Bajszel
574 subscribers
358 photos
1 video
3 files
36 links
Aktuelles aus der ProgrammSchänke,
die auch sonst täglich ab 16 Uhr geöffnet hat.
Emser Str. 8, Kirsten-Heisig-Platz in Neukölln
Download Telegram
Henning Gutfleisch
Michael Schüßler
Patrick Viol

„Halbbildung ist das Gegenteil von Bildung und die aller Aufklärung zum Trotz herrschende Form des gegenwärtigen Bewusstseins.“ Diese Diagnose steht am Anfang des Bandes „Halbbildung“, der im März im Verbrecherverlag erschienen ist. Die Publikation aus der Schriftenreihe der Gesellschaft für kritische Bildung beschreibt nicht nur, was in Schule, Universität und politischer Bildung scheitert, sondern seziert die ideologischen Mechanismen des Bildungsbetriebs wie der postnazistischen Kultur.

Am Sonntag, 29. Juni, stellen die Herausgeber und Autoren Patrick Viol und Henning Gutfleisch sowie der Autor Michael Schüßler den Band in der Programmschenke Bajszel vor. Bei der Vorstellung werden die Herausgeber über die Konzeption des Bandes hinaus über die kulturellen und politische Bedingungen der Bildung nach Auschwitz sprechen und verdeutlichen, warum Mündigkeit nur gegen den Bildungs- und Kulturbetrieb selbst erlangt werden kann​. Schüßler zeigt in seinem Text „Trieb, Leib und primäre Sozialisation“, dass der Spracherwerb und die frühkindliche Entwicklung bereits durch gesellschaftliche Vermittlung geprägt sind – und dass Bildung stets auf etwas aufbaut, das sie selbst nicht herstellen kann​.

Henning Gutfleisch, M.A., ist Bildungsreferent am Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung & Forschung. Er promoviert und lehrt an der JGU Mainz zu den Bedingungen politischer Bildung nach Auschwitz. Zudem arbeitet er unter GOLEM069 als freiberuflicher Wissenschaftler und politischer Bildner. Er lebt in Berlin.

Michael Schüßler, Dr. phil, ist Soziologe, forscht zu den Themen Leib, Körper, Geschlecht, Sprache und Sozialisation im Blickfeld der kritischen Theorie und der Psychoanalyse. In seiner Dissertation setzt er sich mit der Nichtsprachlichkeit des Leibes und der Leiblichkeit der Sprache auseinander und untersucht diesen Zusammenhang anhand der Genese frühkindlicher widersprüchlicher Körperverhältnisse. Im Zentrum steht dabei neben Adornos Erkenntniskritik Lorenzer Theorie der Interaktionsform. Veröffentlichungen: „Die Sprachen des Leibes und die Leiblichkeit der Sprache. Aspekte der Kritischen Theorie des Körpers“ (Velbrück 2021); „Utopische Sehnsucht und kindliches Erleben“, in: Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 1 (2023).

Patrick Viol, M.A., arbeitet als Chefredakteur der kostenlosen Wochenblätter Osterholzer und Bremervörder Anzeiger und schreibt als freier Journalist u.a. für die taz und die jungle world. Er hat Philosophie und Politikwissenschaften studiert.
👍104
Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Besser lassen sich Anspruch und Programm menschlicher Emanzipation nicht auf den Punkt bringen. Wenn der Begriff Links Sinn hat, dann diesen. Oft sehen linke Theorie und Praxis jedoch ganz anders aus. Was längst überwunden sein sollte, lebt auch in vielen linken und linksradikalen Strukturen und Denkweisen fort: Die Herrschaft von Zwangsgemeinschaften und von Menschen über andere Menschen.

