Eule 🦉
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Girl A von Abigail Dean

Lex ist eine erfolgreiche Anwältin, die zwischen Großbritannien und den USA hin und her pendelt. Sie hat Geld, Freunde, ihre Unabhängigkeit - und ein Geheimnis. Letzterem muss sie sich stellen, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und Lex das Haus vererbt, in dem sie, Lex, zusammen mit ihren Geschwistern aufgewachsen ist. Das Grauen ihrer Kindheit und Jugend wird auf diese Weise erneut an die Oberfläche gespült.

Das Thema des Buches ist Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, und ist daher voller Trigger und nicht für jede/n geeignet. Wer aber meint, damit klar zu kommen, bekommt eine Geschichte, die einem die Haare zu Berge stehen lässt.

Eine der Fragen im Buch lautet: Wieso seid ihr geblieben? Wieso bist du nicht früher geflohen, als die Dinge noch nicht so schlimm waren? Lex' antwortet darauf, dass sich die Horrorzustände erst über Jahre entwickelten. Diese Entwicklung wird in Rückblenden erzählt. Die Eltern, vor allem der Vater, von Lex, Evie, Ethan, Delilah, Gabriel, Daniel und Noah waren religiöse Fanatiker und rechtfertigten ihr Tun damit, ihre Kinder vor der großen bösen Welt zu beschützen. Als Leser mit dem Blick "von außen" erkennt man schon bald, dass es hier eher um totale Kontrolle als um Liebe und Schutz geht, doch von innen sah es für die Kinder natürlich nicht danach aus.

Es ist ein beklemmender Roman über zerstörte Leben. Die Schilderung des Geschehnisse in dem Elternhaus sind übel. Noch schlimmer ist nur noch die Zeit danach. Man beobachtet, wie Lex und ihre Geschwister versuchen, sich in der Freiheit zurecht zu finden und es scheinbar schaffen. Die Folgen der traumatischen Ereignisse sind aber auch nach fast 20 Jahren immer noch da. Die Überlebenden werden bis an ihr Lebensende nicht davon loskommen. Ich gestehe, ich hatte an einigen Stellen feuchte Augen, z. B. als Lex bei ihren Adoptiveltern nicht aufhören kann zu essen.

Was mir gefehlt hat, war eine nähere Beschäftigung mit der Rolle der Mutter. Es wird nur in einem Satz erwähnt, dass auch sie ein Opfer gewesen sein könnte, und dieser Satz kommt nicht von der Ich-Erzählerin Lex. Sie hat mit der eigenen Traumabewältigung genug zu tun und daher nicht in der Lage, den Gedanken zuzulassen.

Girl A wird als Thriller verkauft, ist aber eher keiner, trotz der ganzen Spannung und des Grauens. Und - leider - ist er trotz des Themas und der aufgeworfenen Fragen eher Durchschnitt. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, und solange ich es im Ohr hatte, fand ich es ungeheuer interessant. Nach ein paar Tagen konnte ich mich jedoch kaum noch an den Titel erinnern, was nicht für das Buch spricht.

Fazit: Lesestoff mit vielen Triggern.

Es ist übrigens eine Mini-Serie geplant. Ich hoffe, dass die Pläne auch verwirklicht werden. Die Serie würde ich nämlich sehr gern sehen.

#euleliest #eulehört #abigaildean #girla