#LeaveNoOneBehind Verbündete
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Regelmäßige Updates zu den EU-Außengrenzen und gemeinsame Aktionen von #LeaveNoOneBehind.
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LOS FÜR LESBOS: Das passiert mit euren Spenden (EN in comments)

Am Freitag endete unsere "Los für Lesbos"-Aktion. Dabei konnten wir über 712.000 Euro einsammeln - und zwar in weniger als einem Monat. Hier stellen wir euch einige der Projekte vor, die von den Spenden profitieren. Sie alle leisten enorm wichtige Arbeit in verschiedensten Bereichen, von medizinischer Versorgung und Rechtsberatung über Medien-, Film- und Journalismus-Training bis hin zu Empowerment-Räumen für Frauen* und solidarischen Küchen. Ohne solche Projekte von, mit und für flüchtende Menschen wären die Lebensbedingungen auf Lesbos noch desaströser und menschenunwürdiger.

Und doch können wir die Situation in Moria und an allen anderen EU-Außengrenzen nicht strukturell verändern, solange die Zustände politisch gewollt sind - es braucht daher politische Lösungen. Deswegen fordern wir weiterhin, die Lager endlich zu evakuieren, die Aufnahme von Menschen zu ermöglichen und das grundlegende Recht auf Asyl wieder herzustellen. #LeaveNoOneBehind
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HUMANS OF LESVOS - Yaser Akbari (EN in comments)

Unser Vorsatz fürs neue Jahr? Würdevolle Bedingungen für alle Menschen in Europa zu schaffen. Zu verändern, wie europäische Gesellschaften über flüchtende Menschen denken und sprechen, ist ein wichtiger Teil davon. Zu oft werden die Stimmen derjenigen, die direkt betroffen sind, nicht in den Mittelpunkt gerückt, sondern an den Rand gedrängt. Zu oft sprechen wir über Menschen, statt ihnen zuzuhören und sie selbst sprechen zu lassen. Mit unserer neuen wöchentlichen Serie bieten wir denjenigen eine Plattform, die die unmenschliche Migrationspolitik Europas selbst betrifft und bereit sind, ihre Wünsche, Probleme und Zukunftsträume mit uns teilen. Heute beginnen wir mit Yaser Akbari aus Afghanistan, der momentan im neuen Moria lebt. #HumansOfLesvos #LeaveNoOneBehind
Protest gegen unmenschliche Bedingungen im Lipa-Camp (EN in comments)

In Lipa nahe der bosnischen Stadt Bihać ist eine Gruppe flüchtender Menschen seit gestern im Hungerstreik. Nachdem das im April als "temporär" angelegte Lager abbrannte, sollten Menschen nach Tagen der Obdachlosigkeit in andere Unterkünfte gebracht werden. Ohne Informationen wurden sie darauf 30 Stunden in Bussen festgehalten und schließlich zum abgebrannten Camp in Lipa zurückgebracht. Seit gestern ist das Militär vor Ort und errichtet Zelte, in denen sich viele Menschen aber weigern, zu schlafen. Die Streikenden lehnen das ausgeteilte Essen und die minimale medizinische Versorgung ab, um auf die unzumutbare Situation aufmerksam zu machen. Sie fordern würdige Bedingungen und das Ende der EU-Abschottungspolitik.

Wir erklären uns solidarisch mit den streikenden Menschen und stellen uns hinter ihre Forderungen. Flüchtende Menschen in Bosnien brauchen keine milden Gaben oder Hilfslieferungen, sondern Würde, Sicherheit und Bewegungsfreiheit.
Ein Update zum Fall von Polizeigewalt auf Lesbos gegen zwei Schutzsuchende, von dem wir am 11.12.20 berichteten (EN in comments).
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Humans of Lesvos - Zahra Gehrdi (EN in comments)