Das kann sich in Männlichkeitskult und sexistischem Verhalten äußern, in der Vorliebe fürs Agitieren statt fürs Argumentieren oder in der Vorstellung, antifaschistische Akteur*innen seien stets im Recht, was auch immer sie tun. Aber auch im Glauben, man sei zur „Führung der Arbeiterklasse“ berufen. Der Griff in die Mottenkiste staatssozialistischer Parteidiktaturen und Sympathie für autoritäre Führergestalten wie Lenin liegen da oft nahe. Der Glaube, „die Klasse und das Volk“ brauche eigentlich nur die richtigen Führer, korreliert zudem mit zwei ebenso absurden wie folgenreichen Fehleinschätzungen: Nationalsozialismus und Antisemitismus seien die Folge rechter Verführungskünste und bürgerlich-rechtsstaatliche Verhältnisse seien letztlich ebenfalls „faschistisch“.

Autoritäres lebt auch in einem „Antiimperialismus“, der den Westen grundsätzlich immer zum „eigentlich Schuldigen“ an internationalen Konflikten erklärt und dabei den Charakter autoritärer Regime ignoriert oder relativiert. Regressives kann sich auch in gut gemeinter antirassistischer Absicht verstecken. Unterordnung von Individuen unter Zwangsgemeinschaften gibt es auch in Form unreflektierter Verteidigung für sakrosankt erklärter „Kulturen“, denen Menschen zugeordnet werden. Und wo Antisemitismus als eine Art Rassismus missverstanden wird, ist man blind für eine wahnhafte „Welterklärung“, die in Krisenzeiten rasend schnell um sich greifen und zum mörderischen Flächenbrand werden kann.

Mit unverstandener Dynamik regressiver Krisenverarbeitung hat auch eine weitere Form des Autoritären zu tun: Die Projektion der faschistischen Gefahr auf ein vermeintlich Äußeres – häufig auf „den“ Islam. Einsichten in die Genese des Antisemitismus können so verschüttet und Distanz zu „rechtspopulistischen“ Positionen verloren werden.

Was unterscheidet Kapitalismuskritik von antikapitalistischem Ressentiment? Welche Mindestanforderungen müssen emanzipatorische Bewegungen erfüllen?

Lothar Galow-Bergemann begann 1971 in der Krankenpflege zu arbeiten und war aktiver Gewerkschafter und Personalrat im Klinikum Mannheim und im Klinikum Stuttgart. Er hält die Überwindung des Kapitalismus für dringender denn je, kennt aber auch die Verirrungen linker Holzwege und glaubt, man sollte aus ihnen lernen. Er schreibt u.a. für Jungle World und Emma und Fritz.

10. Juli 2025 – 19:30 Uhr – Bajszel – Emser Straße 8/9, 12051 Berlin
15
Die Islamische Republik unterdrückt nicht nur Freiheitsbestrebungen im Iran, sondern nimmt auch in Deutschland Einfluss. Über Netzwerke aus Gruppen und Organisationen setzt das Regime Oppositionelle unter Druck und fördert seine islamistische und antisemitische Ideologie – etwa durch den Al-Quds-Marsch. Das inzwischen geschlossene Islamische Zentrum Hamburg (IZH) war eines der bekanntesten Beispiele. Ulrike Becker und Reza Zadeh (MFFB) analysieren die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen des Regimes in Deutschland.

16. Juli 2025, 19:30 Uhr
👍12
👍1😭1
3👍1
Die Stadt Dobropillja im Donbas - die wir seit Langem schon unterstützen und der Ihr schon mehrfach mit Euren Spenden im Bajszel geholfen habt🙏 - wird gerade nach anhaltendem schwerem russischen Beschuss evakuiert. Am 30. Juli veranstalten wir deshalb für die Evakuierten, die alles verloren haben, einen Solidaritätsabend: Lothar Quinkenstein wird seine szenische Lesung mit ausgewählten Texten von Bruno Schulz präsentieren: "Die Julinacht".
💙💛

Bruno Schulz (1892-1942) war einer der originellsten Schriftsteller des europäischen 20. Jahrhunderts. Lothar Quinkenstein, Übersetzer polnischer Literatur, Schriftsteller und Schulz-Enthusiast seit 30 Jahren, wird Auszüge aus den Erzählungen von Bruno Schulz lesen.

