Eule 🦉
28 subscribers
221 photos
51 videos
136 links
Das Wort zum Alltag

Buchvorstellungen, interessante Links, der tägliche Wahnsinn und sinnloses Gelaber - alles in einem Kanal.
Und Katzenfotos ^^

Chat: https://t.me/buchclub
Goodreads: goodreads.com/user_marseule

www.eulenalltag.de
Download Telegram
Raumschiffe und Stalker

Gestern habe ich das Hörbuch You - Du wirst mich lieben von Caroline Kepnes beendet. Es ist schon ein krasses Stück Buch. Wenn man so tief in den Kopf eines Soziopathen und Stalkers eintaucht, möchte man hinterher lange duschen.
Worum geht es? (für diejenigen unter euch, die die Netflix-Serie nicht kennen)
Der Buchhändler Joe Goldberg lernt die Studentin Guinevere Beck kennen und ist sofort von ihr besessen. Er will sie für sich, mit allen Mitteln. Um sie zu bekommen, geht er buchstäblich über Leichen.
Der Erzählstil ist ungewöhnlich. Das Buch heißt nicht von ungefähr You. Joe erzählt von Beck immer nur in der zweiten Person. Daran muss man sich als Leser*in gewöhnen, was relativ schnell passiert.

Ebenfalls gestern habe ich das Buch Maid von Stephanie Land beendet. So schnell bin ich seit vielen Monaten nicht mehr durch die Seiten gerauscht. Ich habe den eBook-Reader sogar beim Zähneputzen eingeschaltet und gelesen.
In dem Buch berichtet die Autorin von ihrem Leben als alleinerziehende Mutter. Sie hat kein Geld, bekommt kaum Unterstützung vom Staat und überhaupt keine von ihrer Familie. Um über die Runden zu kommen, geht sie putzen. Wie sich der Job auf ihr Leben, ihre Ansichten und ihre Zukunft auswirkt, ist sehr berührend zu lesen. Manchmal auch haarsträubend. Stephanie Land ist auf jeden Fall eine sehr sehr starke Frau. Hut ab!

Heute habe ich Die Kandidatin von Constantin Schreiber gehört. Das Buch hat mich - obwohl gänzlich andere Thematik - an das kürzlich gelesene Epidemie von Asa Ericsdotter erinnert. In beiden Werken geht es um eine gute Idee, die so verdreht und auf die Spitze getrieben wurde, dass an ihr überhaupt nichts Gutes mehr bleibt.
Das Buch von Schreiber handelt Sabah Hussein, die erste muslimische Kanzlerkandidatin. Schreiber macht es wie Ericsdotter: er nimmt den Holzhammer und gestaltet so überspitzte Situationen, wie sie einen nur die Augen verdrehen lassen.

Und jetzt zum Raumschiff. Wie das mit Leseplänen manchmal so ist, habe ich mich statt für eine geplante Biografie spontan für ein anderes Buch entschieden: Blindflug von Peter Watts. Laut Klappentext soll es um einen Erstkontakt gehen und dafür bin ich bekanntlich immer zu haben. Natürlich kann es nicht so gut werden wie Der Astronaut von Andy Weir, aber hey, lassen wir uns überraschen.

#euleliest #eulehört #carolinekepnes #you #constantinschreiber #diekandidatin #stefanieland #maid #blindflug #peterwatts #asaericsdotter #andyweir #netflix
Aus den Augen - aus dem Sinn

Heute habe ich - nach einem Monat! - das Buch von Peter Watts beendet, Blindflug. Irgendwie scheint es mir mit und der Science-Fiction nicht mehr recht zu klappen, mal kann ich mich nicht auf die Handlung konzentrieren, mal ist die Geschichte lahm, mal ist sie zu irritierend, mal ist etwas anderes. So auch diesmal.
Doch der Reihe nach.

Worum geht es?
2082 begegnet die Menschheit einer außerirdischen Intelligenz. Ein Raumschiff wird losgeschickt, um jenseits der Oortschen Wolke in der Nähe eines bislang unbekannten Riesenplaneten die Aliens zu untersuchen. Die Besatzung besteht aus fünf Personen, weitere vier befinden sich im Kälteschlaf, als Ersatz. Doch das, womit sie es zu tun bekommen, geht weit über ihren Erfahrungsschatz hinaus und führt sie ins Unbekannte.

Zunächst das Positive.
Der erste Kontakt ist eines meiner Lieblingsthemen. Doch einer wie in Blindflug ist mir bisher nicht untergekommen. Hier gibt es keine Aliens, mit denen man sofort mühelos ins Gespräch kommt, die sind absolut fremdartig. Der Autor gibt in den Anhängen zu, dass er sich als Meeresbiologe an den Schlangensternen orientiert hat. Seine Aliens sind hochintelligent, haben aber kein Bewusstsein. Meine Phantasie hat hier fast ganz versagt, denn es ist gar nicht so einfach, sich das vorzustellen.
Der Missionsleiter ist ein Vampir. Ja, so habe ich auch geguckt! Die Erklärung, die Watts hierzu liefert, ist einfach faszinierend.
Die Sinnestäuschungen, die das Raumschiff der Fremden bei den Menschen verursacht, insbesondere das Blindsehen habe ich sogar gegoogelt. Es kommt so gut wie nie vor, dass ich Begriffe aus einem Roman google, da muss es schon etwas wirklich Unglaubliches sein.

Was nicht so gut war: Die Figuren kommen kaum mehr als Statisten daher. Sie haben allesamt ihre Eigenheiten, aber richtig nah kommt man ihnen nicht. Was die Funktion des Ich-Erzählers Siri Keeton sein soll, habe ich nicht begriffen. Er schien mir die überflüssigste Person an Bord zu sein.
Im Sommer las ich Der Astronaut von Andy Weir, in dem es ebenfalls um einen Erstkontakt ging. Wie Watts haut einem auch Weir eine Fülle von physikalischen und technischen Details um die Ohren, Weir sogar noch viel mehr als Watts. Bei Watts ist jedoch das meiste längst nicht so gut erklärt. Oft steht man als Leser:in da und weiß nicht, worum es gerade geht. Da ich das Buch zudem über so einen langen Zeitraum las, ging mir an vielen Stellen der Rote Faden verloren. Ich wusste nicht mehr, was am Anfang der Geschichte passiert war und um wen es gerade ging.
Der Originaltitel Blindsight passt wesentlich besser zum Buch als Blindflug, aber einen SF-Roman ohne das Wörtchen Flug zu vermarkten war wohl zu schwer.

Alles in allem ein interessanter Roman mit vielen phantastischen Ideen, aber schwerfällig und kompliziert erzählt. Für Hartgesottene.

#euleliest #peterwatts #blindflug #andyweir