Zu oft sprechen wir über Menschen, statt ihnen zuzuhören und für sich selbst sprechen zu lassen. Zu oft werden die Stimmen derjenigen, die direkt betroffen sind, nicht in den Mittelpunkt gerückt, sondern an den Rand gedrängt. Mit unserer wöchentlichen Serie #HumansOfLesvos bieten wir denjenigen eine Plattform, die die unmenschliche Migrationspolitik Europas selbst betrifft und bereit sind, ihre Wünsche, Probleme und Zukunftsträume mit uns teilen. Denn um würdevolle Bedingungen für alle Menschen zu schaffen, müssen europäische Gesellschaften nicht nur andere politische Strukturen schaffen - wir müssen auch verändern, wie über flüchtende Menschen gedacht und gesprochen wird. Heute erzählt uns Zahra Gehrdi, wie eine perfekte Welt für sie aussieht und teilt ihren Rat an Politiker*innen mit uns. #HumansOfLesvos #LeaveNoOneBehind
Wintereinbruch im Lipa-Camp (EN in comments)

Am Wochenende kam es zu starken Schneefällen in der bosnischen Grenzregion um das Camp Lipa. Die Kälte und Erschöpfung führte zu einem Ende des Hungerstreikes der Schutzsuchenden, doch die Zustände sind nach wie vor dramatisch. In eisiger Kälte stehen die Menschen zu Hunderten zur Essensausgabe vor dem abgebrannten Camp an. Sie sind in viel zu kleinen Zelten untergebracht, andere Geflüchtete suchen in
den umliegenden Wäldern und Bergen Schutz. In den nächsten Tagen wird ein weiterer Kälteeinbruch mit
Minusgraden erwartet.

Die Zustände sind menschenverachtend und würdelos. Wir fordern eine sofortige Evakuierung der Lager und die Aufnahme der Schutzsuchenden, bevor es zur nächsten Katastrophe kommt. #LeaveNoOneBehind
#EvacuateNow

(photos by Michele Lapini, Valerio Muscella)
Mentale Gesundheit: traumatische Teufelskreise in Moria (EN in comments)

Psychische Probleme sind ein ernstes Problem im neuen Moria. Bereits vor ihrer Ankunft auf Lesbos haben die meisten Menschen traumatische Erfahrungen gemacht, nun werden sie in einem stark überfüllten und unterversorgten Lager retraumatisiert.

„Wir sehen viele Menschen mit Depressionen, Selbstmordgedanken und Posttraumatischen Stresssyndromen. Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern. Die besondere Herausforderung dabei ist, dass es schwer ist, in dieser Umgebung eine konstruktive Lösung für ihre Probleme zu finden", sagt Christoph, ein Arzt der medizinischen Hilfsorganisation Cadus, der im neuen Moria gearbeitete. Die Lebensbedingungen im Lager machen ein normales Leben unmöglich: Die Unterkünfte sind unsicher und bieten keinen Schutz vor Regen und Kälte, der Strom fällt häufig aus, Kinder gehen nicht zur Schule. Seit Beginn des Lockdowns ist es auch immer schwieriger, Kontakt zu Menschen außerhalb des Lagers zu haben.

„Es gibt hier viele traumatisierte Menschen, aber einen echten Mangel an psychologischer Behandlung. Ich schätze, dass über 50% der Patienten psychische und psychosomatische Probleme haben - das heißt, dass ihre körperlichen Beschwerden, wie z.B. chronische Schmerzen, mit psychischem Stress zusammenhängen." Psychische Symptome sind also verbunden mit weit verbreiteten körperlichen Problemen wie Krätze, infizierten Wunden und Durchfallerkrankungen. „Solche Probleme stehen wiederum in direktem Zusammenhang mit dem engen Zusammenleben und der allgemeinen hygienischen Situation im Lager."

Wie andere in Moria arbeitenden Ärzte betont auch Christoph, dass das Lager nicht existieren sollte. „Das ist gar keine Frage. Aber diese Situation zuzulassen ist eine Entscheidung der Europäischen Union, deshalb glaube ich nicht, dass sich in nächster Zeit etwas ändern wird."
Frontex war in mindestens sechs illegale Pushbacks in 2020 verwickelt.

