Eule 🦉
32 subscribers
235 photos
58 videos
143 links
Das Wort zum Alltag

Buchvorstellungen, interessante Links, der tägliche Wahnsinn und sinnloses Gelaber - alles in einem Kanal.
Und Katzenfotos ^^

Chat: https://t.me/buchclub
Goodreads: goodreads.com/user_marseule

www.eulenalltag.de
Download Telegram
Fortschritte

Meine Lesepläne machen Fortschritte. Ich finde, die Liste sieht sehr gut aus:

1x Strugatzki
1x Max Frei ✔️
1x Pratchett ✔️
1x Lem
1x Bradbury
1x Sachbuch ✔️
1x Biografie ✔️
1x Literatur aus oder über Asien ✔️
1x Krimi / Thriller ✔️
1x Historie ✔️
1x Klassiker (18. oder 19. Jh) ✔️
1x ein Buch, das 20 Jahre ungelesen im Regal steht

Den historischen Roman lese ich gerade. Ich habe ihn schon einmal abgehakt, dann sieht die Liste gleich schöner aus 😈.
Der Roman heißt Das Salz der Erde, ist von Daniel Wolf und hat 1100+ Seiten. Da ich mich für das Hörbuch entschieden habe, sind es ECHT viele Stunden, nämlich 33. Ich habe schon umfangreichere Hörbücher gehört, aber auch 33 Stunden sind eine Wucht.
Die Geschichte spielt in der Lothringen des 12. Jahrhunderts und handelt vom Salzhändler Michel de Fleury.
Historische Romane sind nicht mein bevorzugtes Jagdgebiet, aber gelegentlich (also so selten wie möglich) gerät mir eines an die Ohren. Tatsächlich gibt es sogar eines, das ich 2x gehört habe, Der Bastard von Tolosa von Ulf Schiewe. Ich werde bald mal was darüber schreiben. Das Buch lohnt sich wirklich.

#euleliest #eulehört #euleplant #eulenstatistik #dassalzdererde #historie #derbastardvontolosa
Der Bastard von Tolosa

Der Roman Der Bastard von Tolosa stammt aus der Feder des leider im letzten Jahr verstorbenen Ulf Schiewe. Das Buch erschien 2009 und war das schriftstellerische Debüt des Autors. Und was für eines!

Worum geht es?
Das gut tausendseitige Werk spielt Anfang des 12. Jahrhunderts. Jaufré Montalban, der sich als junger Mann den Kreuzrittern anschloss, ist inzwischen ein mit allen Kriegswassern gewaschener Soldat, der Kastellan einer großen Festung im Heiligen Land, Lebensgefährte einer schönen Armenin und Vater einer heranwachsenden Tochter. Als seine Gefährtin ermordet wird, zieht es ihn in Richtung Heimat. Mit seiner Tochter Adela reist er nach Hause, dorthin, wo er gar nicht mehr erwartet wird. Seine Frau Berta, die er gleich nach der Hochzeit verließ, steht im Begriff, einen anderen zu heiraten. Der Familiensitz der Montalbans, die Festung Rocafort, würde damit in die Hände seiner Feinde fallen. Außerdem muss Jaufré das Geheimnis seiner Herkunft enträtseln.

Historische Romane lese ich eher selten, vielleicht alle paar Jahre einen. Geschichten übers Mittelalter, Kreuzfahrer stehen dabei ganz unten auf der Liste der bevorzugten Werke. Nun habe ich aber vor ein paar Jahren diesen Roman als Hörbuch heruntergeladen, ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam. Vielleicht war es eines dieser Gratis- oder 2-zum-Preis-von-1-Angeboten. Lange habe ich das Buch einfach vergessen. Als ich es dann endlich startete, erlebte ich eine sehr schöne Überraschung.

Der Roman ist nichts für zarte Gemüter, hier geht es stellenweise recht blutig zur Sache. Die Charaktere sind, soweit ich mich erinnere, alle glaubwürdig beschrieben, Logikfehler sind mir keine aufgefallen. Ob das Ganze historisch korrekt ist, kann ich nicht beurteilen, aber als interessante, atemlos-spannende Geschichte taugt das Buch allemal.
Jaufré, der uns sein Leben erzählt, ist bereits ein alter Mann und diktiert seine Abenteuer einem Schreiber. Ich mag Rückblenden in Büchern eigentlich nicht so gern, aber ich muss zugeben, dass sie mich hier nicht gestört haben. Nicht von ungefähr habe ich mir das Hörbuch auch noch ein zweites Mal angehört, es ist ein wirklich unterhaltsames und gut geschriebenes Buch. Gelesen wird es von Reinhard Kuhnert.

