Vollhöfner Wald Info
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Zur seelischen Vorbereitung falls Menschen in den Völli gehen
Update zum den aktuellen arbeiten im Völli 27.2.2025:
Nach einem klärenden Gespräch mit Vertreter*innen der BUKEA sowie eine Planungsbüros hat sich folgendes ergeben:
- Es handelt sich um mindestens 2 verschieden Maßnahmen die zusammen durchgeführt wurden.
1. Eine wasserwirtschaftliche Maßnahme bei der die Uferkante eines Nebenarms der alten Süderelbe mit einem Bagger befahren wurde. Totholz wurde dabei beiseite geräumt und ein Streifen Röhricht wurde beschädigt.
2. Eine Landschaftsplanerische Maßnahme bei der ein Trockenrasen Biotop gepflegt bzw. neu hergestellt werden soll. Dafür wurde die Vorwaldfläche und Teile des Waldrandes gerodet. Dort wo der Trockenrasen neu angelegt wird (wo der Vorwald war und zu den Seiten des großen Weges) wird die Humusschicht abgetragen und abgefahren. Dann wird eine etwa 20cm mächtige Schicht Sand aufgebracht in die dann spezielles Saatgut ein gesät wird.
- Die Maßnahme zur Herstellung des Trockenrasens würde im Auftrag von HPA geplant und durchgeführt, dies wurde von der BUKEA gebilligt.
- Die Verordnung zum NSG Vollhöfner Weiden tritt erst mit der Veröffentlichung im Amtlichen Anzeiger morgen den 28.2.2025 in Kraft.
- Laut BUKEA steht die Maßnahme jedoch ohnehin nicht im Konflikt mit der Verordnung, wäre also auch nach in Kraft treten der derselben umgesetzt worden.
- Nach Auslegung der BUKEA gilt der in der Verordnung festgelegt Prozessschutz nur für die Waldflächen, nicht jedoch für den Trockenrasen. Dessen Unterhaltung wird regelmäßige Pflegemaßnahmen und damit Eingriffe notwendig machen. Der Vorwald mit den vielen kleineren Bäumen wurde nicht als Wald eingestuft.
- Durch die Herstellung eines höherwertigeren Biotoptyps würde eine Aufwertung gegenüber dem Ausgangszustand durchgeführt und Diversität gefördert.
Presseerklärung 26.2.2025
Vollhöfner Wald: Aktuelle Rodungen im Naturschutzgebiet!
Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass aktuell im gerade erst ausgewiesenen neuen Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden großflächig Rodungsarbeiten stattfinden. Auf mehr als 1 Hektar wurden mit schwerem Gerät im Westteil des Prozessschutzgebietes Vorwaldflächen gerodet. Dabei sind hunderte aufwachsende Silberpappeln, Espen, Sandbirken, Weiden sowie eingestreute Kirschen und Eichen abgesägt worden. Ein großes Nest besonders geschützter Waldameisen, auf das wir seit Jahren bei unseren Waldspaziergängen hingewiesen haben, wurde zerstört. Auf die überwinternden Insekten, Amphibien, Kleinsäuger und Bodenbewohner wurde keine Rücksicht genommen. Zudem wurde am Ufer der Alten Süderelbe über mehrere Hundert Meter Länge mit einem Bagger ein mehrere Meter breiter neuer Fahrweg hergestellt. Dabei wurden rücksichtslos Vegetation, Büsche und Bäume gerodet bzw. massiv geschädigt. Aufgrund der Anzeige einer Aktivistin der Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald konnten die Arbeiten heute zunächst gestoppt werden. Nun wird versucht herauszufinden, wer diese Katastrophe beauftragt hat. Vor Ort konnte in Erfahrung gebracht werden, dass Arbeiten am nördlichen Rand offenbar auf Grundlage von Plänen der HPA ausgeführt werden, die aus dem Juni 2024 stammen. Nach diesen Plänen soll dort die „Herstellung von Trockenrasenflächen im Hamburger Hafen“ erfolgen. Eine Genehmigung zur Durchführung der Maßnahmen liegt jedoch offenbar nicht vor. Die Klimaschutzinitiative fragt: Was sollen diese verheerenden Zerstörungen in einem Naturschutzgebiet, dessen Schutzzweck Prozessschutz ist? Weshalb werden in einem Wildnisgebiet, in dem sich der Wald frei entfalten soll und nach der Verordnung Natur Natur sein darf, mit schwerem Gerät Umgestaltungsmaßnahmen vorgenommen? An der Nordseite des Naturschutzgebiets waren die gerodeten Vorwaldflächen die einzigen Bereiche, in denen eine natürliche Waldrandentwicklung stattgefunden hatte. Diese Waldentwicklung ist um viele Jahrzehnte zurückgeworfen. Wer sind die Verantwortlichen? Am kommenden Sonntag rufen wir wieder ab 12 Uhr zum Waldspaziergang auf.
Unsere Presseerklärung dazu von gestern
Update zum den aktuellen arbeiten im Völli 6.3.2025:

Beim Waldspaziergang am letzten Wochenende haben wir gemeinsam mit ca. 50 Menschen die Zerstörungen am nordwestlichen Waldrand und am Südufer besichtigt. Es ist uns nach wie vor völlig unverständlich, weshalb BUKEA und HPA im Völli Bauarbeiten planen und durchführen konnten, die so massive Schäden angerichtet haben.

