Eule 🦉
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Das Wort zum Alltag

Buchvorstellungen, interessante Links, der tägliche Wahnsinn und sinnloses Gelaber - alles in einem Kanal.
Und Katzenfotos ^^

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Neues Leseprojekt

Diesmal nicht hier im Kanal, sondern in meinem Stammforum.
Worum geht es? Weiter oben habe ich bereits ein Buch über Ray Bradbury vorgestellt, diesmal lese ich nicht über Bradbury, sondern ihn selbst.
Ich habe mir den Band Der Katzenpyjama vorgenommen, der 21 Erzählungen von Ray Bradbury enthält. Es ist einer der neueren Bände, 2004 erschienen. Auf Deutsch natürlich nur noch antiquarisch zu bekommen, falls überhaupt.
Es ist also wieder Zeit fürs #livelesen . Meine Absicht ist es, täglich eine Geschichte zu lesen und zu kommentieren.

Was lese ich außerdem gerade?
Ein Buch übers Schreiben, Die Odyssee der Drehbuchschreiber, Romanautoren und Dramatiker: Mythologische Grundmuster für Schriftsteller von Christopher Vogler. Das ist eine hochspannende Lektüre, leicht und verständlich geschrieben.
Zudem habe ich mir das zweite Buch von Lily King gegönnt, Euphoria. Ich war von ihrem Writers & Lovers so angetan, dass weitere Bücher einfach folgen mussten.
Als nächstes kommt dann eine Biographie und ein SF-Roman.

Seit über 4 Wochen habe ich keine Hörbücher mehr gehört. Das ist mir unerklärlich. Irgendwas liegt wohl in der Luft.

#euleliest #raybradbury #lilylking #christophervogler
Es rumpelt

Ich lese immer noch Die Odyssee des Drehbuchschreibers von Christopher Vogler. Das ist ein hochinteressantes Werk, in dem der Autor die klassische Heldenreise auf Bücher, Filme und Lebensereignisse überträgt. Wer hätte gedacht, dass in Der König der Löwen und Titanic so viel Symbolik steckt? Dass Star Wars an überhaupt keiner Stelle von der klassischen Struktur abweicht und selbst das in meinen Augen unsägliche Pulp Fiction eine Heldenreise ist? Kurz: sehr lesenswert und lehrreich.

Gestern habe ich das Kapitel gelesen, in dem der Autor einige Märchen analysiert. Das erste Beispiel ist Rumpelstilzchen von den Gebrüdern Grimm. Ich habe das zum Anlass genommen, um das Märchen noch einmal zu lesen. Vogler schreibt einiges über das „kleine Männlein“ Rumpelstilzchen, z. B. dass es wahrscheinlich zum Feenvolk gehöre etc. Mich hat aber eher die Müllerstocher beschäftigt.

Als Kind nimmt man Märchen bekanntlich anders wahr, mit dem Erfahrungsschatz eines erwachsenen Menschen kann man sie aber nur schlecht ertragen.

Darum geht es in Rumpelstilzchen, falls es jemand noch nicht kennt: Ein armer Müller will sich vor dem König wichtig machen und behauptet, seine Tochter könne aus Stroh Gold spinnen. Der König ist Feuer und Flamme, so ein Talent findet man ja nicht an jeder Straßenecke. Er lässt die Müllerstochter in eine Kammer mit Stroh sperren und sagt ihr, sie solle daraus bis zum Morgen Gold spinnen. Wenn sie es nicht tut – Kopf ab. Sie weint und wettert, denn wie soll das gehen, aus einem Bioprodukt ein Edelmetall herzustellen? Ihr Weinen lockt ein Männlein an, das ihr anbietet, die Arbeit für sie zu übernehmen. Dafür lässt es sich mit einer Halskette bezahlen. Am nächsten Tag sperrt der König sie in eine noch größere Kammer mit noch mehr Stroh. Mach Gold daraus oder Kopf ab. Wieder rettet das Männlein sie, diesmal nimmt es einen Ring als Bezahlung. Am dritten Tag wird das Mädchen in eine weitere, noch größere Kammer gesperrt. Spinne aus Stroh Gold und wenn du das getan hast, heirate ich dich, sagt der König. Leider hat die Müllerstochter keinen Schmuck mehr, um das Männlein zu bezahlen. Es verlangt einen Deal: es hilft ihr und sie gibt ihm ihr Kind, sobald sie Königin ist und ein Kind bekommen hat.