Ich habe gerade ein wenig recherchiert - das Hörbuch ist auf Audible nicht mehr verfügbar, schade. Gut, dass ich es noch in meiner Audible-Bibliothek habe.
Falls ich bei jemandem das Interesse geweckt habe: Das ebook ist für humane 6,99 Euro zu haben.
Vor einiger Zeit versuchte ich mich an Das Schwert des Normannen, einem weiteren Buch von Ulf Schiewe, aber das ist sowohl vom Umfang als auch vom Thema ganz anders als sein Erstlingswerk, es hat mir nicht gefallen und den Rest der Reihe habe ich mir dann gespart. Den Bastard von Tolosa würde ich mir aber tatsächlich gerne als Hardcover ins Regal stellen. Vielleicht ergibt sich ja mal eine Gelegenheit.

#euleliest #eulehört #ulfschiewe #derbastardvontolosa #historie
Gesalzenes Buch

Vor kurzem beendete ich den Roman Das Salz der Erde von Daniel Wolf. Es ist ein historischer Roman, der Ende des 12. - Anfang des 13. Jahrhunderts in Lothringen spielt.

Worum geht es?
Michel de Fleury, ein junger Kaufmann, kehrt nach dem Tod seines Vaters nach Varennes zurück, um das Salzhandelsgeschäft weiterzuführen. Sofort gerät er mit dem ortsansässigen Klerus aneinander und zerstreitet sich bis aufs Blut mit seinem ehemals besten Freund Gaspar. Seine Liebe zu Gaspars Schwester Isabelle kann unter diesen Umständen nur in einer Katastrophe enden.

Dieses Buch ist mehr als 1100 Seiten dick. Ich habe es als Hörbuch gehört (vorgelesen von Johannes Steck) und auch dieses war entsprechend lang - 33 Stunden. Wenn ein Buch spannend ist und die Handlung mich interessiert, rausche ich durch wie ein Blitz und die lange Spielzeit fällt gar nicht auf. Hier dagegen schien das Buch wirklich kein Ende zu nehmen.

In historischen Dingen bin ich nicht bewandert, wenn also die historische Genauigkeit in Das Salz der Erde vom Autor mit Füßen getreten worden ist, sei's drum, das konnte mir gar nicht auffallen. Ich mochte aber die detailreichen Beschreibungen des damaligen Alltags, vor allem des Alltags der Kaufleute. Das Leben der Menschen damals hat der Autor sehr anschaulich beschrieben, das glaubt man beim Lesen bzw. Hören ohne Wenn und Aber.

Die Handlung fand ich sehr (sehr!) durchschaubar. An überraschende Wendungen kann ich mich nicht erinnern. Wenn man als Leser:in die Geschichte schon nach wenigen Seiten vorhersehen kann, verliert sie nahezu die gesamte Spannung. Das ist aber Geschmackssache. Für jemanden, der eher wenig liest und daher die Kniffe des klassischen Romanaufbaus nicht kennt (oder dem sie egal sind), dürfte das Buch der Hammer schlechthin sein.

Die Durschaubarkeit ist also nicht mein Kritikpunkt. Dieser gebührt der übermäßigen Dramatik. Die Figuren müssen sich durch so viele Widrigkeiten kämpfen, dass es auf Dauer ermüdend wird. Bei einem Buch von kleinerem Umfang wäre das noch akzeptabel gewesen, aber bei 1100+ Seiten sind das VIELE Widrigkeiten. Man bekommt hier als Leser:in buchstäblich eine Überdosis.
Was ich mit Widrigkeiten meine und was mich beim Hören immer langsamer werden ließ, war die fortwährende Schikane, der die Hauptfiguren, allen voran Michel, ausgesetzt sind. Ihm werden so viele Steine in den Weg gelegt, dass man - statt die Figur für ihre Stehaufmännchen-Mentalität zu bewundern - immer frustrierter wird und sich denkt "Was ist denn jetzt schon wieder?!"
Schikane ist Ungerechtigkeit in Reinform, sie zu erleben ist höchst unangenehm, darüber zu lesen zieht einen ziemlich herunter. Wenn man also mit diesem Schinken fertig ist, ist man fertig - mit den Nerven.

