Eule 🦉
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Das Wort zum Alltag

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Her mit deinem Leben!

Gestern hörte ich einen Blogbeitrag der Booktuberin meines Vertrauens, in welchem sie ein bestimmtes Buch lobte und es ihren Zuschauern empfahl. "Es wird euch zu Tränen rühren", sagte sie. "Und der Schluss, der hat es in sich."
Zufällig kenne ich den besagten Roman - es ist Beim Leben meiner Schwester von Jodi Picoult (gibt es auch als Film). Ich bin anderer Meinung als die Bloggerin.

Worum geht es?
Es war einmal eine glückliche Familie: Mutter, Vater, Sohn und Tochter. Bis die Tochter Kate an Leukämie erkrankte. Kate braucht von nun an Knochenmarkspenden, und um ganz sicher zu gehen, dass das Knochenmark passt, entschieden sich die Eltern für einen ungewöhnlichen Weg. Sie bekamen mittels künstlicher Befruchtung eine weitere Tochter, Anna. Anna ist Kate genetisch so ähnlich, dass Transplantationen große Erfolgsaussichten haben.
Mit 13 Jahren geht Anna vor Gericht, weil sie nicht länger als Ersatzteillager herhalten will.

Das Buch geht einem buchstäblich an die Nieren. Das Thema ist kontrovers, man empfindet die Idee wie einen Schlag in die Magengrube. Von Anfang an kann man sich als Leser:in nicht auf eine bestimmte Seite stellen, denn Picoult gibt jeder Figur eine Stimme, erzählt die Dinge aus deren Sicht, so dass man ihre Beweggründe nachvollziehen kann - und sie gutheißt. Beim Lesen wird man ständig hin und her gewirbelt, ohne je sagen zu können, was man selbst in dieser oder jener Situation getan hätte.

Natürlich steigt mit jedem Kapitel die Spannung: Wie wird die Autorin dieses vertrackte Problem lösen? Kann man das überhaupt? Es gibt ja im Grunde nur zwei Wege - entweder Anna ist frei und ihre geliebte Schwester Kate stirbt, oder sie opfert sich weiterhin für Kate auf, bleibt auf Jahre im Käfig aus Verantwortung und schrumpfender Gesundheit gefangen.
Picoult wählt einen dritten Weg - und der ist tatsächlich ein Schlag - mitten in die Fresse (sorry für den Ausdruck). Es ist als hätte sie sich gesagt: Ich habe keine Ahnung wie ich hier herauskommen soll, ich fahre den ganzen Roman gegen die Wand, vielleicht merkt's ja niemand.
Ich empfinde den Schluss als feige. Wenn man sich so ein Riesenproblem ausdenkt, dann sollte man seine Leser:innen nicht täuschen, in dem man so einen Schluss schreibt. Schlimmer wäre es nur noch gewesen, wenn Picoult gesagt hätte: Ach, meine Lieben, Anna hat das alles bloß geträumt, ätsch.

Es heißt ja "Ende gut - alles gut". Das funktioniert auch anders herum: Ende enttäuschend - alles enttäuschend.
Den Film habe ich nicht gesehen, vielleicht geht der anders aus. Lust, ihn zu sehen, habe ich keine.

Fazit: Hammermäßiger Beginn, sehr schwaches Ende.

#euleliest #beimlebenmeinerschwester #jodipicoult