Frontex-Direktor Fabrice Leggeri ist heute zu Besuch im Bundestag. In seiner letzten öffentlichen Stellungnahme gegenüber der Europäischen Komission verstrickt er sich in Ausflüchte über von Frontex durchgeführte Rechtsbrüche. Der heutige Besuch ist nicht öffentlich, daher wollen wir hier an seine letzten Äußerungen erinnern:

⭕️Leggeri: “Wir haben keine Beweise gefunden, dass es eine […] Beteiligung von Frontex-Mitarbeitern oder durch Frontex entsandten Beamten an Pushbacks gab.”
▶️Doch investigative, journalistische Reports belegen die Beteiligung von Frontex an mindestens 6 Pushbacks seit April 2020. Auch deutsche Bundespolizisten waren beteiligt. Grundrechtsverletzungen wie illegale Push-Backs müssen nach den Regeln der Agentur in einem „Serious Incident Reports” gemeldet werden. Frontex hat die Vorfälle vertuscht, wie die geleakten Dokumente zeigen. Leggeri verschwieg sie noch im Juli im EU-Innenausschuss.

⭕️ Leggeri: “Die Seeaußengrenzenverordnung 656 muss richtig verstanden werden. […] Wenn kein Seenotrettungsfall von den zuständigen Behörden gemeldet wird, gibt es die Möglichkeit, Abfangaktionen an den Grenzen durchzuführen.” ▶️Leggeris Argumentation ist ein Versuch, vom Kern der Kritik abzulenken: Menschen auf überfüllten Schlauchbooten sind automatisch in Seenot. Und selbst wenn demnicht so wäre, haben die Menschen das Recht auf ein rechtsstaatliches Asylverfahren. Leggeri fordert, die Seeaußengrenzenverordnung so anzupassen, dass das momentan illegale Verhalten legal wird. Das würde ein Ende des Grundrechtsschutzes an den Seegrenzen der EU bedeuten.

⭕️Leggeri: „Die Mitgliedsstaaten und die EU-Institutionen haben Frontex auch dazu ermutigt, diesen schnellen Grenzeinsatz zu mobilisieren.”
▶️Leggeris beschämende Ausflüchte tragen jedoch eine traurige Wahrheit in sich: die EU-Abschottungspolitik ist der einzige Konsens zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten. Die illegalen Praxen an Europas Grenzen haben System.
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Mal wieder stürmt und regnet es im neuen Moria, wo sich die Zustände seit Wintereinbruch nicht verbessert haben - und doch wähnen sich deutsche Politiker*innen migrationspolitisch "auf dem richtigen Weg". Wir werden angesichts dieser Situation oft gefragt, was sich dagegen tun lässt, denn viele Menschen in Deutschland fühlen sich hilflos. Wir möchten gern von euch wissen: Was habt ihr für Ideen? Gibt es Aktionen, die ihr schon umgesetzt habt oder umsetzen möchtet? Welche Organisationsformen sind für euch vorstellbar? Lasst uns in den Kommentaren gemeinsam in den Austausch treten, Ideen sammeln und aktiv werden - nur zusammen können wir die menschenverachtende EU-Migrationspolitik verändern. #LeaveNoOneBehind
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Humans of Lesvos - Justin Mayalambungu (EN in comments)

Zu oft sprechen wir über Menschen, statt ihnen zuzuhören und für sich selbst sprechen zu lassen. Mit unserer wöchentlichen Serie #HumansOfLesvos bieten wir denjenigen eine Plattform, die die unmenschliche Migrationspolitik Europas selbst betrifft und bereit sind, ihre Wünsche, Probleme und Zukunftsträume mit uns teilen. Denn um würdevolle Bedingungen für alle Menschen zu schaffen, müssen europäische Gesellschaften nicht nur andere politische Strukturen schaffen - wir müssen auch verändern, wie über flüchtende Menschen gedacht und gesprochen wird.
Heute berichtet Justin Mayalambungu von den Problemen in Moria und erzählt uns, welche Forderungen er an die EU stellt. #HumansOfLesvos #LeaveNoOneBehind
📸: Tessa Kraan
(EN in comments) Es ist -5°C in den Wäldern rund um die bosnische Grenzstadt Velika Kladuša, eine Schicht aus Eis und Schnee bedeckt den Boden. Dutzende selbstgebaute Hütten stehen zwischen den Bäumen.