Mit Spannung habe ich eigentlich nur die Kapitel mit Isabelle verfolgt. Michel war mir zu edel, ohne Fehl und Tadel, eine Figur, die haarscharf an der Arroganz vorbeischrammt. Nicht gerade mein bevorzugter Buchfigurentypus.

Fazit: Für Liebhaber:innen historischer Romane ein Schmankerl. Ganz nett, aber die Fortsetzungen kommen für mich nicht in Frage.

#euleliest #eulehört #danielwolf #dassalzdererde #historie
Der Nackenbeißer

Ein Nackenbeißer ist bekanntlich ein Buch mit einem entsprechenden Cover - Mann und Frau in spärlicher Bekleidung, wallende Haare, der Mann hat sein Gesicht im Nacken bzw. am Hals der Dame. Hier ein paar Beispiele: klick.
Die Nackenbeißer haben einen unterirdischen Ruf, weil ihnen unterstellt wird, schlechte Literatur zu sein. Aber so etwas wie schlechte Literatur gibt es nicht. Es gibt schlecht erzählte Bücher. Vor zig Jahren habe ich viele Nackenbeißer gelesen, die meisten waren historische Liebesromane, und nicht wenige davon waren wirklich gut. Ja, viel Anspruch braucht man hier nicht erwarten, diese Bücher sind reine Unterhaltung.

Nun habe ich den letzten Nackenbeißer schon vor Jahren gelesen, und leider stehen in meinem Regal noch etliche ungelesen herum. Auf meiner diesjährigen Leseliste #euleplant steht ein Buch mit mindestens 20jährigem Regalaufenthalt. Das führte dazu, dass ich mir einen der ungelesenen Liebesromane herauszog, den umfangreichsten natürlich (🤨) und loslegte. Der Roman heißt Shanna, ist von 1977 und aus der Feder der Autorin Kathleen E. Woodiwiss.
Himmelarschundwallendehaare...

Ich kann das Buch nicht lesen, ohne es zu kommentieren, sonst ersticke ich an meinem Frust. Daher, werte Eulenleser:innen, kommt hier ein neues #livelesen Projekt. Seid stark!

#euleliest #nackenbeißer #liebesroman #shanna #kathleenewoodiwiss
Please open Telegram to view this post
VIEW IN TELEGRAM
#livelesen

Ok, sch... auf historische Genauigkeit, aber die Logik, wo ist die Logik?
18. Jh, eine junge Frau geht einfach so zum Pfarrer und lässt sich ohne männlichen Beistand (Bräutigam nicht mitgerechnet) verheiraten. Ich glaube, Jane Austin wäre an dieser phantastischen Entwicklung erstickt.

Ruark erpresst Shanna, will sie nur heiraten, wenn sie ihn mal ran lässt. Sie tut alles, um es nicht so weit kommen zu lassen. Aber dann sieht sie ihn vor der kleinen Kirche, ausstaffiert mit den Klamotten, die er von ihr hat, gestriegelt und gebügelt - und schon ist sie sich nicht so sicher. Nach der Eheschließung folgt eine Fahrt in der Kutsche, wo Ruark Shanna umzustimmen versucht. Mensch, Junge, wenn du nicht so auf die Frau vor dir fixiert wärst, hättest du abhauen können! Dummkopf.

Er haucht ihr Sachen ins Ohr wie "ich muss eh bald hängen, erfülle mir diesen einen Wunsch" und so. Sie will immer noch nicht, ihr geht es zu schnell. Aber er ist gewieft was Manipulationen angeht, also wird ihr Nein immer leiser und er darf rein.

Allerdings nur kurz. Zum Erguss kommt es nicht, er muss unterbrechen, wegen des blöden Frauenzimmers, das ihn ausgetrickst hat. Jetzt ist Ruark so sauer, dass er sich wie ein Irrer aufführt. Das geht hier von einen Satz auf den anderen, ich hatte keine Zeit, das richtig zu kapieren und mich auf die Veränderung einzustellen. Diese Szene war bäh.