Szenische Lesung mit Lothar Quinkenstein: Bruno Schulz für Dobropillja,
Bajszel, 30. Juli 2025, 19.30 Uhr

Foto Lothar Quinkenstein: Danuta Szulc
12🕊1
6💅2
Nach einschlägiger Bühnenbespaßung auf dem Antifakongress haben sich die Abrissdirnen nun im beschaulichen Bajszel eingenistet. Und am 16. August wird dieser Spuk nun öffentlich: Mit betäubenden Performances talentsuchender Podiumsfeger*innen wird der Abend zur persönlichen Grenzerfahrung irgendwo zwischen Lust und Wahnsinn.

Als Talkgästin mit dabei: Frank Wilde – Kostümbildner*in und Menschenrechtsaktivist*in. Doris Belmont führt durch das Gespräch zwischen Ästhetik, Aktivismus und dem Versuch, in dieser Welt überhaupt noch klarzukommen.

Es wird alles ein nicht enden wollender Traum.

Und es gibt wieder Solibier für die Ukraine!

Logo: Tim Brackmann
❤‍🔥53🔥2💋1💘1
15😎4🥰2🐳21🔥1🤣1
5😍1💅1
Programm Bajszel Spätsommer/ Herbst 2025
Beginn immer 19:30 Uhr

