Eule 🦉
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"Joseph Anton. Die Autobiographie" von Salman Rushdie

Den Namen Salman Rushdie dürfte selbst derjenige schon einmal gehört haben, der keine Bücher liest. Ich selbst hörte ihn zuerst als Teenie, als die Nachricht über die Fatwa um die Welt ging.
Die Geschichte beginnt mit dem wohl wichtigsten und beängstigendsten Erlebnis im Leben des damals schon bekannten Salman Rushdie - am Valentinstag 1989 verhängt der iranische Ayatollah Khomeini die Fatwa über ihn. Zum Tode verurteilt wurde der Autor für sein Buch Die satanischen Verse, das angeblich den Islam, den Koran und den Propheten beleidigt. Es hatte zuvor schon Demonstrationen und Ausschreitungen gegeben, aber erst mit der Fatwa wird die Sache für Rushdie richtig ernst. Er muss mit seiner Frau untertauchen, bekommt Polizeischutz und wird praktisch zum Schweigen verdammt. Aber Salman Rushdie ist niemand, der einfach aufgibt. Er kämpft sich gegen alle Anfeindungen, Drohungen und Versuche, ihn mundtot zu machen, wieder an die Öffentlichkeit und kämpft für das Recht auf Meinungsfreiheit.

Rushdie erzählt zunächst, wie seine Eltern ihn auf eine Schule in Großbritannien schicken, wie er später Geschichte studiert und als Werbetexter sein Geld verdient. Als er beschließt, Schriftsteller zu werden, ist die Reaktion seines Vaters alles andere als begeistert. Sein zweites Buch, Mitternachtskinder, macht ihn berühmt, die Satanischen Verse schließlich berüchtigt. Wegen der Morddrohungen muss er ständig umziehen, auf eigene Kosten. Ihm wird zwar Polizeischutz gewährt, jedoch sehr widerwillig, um alles andere muss er sich selbst kümmern. Er bekommt sehr viel Unterstützung von seinen Freunden, ohne die er es vermutlich nicht geschafft hätte.
Sehr detailliert beschreibt er seine Bemühungen, wieder ein normales Leben zu führen. Auf Politiker, besonders die der britischen Regierung, braucht er dabei nicht zu zählen, die britische Regierung ist der Ansicht, er sei selbst an allem schuld, und außerdem habe er ja nichts Nützliches für das Land getan. Die Briten regen sich erst, als Rushdie andere Regierungen dazu bringt, ihm zur Seite zu stehen.

Das Buch ist nicht in der ersten Person geschrieben, was mich sehr irritiert hat, sondern in der dritten. Der Autor ist dabei immer nur "er". Das lässt die Handlung etwas distanziert wirken, was vermutlich Absicht ist. Der Protagonist hat einen Namen, wird aber nie bei ebendiesem genannt. Das ist insbesondere dann sehr verwirrend, wenn im gleichen Absatz oder im vorherigen bereits von einer anderen männlichen Figur die Rede ist. Diese Art, die Geschichte zu erzählen, zeigt, dass der Autor selbst zeitweise nicht mehr genau wusste, wer der denn nun ist. Ist er Salman, der ganz normale Mann, Ehemann, Vater, Schriftsteller? Ist er der "verfluchte Rushdie", dem die halbe Welt nach dem Leben trachtet, und der täglich ganze Wagenladungen an Beleidigungen, Unterstellungen und dreisten Lügen in der Presse abbekommt? Ist er der geheimnisvolle amerikanische Verleger Mr. Joseph Anton, genannt Joe, der nur in gepanzerten Wagen durch die Stadt fahren darf und wegen der Präsenz von vier ständig anwesenden Polizisten manchmal den Verstand zu verlieren droht?

Dieses Buch ist spannender als so mancher Thriller, den ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich habe für dieses Werk mit annähernd 800 Seiten nur zwei Tage gebraucht und bis drei Uhr Morgens gelesen, nicht zuletzt wegen der phantastischen Erzählweise von Salman Rushdie. Es ist ein außergewöhnliches Buch über und von einem außergewöhnlichen Menschen.

Fazit: Ein hochinteressantes und wichtiges Buch über einen Menschen, der für sein Recht auf freie Meinungsäußerung kämpft.

Zuerst veröffentlicht: hier.

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Tief im Buch

Zur Zeit bin ich mal wieder in drei Geschichten unterwegs. Zwei Bücher, ein Hörbuch sind es.

1. Die Autobiografie von Mariah Carey, Mariah - Ganz ich selbst, habe ich fast beendet. Es sind nur noch wenige Seiten, die ich heute wohl noch schaffen werde. Ich kannte sie vor diesem Buch kaum. Der Name sagte mir selbstverständlich etwas, und ich liebe ihr Without You und My All. Aber die Songs habe ich immer von der Person Mariah Carey getrennt. Jetzt, da ich über ihr Leben gelesen habe, gehören ihre Songs und sie für mich untrennbar zusammen. Das Buch liest sich leicht, aber da es ziemlich umfangreich ist, komme ich nur im Schneckentempo voran. Seit ich mit dem Lesen angefangen habe, frage ich Google ständig nach Fotos von Mariah. Z. B., wenn sie ein Event beschreibt, das sie besucht hat oder wo sie aufgetreten ist, will ich Bilder sehen. Ich habe auch (und das tue ich praktisch nie beim Lesen einer Biografie) die Personen gegoogelt, über die sie schreibt. Kurz: Ich bin voll in diese Geschichte eingetaucht.