Mr. Pintey, Shannas treuer Diener, verriegelt die Kutschentür, damit der der Gefangene nicht entweicht.
Was ist aus entkommen, entschwinden, entfliehen und entfleuchen geworden? Ist Ruark denn ein Pups?!
Verrate mir bitte jemand, ob man in den 70ern (Zeitraum der Übersetzung) so gesprochen hat. Ich will es jetzt wissen.

#euleliest #shanna
Aktuelle Lektüre
Amerikas Gotteskrieger von Annika Brockschmidt
Was für ein interessantes und lehrreiches Buch.
#euleliest #annikabrockschmidt #amerikasgotteskrieger
#livelesen

Inzwischen habe ich in meiner aktuellen Lektüre Shanna die Seite 156 (von 736) erreicht.

Ab hier sollten nur diejenigen lesen, die sich nicht vor Spoilern fürchten. So, ihr seid gewarnt.

Nach der Hochzeit wurde der Frischvermählte zurück ins Kittchen verfrachtet und die Frischvermählte bereitet sich auf ihren künftigen Witwenstand vor. Es gilt, den Verwalter ihres Vaters zu täuschen. Der sollte eigentlich ein Auge auf sie haben, aber zu Shannas Glück war er eine Woche auf Reisen, und sie konnte ihr Hochzeitsding durchziehen. Sie erzählt ihm die rührende Geschichte einer hastigen Hochzeit und des bedauernswerten Unfalls ihres Gemahls. Der Verwalter ist sehr mißtrauisch (dumm isser ja nicht). Shanna will so schnell wie möglich nach Hause, so dass sie sich auf einem der Frachter ihres Vaters einmietet. Dumm nur, dass der Verwalter ebenfalls mit diesem Schiff reisen will, außerdem braucht er dringend neue Arbeiter für die Plantage in der Karibik. Er kauft ein paar Gefangene aus dem Gefängnis, und hier natürlich fällt sein Auge auf den kräftigen jungen Burschen. Ihr dürft raten. Richtig. Ruarks Tod durch den Strang wird vorgetäuscht, er selbst ist bald darauf unter Deck eingesperrt.

Ich gebe zu, als ich im Klappentext was von Plantagen las, war ich alarmiert. Ich will keine Geschichte lesen, die in der Karibik spielt. Als dann Ruark auf demselben Schiff landet wie Shanna, war ich noch unzufriedener. Sah ich mich doch schon eine, die x-te, Geschichte lesen, die auf See spielt. Mag ich nur in gelungenen Einzelfällen (hier nicht der Fall!). Aber ich hatte Glück. Die Schiffsreise ist nur ein paar Seiten lang und unser künftiges Turtelpärchen begegnet sich gar nicht. Auch die Karibik ist hier nur ein leeres Wort. Im März diesen Jahres las ich Die weite Sargassosee von Jean Rhys, und hier kam die Karibik so richtig durch - schwere, schwüle Luft, üppige Vegetation, betörender Blütenduft überall, schweißtreibende Hitze (ich mochte das Buch zu genau 0 Prozent, aber die Atmosphäre konnte ich mit Händen greifen). Mag ich einfach nicht. Woodiwiss hat sich die Mühe der Beschreibungen gar nicht gemacht. Sie berichtet lieber darüber, wie ungeheuer gescheit Ruark ist. Er kann alles. Kennt sich mit Pflanzungen aus, ist ein guter Anführer, ein Pferdekenner, hat ständig gewinnbringende Ideen - mit einem Wort, Shannas Vater frisst ihm schon bald aus der Hand.

Der Vater, hrrrrrr. Das ist ein aufbrausender Kerl, der endlich Enkel sehen will. Tunkt Shanna immerzu mit der Nase in die Tatsache, dass sie während ihrer so kurzen Ehe nicht schwanger geworden ist. Ja, ich weiß, 18. Jahrhundert. Frau gleich Gebärmaschine, Stammhalter muss her. Bäh igitt. Ich sehe es schon kommen, dass der gute alte Trahern sich sagt: da ist doch diese stramme John Ruark der Clevere, er könnte Shanna ja schwängern, muss ja niemand erfahren, dass der Zeitpunkt nicht passt, London ist weit weg.

Apropos, 18. Jahrhundert. Hier ist Woodiwiss den selben Weg wie mit der Karibik gegangen, nämlich gar nicht. Der Roman könnte zu jeder Zeit spielen, außer vielleicht in ferner Zukunft. Aber ich bin mir nicht sicher.

#shanna #euleliest