16.08. Doris Belmont Präsentiert: Die Rückkehr der Abrissdirnen. Talk mit Frank Wilde, danach Show mit Luxuria Rosenburg, Ausgeh-Dörte, Polly Puller, Sharleen Voyage, Lezley the Pelvis.
03.09. Christian Thein: "Kritische Theorie oder Critical Theory?" Vortrag und Diskussion. Gesellschaft für Kritische Bildung.
07.09. Shay Dashevsky/ Ammar Hatem/ Oday Darwish: "Voices from Suwayda": A solidarity event with the Druze community.
11.09. Adam Ben-Nun: Acoustic Music from Israel. Konzert.
13.09. VVN-BdA: "Schulter an Schulter, wo der Staat versagte". Filmvorführung über Rassismus in den neunziger Jahren.
16.09. Alex Struwe: "Totalität". Buchvorstellung, Vortrag und Diskussion. Gesellschaft für Kritische Bildung und Verbrecher Verlag.
18.09. Stephan Lehnstaedt: "Der Vergessene Widerstand. Jüdinnen und Juden im Kampf gegen den Holocaust." Buchvorstellung und Vortrag: Moderation Alex Carstiuc Masiyot e.V.
22.09. Sisters of Berlin: Ein Abend gegen Zwangsprostitution und sexuelle Ausbeutung.
25.09. Christine Zunke/Alexandra Schauer: Klimawandel und Gesellschaftskritik. Buchvorstellung und Diskussion. Gesellschaft für Kritische Bildung/ Verbrecher Verlag.
26.09. Robert Stadlober: "Wenn wir einmal nicht grausam sind, meinen wir gleich wir seien gut." Ein Abend zu Kurt Tucholsky.
29.09. "Verfemt, Verfolgt, Verraten." Der Shoa-Überlebende Horst Selbiger erzählt von seinem Leben. Masiyot e. V.
01.10. Güner Balçi: "Heimatland": Buchvorstellung und Diskussion über eine Kindheit in Neukölln.
04.10. Antisemitismus in der polnischen Linken nach dem 7.10. Ein Erfahrungsbericht aus Wroclaw. Gruppe Sitwa und Gesellschaft für Kritische Bildung.
06.10. "Gast in der Heimat" von Victoria Wolff. Jüdisches Leben in Deutschland um 1933 – Lesung mit Anke Heimberg & Britta Jürgs. Aviva Verlag.
08.10. Antisemitismus? Wir haben was dagegen. Eröffnung der Aktionswochen gegen Antisemitismus 2025 mit u.A. Nikolas Lelle sowie Podiumsdiskussion mit Deborah Hartmann, Jette Kirschner und Alissa Weiße. Amadeu Antonio Stiftung.
10.10. Abdel Hakim Ourghi, Shay Dashevsky, Ahmed Al Baba, Alex Carstiuc: Der islamische Antisemitismus nach dem Hamas-Massaker vom 7.10. Podiumsdiskussion. Masiyot e.V.
13.10. Hilde Radusch: Lesbisch, widerständig, feministisch, links. Vortrag & Gespräch mit Ilona Scheidle & Sabine Krusen
22.10. Dr. Cornelia Shati-Geißler (Yad Vashem): Jüdischer Widerstand im KZ-Sachsenhausen. VVN-BdA.
24.10. Paul Schuberth: "Musik im Konzentrationslager - Kultivierte Barbarei." Vortrag mit Musik. Masiyot e.V.
30.10. "Grenzen der Erfahrung. Gesellschaftskritische Perspektiven auf Antisemitismus und Bildung", Podiumsdiskussion mit Romina Wiegemann, Kai Schubert und Henning Gutfleisch, Veranstaltung vom Mideast Freedom Forum Berlin, im Rahmen der "Aktionswochen gegen Antisemitismus" der AAS. Moderation Ulrike Becker.
31.10. Askan Schmidt: "Der Sog der Apokalypse." Eine Kritik des zeitgenössischen Bewusstseins. Vortrag und Diskussion.
03.11. Doris Hermann: "Und Alles ist hier fremd." Deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil. Buchvorstellung und Diskussion. Masiyot e. V.
07.11. Tobias Ebbrecht-Hartmann: "Gewalt als Bild. Die Bilder vom 7.10. im Spiegel der visuellen Erinnerung an die Shoa." Buchvorstellung. Neofelis Verlag.
14.11. Der Singende Tresen: "Das seid ihr Hunde wert!" - Eine Geisterbeschwörung für Erich Mühsam.
16.11. Simon Helling: "Über das Gegebene hinaus. Philosophische Modelle transzendierender Bildung bei Fichte, Hegel, Adorno und Heydorn". Buchvorstellung und Diskussion. GfKB.
20.11. Ukrainischer Poetry Slam (mit kleiner Ausstellung und Spendensammlung für die Ukraine).
26.11. Jim Tobias: Jüdische Rache an NS-Tätern. Masiyot e. V.
28.11. Evelyn Deller: "Warum wir als Linke für die Ukraine sein müssen." Vortrag und Diskussion. Spenden für die Radical Aid Force Ukraine.
👍114👏1🍓1
Bajszel pinned «Programm Bajszel Spätsommer/ Herbst 2025 Beginn immer 19:30 Uhr 16.08. Doris Belmont Präsentiert: Die Rückkehr der Abrissdirnen. Talk mit Frank Wilde, danach Show mit Luxuria Rosenburg, Ausgeh-Dörte, Polly Puller, Sharleen Voyage, Lezley the Pelvis. 03.09.…»
Endlich ist es möglich, absolut stilsicher Solidarität mit Eurer Lieblings-ProgrammSchänke zu zeigen!

Schwarze Beutel aus 100% dicker Baumwolle, beidseitig pinker Siebdruck von Neuköllner Druckwerkstatt Merch and Destroy <3
Da passen einige Biere, Bücher, Platten, Porrees rein (nicht inklusive).
Erhältlich sind die Beutel direkt bei uns am Tresen.

Falls Du nicht in Berlin bist, gibt es die Option, per Email zu bestellen:
- Bajszel@gmail.com, Betreff: „Bestellung Solibeutel“
- Stückzahl
- Versandadresse (inkl. Namen, auf den die Überweisung läuft)
- Überweisung per Vorkasse an: Bajszel GbR DE34100900002849317000
Betreff: Bestellung Solibeutel
- Preis: Mindestens 18 Euro (hier inkl. 3 Euro Versand) pro Stück, falls Du uns unterstützen möchtest, ist nach oben keine Grenze gesetzt 💫

Die Adressen werden ausschließlich für den Versand genutzt und danach gelöscht!
13❤‍🔥4🔥2🥰2👍1🐳1