Sharif wohnt in einer von ihnen. „Nachts schlafe ich in zwei Schlafsäcken mit all meiner Kleidung, einschließlich meiner Jacke. Sonst ist es viel zu kalt in den Baracken. Aber wir müssen das hier einfach durchstehen, eines Tages wird alles vorbei sein.“

Während tausende Menschen sich bei eisigen Temperaturen selbst überlassen werden, schieben sich politische Entscheidungsträger*innen die Verantwortung für diese humanitären Katastrophe gegenseitig zu. Die Europäische Kommission warnte Bosnien und Herzegowina kürzlich, dass die inhumane Behandlung flüchtender Menschen „ernsthafte Folgen“ bezüglich der EU-Beitrittsbestrebungen des Landes haben könnte. Doch obwohl sich die EU als Bastion der Menschenrechte darstellt, militarisiert sie weiterhin die eigenen Außengrenzen, um vor Krieg und Unterdrückung fliehende Menschen fernzuhalten. Und sie schließt bequemlich die Augen, wenn die kroatische Grenzpolizei Foltermethoden zur Abschreckung nutzt - nicht erst seit kurzem, sondern seit Jahren.

Sharif und viele andere Menschen wollen derweil Bosnien und Herzegowina nur durchqueren, um weiterzureisen. Doch hier finden sie sich in Zuständen wieder, die für diejenigen, die in europäischen Institutionen Politik machen, unvorstellbar sind. „Ich mache das für meine Familie“, sagt er. „In erster Linie denke ich an sie, in zweiter Linie an mich. Wenn es schwierig wird, erinnere ich mich daran, dass ich das alles für sie tue.“
Von Lipa bis Moria: Aufnahme jetzt! (EN in comments)

Erst brannte Moria, dann Lipa. Die vom Feuer zerstörten griechischen und bosnischen Lager sind ein Sinnbild der tödlichen Politik Europas. Einer Politik, die ihren Wohlstand um jeden Preis vor schutzsuchenden Menschen abzuriegeln versucht. Statt ernsthaft Ursachen von Flucht zu bekämpfen, bekämpft die EU flüchtende Menschen selbst.

Dazu gehört auch die Praxis der Pushpacks: Menschen, die die EU-Grenze bereits überquert haben, werden dabei ohne Zugang zu einem Asylverfahren gewaltsam zurückdrängt. Dies passiert seit Jahren immer wieder an der kroatisch-bosnischen Grenze. Pushbacks sind nach geltendem internationalen und europäischen Recht illegal - und doch leistet Deutschland dabei Unterstützung, indem es beispielsweise erst letzten Monat dem kroatischen Grenzschutz 20 Fahrzeuge im Wert von 800.000 Euro schenkte.

Aber die systematische Aushöhlung von Menschenrechten betrifft uns alle, ob vor den Toren oder in der Mitte Europas. Gemeinsam mit 140 Organisationen, darunter Seebrücke, Balkanbrücke und Proasyl, fordern wir daher das Ende gewaltsamer Pushbacks, den Stopp deutscher Finanzierung der kroatischen Grenzpolizei und die sofortige Aufnahme flüchtender Menschen statt weiterer Abschottung. Dazu rufen wir am 30.01. zum europaweiten Aktionstag auf - denn #KeinPushbackIstLegal! Weitere Infos findet ihr bald hier und auf den Kanälen der Seebrücke. #LeaveNoOneBehind
https://seebruecke.org/aufnahme-statt-abschottung-keinpushbackistlegal/
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Gegen 2:30 Uhr morgens kamen flüchtende Menschen per Boot an der Küste von Lesbos an, darunter auch Kinder und Babys. Die Menschen aus dem Lager versorgten die Neuankommenden mit Decken und Wasser. Einige versteckten sich daraufhin in den Gemeinschaftszelten, weil sie Angst vor Pushbacks haben. Trotzdem kam die Polizei und Armee diesen Morgen und durchsuchte Zelt für Zelt. Die Menschen sind nun im Quarantäne-Bereich des Lagers.

Es ist bittere Ironie, dass Schutz und Sicherheit suchende Menschen direkt in diesem unmenschlichen Lager landen. Sie sind auf die Solidarität und Hilfe anderer Camp-Bewohner*innen angewiesen, weil sie keinerlei professionelle Unterstützung nach der traumatischen Flucht erhalten.

Ein Campbewohner, der bei der Versorgung der Menschen half, schrieb uns: „Ich kann nicht mehr schlafen. Ich bin von der Situation zwar geschockt, aber auch glücklich, dass sie überlebt haben.“ Menschen setzen weiterhin ihr Leben aufs Spiel, um nach Europa zu kommen - wir brauchen endlich sichere Fluchtwege!