Zur Erinnerung: In der Naturschutzverordnung, die vom Senat am 18. Februar beschlossen wurde, heißt es: „Die Waldflächen unterliegen der Naturschutzstrategie des Prozessschutzes.“ Das bedeutet, dass der Schutzzweck in „der Erhaltung und der Entwicklung eines vielfältigen Lebensraumkomplexes aus Röhrichten, Laub- und Auwäldern mit ihren darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften als Ganzes“ besteht.

Zu den Maßnahmen im Einzelnen:

① Am Nordrand wurde letzte Woche ein Gebiet von ca. 0,7 ha. komplett gerodet und der Boden bereits teilweise abgetragen. An dieser Stelle soll ein sogenannter Trockenrasen angelegt werden: ein Biotop, der sich in Hamburg vor allem an trockenen, stark übernutzten und dadurch nährstoffarmen Standorten ausbildet. In diesem Fall handelt es sich um eine Ausgleichsmaßnahme von HPA, weil für Hafennutzung Trockenrasen auf der Hohen Schaar versiegelt worden ist.

Trockenrasen mögen ein Rückzugsgebiet gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sein. Aber die Zerstörung von Trockenrasen im Hafen dadurch ausgleichen zu wollen, dass man den geschützten Vorwald des Völli niedermacht, spricht jedem sinnvollen Naturschutzgedanken Hohn! Wir wehren uns entschieden dagegen, dass der Vollhöfner Wald zur Ausgleichsfläche für alle möglichen Zerstörungen im Hafengebiet werden soll!

Hinzu kommt: Ein angelegter Trockenrasen direkt am Waldrand bedarf ständiger Unterhaltungsmaßnahmen, damit der Wald sich nicht dorthinein ausdehnt. Mit „Prozessschutz“ hat das nichts mehr zu tun, eher mit langfristig teurer Gärtnerei. Die Maßnahme erfolgt aufgrund der Ausgleichsbedürfnisse für industrielle Zerstörung im Hafen und widerspricht eindeutig dem Schutzzweck der Naturschutzgebiets-Verordnung.

Solche Ausgleichlogiken ermöglichen erst den Flächenfraß der Hafenwirtschaft. In der Summe geht am Ende dennoch wertvolle Naturfläche verloren!

② Am Ufer der Alten Süderelbe hat HPA mit einem Bagger eine bis zu 10 Meter breite und mehrere Hunderte Meter lange Schneise geschlagen und konnte nur durch protestierende Menschen und letztlich einen Polizeieinsatz aufgehalten werden. Dabei wurden nicht nur Bäume und Büsche gerodet oder beschädigt, große Mengen Totholz geräumt (die im Naturschutzgebiet von größter Bedeutung sind) und die gesamte Uferzone mit Schilf, Kletten und Uferbewuchs zerstört, sondern auch der Boden mit schwerem Gerät verdichtet. Im letzten Jahr konnten wir dort Hunderte kleiner Erdkröten beobachten. Ein Teil von ihnen und andere im Boden überwinternde Tiere wurden vermutlich durch den schweren Bagger vernichtet.

Diese Maßnahme ist in ihrer Massivität völlig unverständlich und auch nicht mit Erfordernissen der Gewässerunterhaltung zu rechtfertigen.

Wir fragen uns, wofür viele engagierte Menschen all die Jahre gekämpft haben, wenn die Behörden offenkundig nicht wissen, wie sie mit einem Prozessschutzgebiet umgehen sollen!
Antworten der HPA von heute den 11.03.25


Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Mitglieder der Klimaschutz-Initiative Vollhöfner Wald,
 
hiermit möchten wir Sie informieren, dass die Arbeiten auf den Trockenrasenflächen im nordöstlichen Außenbereich der Vollhöfner Weiden in Kürze wieder von dem von unserem beauftragten Garten- und Landschaftsbauunternehmen aufgenommen werden.
 
Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) hat uns am 04.03.2025 schriftlich informiert, dass der in 9. KW kurzfristig verhängte Baustopp zur Klärung der Sachlage ab sofort aufgehoben ist und die Flächen für die Weiterbearbeitung der Maßnahme freigegeben sind. Die BUKEA stellt in ihrem Schreiben fest, dass insbesondere die landschaftspflegerischen Maßnahmen im NSG Vollhöfner Weiden keinen Eingriff i.S.v. §§ 14 ff BNatSchG und keine erhebliche Beeinträchtigung i.S.v. § 30 BNatSchG darstellen. Die Maßnahmen sind zudem zulässig im Sinne der Schutzgebietsverordnung und stellen unter Einhaltung der Maßgaben des Landschaftspflegerischen Begleitplans (LBP), der mit der BUKEA im Dezember 2024 abgestimmt wurde, keinen Verstoß gegen den besonderen Artenschutz nach § 44 BNatSchG dar.
 
