Eule 🦉
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Häuslicher Frust

Ich erwähnte hier schon des Öfteren, dass ich magische Häuser aller Art mag. Wo immer ich auf ein Buch mit einem solchen Haus stoße, kaufe und lese ich es. Beim Titel Fürimmerhaus von Kai Meyer war das auch der Fall. Ich überflog den Klappentext und musste es haben. Gerade bin ich mit dem Lesen fertig geworden.

Worum geht es?
Eine Gruppe junger Menschen lebt in einem Haus mit endlos vielen Räumen. Sie, also die jungen Menschen, sind Gefangene der Archonten, die hier das Sagen haben. Sie alle wurden aus ihren Welten ins Fürimmerhaus gebracht, weil sie, nachdem sie ihre Welten vom Bösen befreit hatten, nicht mehr gebraucht wurden. Das ist das einzige, das sie über ihre Vergangenheit wissen. Selbst ihre Namen haben sie vergessen.
Dann taucht noch jemand im Haus auf. Auf den ersten Blick ähnelt sein Schicksal dem der anderen sechs, aber er kann sich im Gegensatz zu ihnen an seinen Namen erinnern und hat seltsame Träume.
Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Erbauer.

Das war das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe, das erste, Frostfeuer, ist zig Jahre her. Mir hat jenes Buch damals gut gefallen, ich las es sogar zweimal.
Aber inzwischen bin ich wohl aus den Jugendbüchern rausgewachsen. Denn Fürimmerhaus ist genau das, ein Roman für sehr junge Leser:innen.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Auf den ersten Seiten schon fiel mir bereits ein Fehler auf, den ein:e Lektor:in hätte entdecken müssen. Ok, das lass ich durchgehen, lese aber ab jetzt noch viel kritischer. Vielleicht hat genau das überkritische Lesen einen Teil des Lesevergnügens kaputtgemacht. Genaues Hinsehen ist nicht immer von Vorteil...
Es gab für mich genau eine Überraschung auf den Seiten des Buches, nämlich die Herkunft der Archonten. Alles andere ist zum Haareraufen vorhersehbar. Meyer hat ein Buch wie aus dem Lehrbuch geschrieben. Als hätte er sich Christopher Voglers The Writer's Journey vorgenommen und Punkt für Punkt abgehakt. Zudem folgt er penibel dem Prinzip "Tschechows Gewehr", das besagt, dass man keine überflüssigen Elemente in eine Geschichte einbauen sollte. Erwähnt man z. B. XYZ, muss dieses im späteren Verlauf eine Rolle spielen. Das hat zur Folge, dass man beim Lesen des Buches buchstäblich um Ecken gucken kann.

Es gibt eine Romanze im Buch. Aber wie zum Henker ist sie entstanden? Was hat die beiden Figuren dazu gebracht, sich in einander zu verlieben? Wie ist daraus im Laufe von 370 Seiten und wenigen Handlungstagen eine große Liebe geworden? Das kauft einem nur ein:e Jugendliche:r ab, der:die noch über zu wenig Leseerfahrung verfügt.

Zu guter Letzt: Das Haus. Ich hatte ein gewaltiges mysteriöses Gebilde wie in Piranesi erwartet. Gewaltig, ja. Mysteriös, na ja. Wie in Piranesi, auf keinen Fall. In den anderen Romanen über magische Häuser, die ich gelesen habe, ist das Haus selbst eine der Hauptfiguren. In Fürimmerhaus ist es bloß Kulisse. Dazu noch nicht einmal eine, die besonders gut zu sehen ist, denn die Figuren sind ständig auf der Flucht und rennen durch dunkle Räume.

Hat mir denn auch etwas gefallen? Ja. Der Kaninchenmann.

Fazit: Zum Lesen und Vergessen.

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