Bei mir fing es an zu rumpeln, als ich noch keine zehn Sätze weit war. Da ist so’n Typ, der meint, sich alles erlauben zu können, weil er Macht hat. Er bedroht eine junge Frau mit dem Tod, falls sie nicht etwas Unmögliches vollbringt. Mehr als einmal. Nachdem er ihr eine Todesangst eingejagt und sie praktisch gezwungen hat, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen, zeigt er sich großzügig und will sie heiraten. Das ist so, wie wenn ein Kerl sagt „Stell dich nicht so an, du wolltest es doch auch. Heirate ich dich halt, damit Ruhe im Karton ist.“ Igitt.

Danach ist vom König keine Rede mehr. Ich hoffe, die ehemalige Müllerstochter hat ihn mit der Spindel erschlagen. Denn wenn sie es nicht getan hat, was könnte ihn davon abhalten, noch mehr Gold von ihr zu verlangen? Das hat er aber offenbar nicht. Möge er ewig ruhen.

Nein, Märchen sind nichts für Erwachsene.

#euleliest #märchen #christophervogler

 
Häuslicher Frust

Ich erwähnte hier schon des Öfteren, dass ich magische Häuser aller Art mag. Wo immer ich auf ein Buch mit einem solchen Haus stoße, kaufe und lese ich es. Beim Titel Fürimmerhaus von Kai Meyer war das auch der Fall. Ich überflog den Klappentext und musste es haben. Gerade bin ich mit dem Lesen fertig geworden.

Worum geht es?
Eine Gruppe junger Menschen lebt in einem Haus mit endlos vielen Räumen. Sie, also die jungen Menschen, sind Gefangene der Archonten, die hier das Sagen haben. Sie alle wurden aus ihren Welten ins Fürimmerhaus gebracht, weil sie, nachdem sie ihre Welten vom Bösen befreit hatten, nicht mehr gebraucht wurden. Das ist das einzige, das sie über ihre Vergangenheit wissen. Selbst ihre Namen haben sie vergessen.
Dann taucht noch jemand im Haus auf. Auf den ersten Blick ähnelt sein Schicksal dem der anderen sechs, aber er kann sich im Gegensatz zu ihnen an seinen Namen erinnern und hat seltsame Träume.
Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Erbauer.

Das war das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe, das erste, Frostfeuer, ist zig Jahre her. Mir hat jenes Buch damals gut gefallen, ich las es sogar zweimal.
Aber inzwischen bin ich wohl aus den Jugendbüchern rausgewachsen. Denn Fürimmerhaus ist genau das, ein Roman für sehr junge Leser:innen.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Auf den ersten Seiten schon fiel mir bereits ein Fehler auf, den ein:e Lektor:in hätte entdecken müssen. Ok, das lass ich durchgehen, lese aber ab jetzt noch viel kritischer. Vielleicht hat genau das überkritische Lesen einen Teil des Lesevergnügens kaputtgemacht. Genaues Hinsehen ist nicht immer von Vorteil...
Es gab für mich genau eine Überraschung auf den Seiten des Buches, nämlich die Herkunft der Archonten. Alles andere ist zum Haareraufen vorhersehbar. Meyer hat ein Buch wie aus dem Lehrbuch geschrieben. Als hätte er sich Christopher Voglers The Writer's Journey vorgenommen und Punkt für Punkt abgehakt. Zudem folgt er penibel dem Prinzip "Tschechows Gewehr", das besagt, dass man keine überflüssigen Elemente in eine Geschichte einbauen sollte. Erwähnt man z. B. XYZ, muss dieses im späteren Verlauf eine Rolle spielen. Das hat zur Folge, dass man beim Lesen des Buches buchstäblich um Ecken gucken kann.

Es gibt eine Romanze im Buch. Aber wie zum Henker ist sie entstanden? Was hat die beiden Figuren dazu gebracht, sich in einander zu verlieben? Wie ist daraus im Laufe von 370 Seiten und wenigen Handlungstagen eine große Liebe geworden? Das kauft einem nur ein:e Jugendliche:r ab, der:die noch über zu wenig Leseerfahrung verfügt.

Zu guter Letzt: Das Haus. Ich hatte ein gewaltiges mysteriöses Gebilde wie in Piranesi erwartet. Gewaltig, ja. Mysteriös, na ja. Wie in Piranesi, auf keinen Fall. In den anderen Romanen über magische Häuser, die ich gelesen habe, ist das Haus selbst eine der Hauptfiguren. In Fürimmerhaus ist es bloß Kulisse. Dazu noch nicht einmal eine, die besonders gut zu sehen ist, denn die Figuren sind ständig auf der Flucht und rennen durch dunkle Räume.

Hat mir denn auch etwas gefallen? Ja. Der Kaninchenmann.

Fazit: Zum Lesen und Vergessen.

#euleliest #kaimeyer #fürimmerhaus #piranesi #christophervogler