2. Die russischen Booktuberinnen, denen ich auf Youtube nachstelle, haben mich verführt. Ja, ich bin sehr beeinflussbar, wenn ich eine begeisterte Buchbesprechung sehe. Die Verführung betrifft diesmal die Tetralogie Pan Lodowego Ogrodu (Der Herr des Eisgartens) des polnischen Autors Jaroslaw Grzedowicz. Leider gibt es die nicht auf Deutsch. Auf Englisch, glaube ich, auch nicht. Und da ich kein Polnisch spreche, habe ich die russischen eBooks geladen. Bisher habe ich erst zwei Kapitel gelesen, aber ich bin schon sehr gespannt auf den Rest. Es geht um einen Mann von der Erde, der auf einem fremden Planeten eine verschollene Expedition suchen soll. Die Bewohner des Planeten Midgard leben in einer mittelalterlichen Welt und dürfen nichts von irgendwelchen Besuchern von den Sternen wissen. Da ich eine Geschichte mit einem ähnlichen Inhalt, Es ist schwer ein Gott zu sein von den Strugatzkis, sehr mochte, hoffe ich, dass auch diese Bücher mich nicht enttäuschen.

3. Vorhin habe ich ein Hörbuch gestartet, das schon seit Monaten auf seinen Auftritt wartet - Golden House von Salman Rushdie. Vom Autor habe ich bereits seine Autobiografie gelesen (das beste Buch des Genres in meinem Regal) und zwei Kinderbücher. Noch weiß ich nicht so recht, worum es geht. Zunächst wird ein unangenehmer älterer Herr namens Nero Julius Golden beschrieben. Mal sehen, was der noch kann, außer unangenehm und reich zu sein.

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Aufregender (Lese)Stoff

Ich hasse Golden House. Wirklich, Mr. Rushdie, das habe ich von Ihnen nicht erwartet!
Ein Viertel des Hörbuches liegt hinter mir. Ca. 13 Kapitel, vielleicht ein-zwei mehr, das kann man bei einem Hörbuch leicht überhören. Die ersten 10 Kapitel sind reiner erzählerischer Text. Die Figuren werden vorgestellt, sehr detailliert. Es wird nichts gezeigt, nur erzählt. Ständig wird zudem auf spätere Ereignisse angespielt. Ja, wirklich, ich habe nach zwei Absätzen schon kapiert, dass es zu einer Katastrophe kommen wird, man muss es mir nicht jede Seite viermal auf die Nase binden. Das soll wohl Spannung aufbauen, aber das einzige, das sich bei mir aufbaut, ist der Wunsch, auf das Buch einzuschlagen.
Warum ich es höre? In der nächsten Woche erscheint das letzte Hörbuch von The Expanse, ich habe es vorbestellt. Eine ganze Woche lang kann ich nicht ohne Hörbuch sein, und Golden House befand sich bereits auf dem Player.
Ich habe von Salman Rushdie noch Des Mauren letzter Seufzer im Regal, aber ich schätze, dort wird der Seufzer bleiben, bis er nicht mehr seufzt.

Pan Lodowego Ogrodu bzw. Der Herr des Eisgartens habe ich ein wenig vernachlässigt. Ich lese es bereits seit 3 Tagen und bin jetzt erst auf Seite 34, wobei ich allein heute 15 Seiten gelesen habe. Das Buch ist aber inzwischen der einzige Lesestoff, ich verzichte erstmal auf ein Parallelbuch. Werde also ab jetzt schneller vorankommen.
Was bisher geschah: Der Ich-Erzähler ist gelandet. Ob sein Name erwähnt wird, habe ich schon wieder vergessen. Auf dem Planeten Midgard nennt er sich jedenfalls Vuko Drakkainen, und dieser Name imponiert mir sehr. Drakkainen hat in seinem Kopf eine Art Bio-Computer, der eine Datenbank von allem möglichen enthält, und der für superschnelle Reaktionen sorgt. Das war auch nötig! Kaum angekommen, muss Drakkainen schon gegen einen überdimensionierten Frosch mit Haizähnen kämpfen, der sich wahnsinnig schnell bewegt. Der Erdling hackt das Ding mit dem Schwert in Stücke, aber es - das Ding - bewegt sich immer noch! Bin ich froh, dass ich das bei Tageslicht gelesen habe! Mit Kadaverstückchen, die einen fressen wollen, würde ich ungern allein im Dunkeln sein.
Gerade ist Drakkainen dem ersten Midgarder - Midgardianer - Guardian of the Galaxy (sorry, konnte nicht widerstehen) begegnet. Der sieht aus wie ein Mensch, hat aber Augen ohne Weiß. Gruselig!

Gute Nacht!

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