gar Gerechtigkeit hatten diese Veranstaltungen rein gar nichts zu tun. Ich selbst verfolgte – erneut sprachlos, diesmal vor Unglauben – diese sogenannten Verhandlungen im Live-Ticker.

Während der Verhandlungen hat Alexei Nawalny Reden gehalten, „letzte Worte“, aber nicht nur. Diese liegen jetzt in gedruckter Form und in deutscher Übersetzung vor.

Die Reden kannte ich bereits, die sind alle auf YouTube zu finden. Aber natürlich ist es schön, sie auch gedruckt in den Händen zu halten. Ohne mir den Klappentext durchzulesen, kaufte ich das Buch. Zwar hätte ich mir eine russische Ausgabe gewünscht, aber was soll’s, dazu wird es in den nächsten Jahren wohl eher nicht kommen. Aber dann die Überraschung: das Buch beinhaltet auch die Reden im russischen Original.

Das Buch – ein winziges Büchlein von knapp 100 Seiten – enthält vier Reden, die typisch Nawalny sind. Er ist ein hervorragender Redner, seine Worte sind stets punktgenau, leidenschaftlich, aufrüttelnd. Man hört ihm zu und denkt: Ja! Das kann ich!

Weil er sich immer wieder auf Ereignisse bezieht, die in Russland stattgefunden haben oder immer noch stattfinden, und die für ausländische Leser vielleicht nicht ganz verständlich sind, enthält das Buch etliche Fußnoten, Anmerkungen und Erläuterungen. Die sind natürlich nicht sehr ausführlich, was bei dem kleinen Buchumfang kein Wunder ist. Aber wenn man zusätzliche Infos wünscht, kann man diese googeln.

Die Aussagen Nawalnys lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Veränderung ist möglich. Tretet für eure Rechte ein. Schweigt nicht. Bekämpft Korruption.

Zur Zeit sitzt Nawalny im Gefängnis und wird dort vermutlich nie wieder herauskommen, jedenfalls nicht so lange Putin regiert. Er ist allerdings bereits in die Geschichte eingegangen, nicht nur, weil er Novitschok überhabt hat, sondern auch, weil er einen unerschütterlichen Glauben an ein besseres Russland hat und alles tut, um dieses Russland zu ermöglichen.

Dieses Buch ist hoffentlich nicht das letzte von und über Nawalny.

In meinem Regal hat es Platz neben dem Buch mit den Zitaten von Nelson Mandela gefunden, dort passt es genau hin.

....

Das habe ich am 20.09.2021 geschrieben.
Ich hätte mir ein weiteres Buch, zum Beispiel mit den Reden während seiner Präsidentschaft gewünscht...
🕊

#euleliest #nawalny #navalny
Alle Robotergeschichten

Vor ein paar Tagen habe ich ein größeres Leseprojekt beendet, nämlich Alle Robotergeschichten von Isaac Asimov. Ich hatte das Buch bereits vor gut 10 Jahren begonnen und wieder abgebrochen, trotz meiner Liebe zu Robotergeschichten. Diesmal jedoch machte ich ein Live-Leseprojekt daraus. Ich las (so gut wie) täglich eine Geschichte und kommentierte sie in meinem Stammforum.
Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Fazit: ein Robot macht noch keine gute Geschichte.

#euleliest #isaacasimov #allerobotergeschichten
#links
Ich lese mal wieder Jane Eyre.
Was ist Rochester doch für ein verabscheuungswürdiger Manipulator! Ich meine nicht die Sache mit Bertha. Sondern wie er sich Jane gegenüber verhält, er setzt sie einer Achterbahn der Gefühle aus, spielt mit ihr und tut dabei ganz unschuldig.
Je älter ich werde, desto weniger mag ich ihn.

#euleliest #janeeyre #charlottebrontë
Es läuft nach Plan. Oder so.

1x Strugatzki
1x Max Frei
1x Pratchett ✔️
1x Lem
1x Bradbury
1x Sachbuch
1x Biografie ✔️
1x Literatur aus oder über Asien
1x Krimi / Thriller ✔️
1x Historie
1x Klassiker (18. oder 19. Jh) ✔️
1x ein Buch, das 20 Jahre ungelesen im Regal steht

Nicht sehr üppig bisher. Sehen wir mal, wie es weitergeht.

#euleliest #eulehört #euleplant #eulenstatistik
Das Turnier ruft

Vor etlichen Jahren schrieb ich hier im Kanal über Hiobs Spiel von Tobias O. Meißner. Mir ist kürzlich ein weiteres Buch von ihm eingefallen, das mein Nervenkostüm beim Lesen gehörig zerzaust hatte. Inzwischen ist das Buch nur noch antiquarisch zu bekommen, was ich sehr schade finde, denn - es ist ein weiteres Meisterwerk von Meißner.

Das Paradies der Schwerter spielt in einer Fantasywelt, über die wir zwar ein paar Details erfahren, die aber nicht so wichtig ist. Wichtig ist, dass ein Turnier stattfinden soll, und aus allen Ecken der Welt die Teilnehmer anreisen. Insgesamt 16 Personen. Am Ende kann es nur einen geben.