Während der Bauausführung vor Ort wird durch eine fachlich qualifizierte Bauüberwachung und zusätzlich durch eine zertifizierte Umweltbaubegleitung sichergestellt, dass die Arbeiten nach den naturschutzfachlichen Vorgaben und unter Beachtung umweltrelevanter Aspekte durchgeführt werden. Weiterhin ist sichergestellt, dass das für die Ansaat verwendete Saatgut den höchsten Ansprüchen an die Biotopausstattung der im Plangebiet natürlich vorkommenden Pflanzengesellschaften entspricht. Das Saatgut wurde von einem zertifizierten Saatguthersteller individuell für diese Maßnahme zusammengestellt. Der Fortbestand der Trockenrasen wird durch regelmäßige Pflegemaßnahmen gesichert. Ebenso wird sichergestellt, dass ein regelmäßiges Monitoring stattfindet, um die Biotopausstattung der Trockenrasenflächen zu überprüfen.
 
Gerne möchten wir Sie an dieser Stelle auch über den Anlass der Arbeiten informieren. Die Maßnahme dient als Ausgleich für die Erschließung einer Fläche auf der Hohen Schaar. Diese Hafenfläche ist Teil des für die Entwicklung des „Sustainable Energy Hub“ dringend benötigten Gebietes, in dem vorrangig die Ansiedlung von Unternehmen aus dem Bereich „Sustainable Energy“ gefördert werden soll. Dies ist ein wichtiges Projekt zur Erreichung der Klimaschutzziele und für die grüne Wende im Hamburger Hafen.
 
Trockenrasen-Biotope sind besondere Biotoptypen, die sich auf trockenen, nährstoffarmen Standorten mit nur schwach entwickeltem, flachgründigem Bodenprofil bilden. Die für die Ausgleichsmaßnahmen vorgesehenen Flächen erfüllen diese Anforderungen im höchsten Maße. Im unmittelbaren Vorhabensgebiet haben sich aufgrund der idealen Standortbedingungen mit trockenen, humusarmen Sanden in den letzten Jahrzehnten, parallel zur Entstehung des Waldes, durch natürliche Sukzession Trockenrasenbiotope entwickelt. Die Trockenrasenbiotope stehen damit in enger Verbindung mit dem Waldgebiet und bilden ein für Hamburg besonderes Ökosystem. Sie sind wichtiges Rückzugsgebiet für gefährdete Tier- und Pflanzenarten, u.a. kommen viele Rote-Liste-Arten hier vor. Trockenrasen weisen sehr artenreiche Pflanzengesellschaften auf und sind besonders für Insekten attraktive Lebensräume. Daneben bieten Trockenrasenbiotope für zahlreichen Reptilien sowie boden- und gebüschbrütenden Vogelarten ideale Lebensbedingungen.
 
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Hamburg Port Authority
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Sie machen einfach weiter 😡
Nochmal als Nachklang

Geschafft! – Völli darf weiterwachsen!
Nur ein Eilantrag beim Verwaltungsgericht konnte die von der HPA beauftragten Bauarbeiten stoppen! Die Richter gaben am 20. März 2025 dem Kläger (Naturschutzverein Schlickfall) recht: Die Neuanlage von Trockenrasen-Flächen im Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden widerspricht dem Schutzzweck „Prozessschutz“. Damit darf sich die Natur im ersten als Prozessschutzgebiet ausgewiesenen Naturschutzgebiet Hamburgs weiter frei entwickeln. Weil der Waldboden mit all seinen Wurzeln und Bodenlebewesen noch auf dem Großteil der gerodeten Fläche intakt ist, wird die Waldbildung bald wieder einsetzen und wir werden erleben können, wie kraftvoll sich der Wald entwickeln wird. Es zeigt sich einmal mehr ein grundsätzliches Manko, wenn bei Naturzerstörungen der gesetzlich vorgeschriebene Ausgleich vorgenommen wird: Anstatt Naturzerstörungen an anderer Stelle durch Entsiegelung oder Renaturierung naturferner Flächen auszugleichen, werden Ausgleichsmaßnahmen meist auf vorhandenen naturnahen Flächen durchgeführt. In der Summe gehen dabei kontinuierlich Naturflächen verloren. Am widersinnigsten ist allerdings die Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen in Gebieten, die bereits unter Naturschutz stehen! Noch immer wird in Deutschland täglich eine Fläche von über 50 ha (ca. 27 Fußballfelder) für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen freigegeben, ohne dass versiegelte Flächen automatisch entsiegelt werden. Das können wir uns angesichts der Klima- und Artenkrise nicht mehr leisten! Wir brauchen mehr Naturflächen, nicht weniger! Deshalb fordern wir, dass in Hamburg jetzt endlich die Netto-Nullversiegelung umgesetzt wird!