Gut die Hälfte des Buches nimmt die Vorstellung der Figuren ein. Meißner zeichnet sie mit allen Details, seziert sie geradezu. Wenn man mit einem weiteren Kapitel fertig ist, wünscht man sich, dass die Figur, über die man gerade gelesen hat, beim Turnier als Sieger hervorgeht.
Dann werden die Paare ausgelost. Das, meine Guten, war das Spannendste, das ich je in einem Buch gelesen habe. Es ist fast 20 Jahre her und ich weiß bis heute, wann und wo ich dieses Kapitel gelesen habe. Der Autor schrieb, er habe selbst nicht gewusst, wer gegen wen antreten würde. Er habe die Namen auf Zettel geschrieben und diese dann paarweise aus einem Hut gezogen.
Dann die Kämpfe selbst. Meißner beschreibt jeden Hieb, jede Wunde mit einer Schonungslosigkeit, die einen mehr als einmal heftig schlucken lässt. Wie immer in seinen Büchern zeigt er auch hier, wie absolut sinnlos Gewalt ist.

Für mich ist Tobias O. Meißner der unübertroffene Meister der deutschen Sprache, der zudem vor keinem literarischen Experiment zurückschreckt. Das Paradies der Schwerter verdient eine Neuauflage, damit mehr Leser:innen darin eintauchen können.

Fazit: Knüppeldick, aber mit Schwertern.

#euleliest #tobiasomeißner #dasparadiesderschwerter #buchtipp
Gerade höre ich Geschenkt von Daniel Glattauer. Charmant! Und witzig 😃.
Es geht um einen Journalisten, der unverhofft Vater eines 14jährigen wird. Er, also der Journalist, ist ein zynischer, desillusionierter, träger und oft zu tief ins Glas schauender Geselle. Ein ganz hervorragender Buchcharakter 💥.
Habe mich schon lange nicht mehr so gut bei einem (Hör)Buch amüsiert.

#euleliest #eulehört #danielglattauer #geschenkt
Größenwahn

Es wird wirklich Zeit für mehr Bücherpostings, das hier soll schließlich ein Buchkanal sein. Ich verspreche natürlich nichts, lasse es langsam angehen. Heute möchte ich über ein Buch schreiben, das ich Anfang April als Hörbuch gehört habe. Inzwischen habe ich sogar schon die Serienadaption gesehen, diese gibt es auf Amazon Video. Die Rede ist von einem Jack-Reacher-Roman von Lee Child, der erste Band heißt Größenwahn.

Jack Reacher, ein ehemaliger Militärangehöriger, streunt nach dem Ende seiner Dienstzeit durch die USA. Eines Tages steigt er in einem Bilderbuchstädchen aus dem Bus - und wird prompt wegen Mordes festgenommen.
Das kann er natürlich nicht auf sich sitzenlassen, also beginnt er mit den eigenen Recherchen. Unterstützt wird er dabei von den beiden einzigen fähigen Polizisten (einer davon ist selbstverständlich eine Frau, in die sich der Held verguckt).

Ich kann nachvollziehen, warum diese Reihe so erfolgreich ist. Wie Wikipedia verrät, sind es derzeit 28 Bände. Das muss man sich mal reinziehen! Achtundzwanzig!
Das Buch ist ein schnörkellos und geradlinig geschriebener Roman, und entspricht ganz und gar dem Helden Reacher. Dieser ist ein Muskelpaket, stellt sich zu oft dumm (und ist es nicht selten auch), prescht wie ein Jagdhund voran, wenn er erstmal eine Spur hat. Dabei ist er nicht besonders gesprächig, fast schon maulfaul, es sei denn, er erklärt seinen neuen Freunden, wie er auf eine bestimmte Lösung gekommen ist. In diesem Fall ist er schwer zu stoppen. Es gibt nichts, was er nicht schafft, keinen Feind, den er nicht bezwingen kann. Er ist ein Mary-Sue-Charakter, wie er im Buche steht, oder - weil er ja ein Kerl ist - ein Marty Stu.

Der Thriller ist trotz (oder gerade wegen) der Hauptfigur durchaus spannend. Lee Child hat einen unterhaltsamen Roman geschrieben, der viele Kampfszenen und blutige Tatorte aufweist. Diese sind, zugegeben, sogar um etliches interessanter als Reacher selbst. Man möchte beim Lesen bzw. Hören keine Pausen einlegen, will wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil ist angenehm einfach und überfordert einen nicht. Ein perfektes Buch für den Urlaub, würde ich sagen.
Bei der Krimihandlung dachte ich mehr als einmal, dass der Autor sich viel vorgenommen hat und es vielleicht gar nicht schafft, diesen Stabhochsprung ohne Knochenbrüche zu überstehen, sprich: dass er seine Leser mit einer Menge loser Enden und einem nicht zufriedenstellenden Ende zurücklassen könnte. Doch in dieser Hinsicht hat Child mich nicht enttäuscht. Ja, ich fand die Verschwörung etwas zu weit hergeholt, aber hey, es war unterhaltsam.

Fazit: Ich habe mir den zweiten Teil bereits heruntergeladen.

#euleliest #eulehört #leechild #jackreacher #größenwahn