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📃 Zinssprung gegen Inflation
Russlands Zentralbank hat gestern den Leitzins um 3,5 Prozentpunkte auf 12% angehoben. Die erste außerplanmäßige Sitzung des Währungshüters seit Mai 2022 war am Vorabend angesetzt worden, nachdem der russische Rubel im Handel die Kursmarke von 100 Rubel pro US-Dollar gerissen hatte. Zur Begründung der Zinsanhebung führte die Zentralbank nicht die Rubelschwäche, sondern Risiken für die Preisstabilität in Russland an. Die offiziellen Inflationsdaten würden einen so großen Zinsschritt aber nicht rechtfertigen, kritisierte gestern etwa die Alfa-Bank. Zum 7. August lag die Inflationsrate bei 4,4%, die wöchentliche Teuerung seit Monatsanfang betrug 0,01%. Aufgrund dieser Daten der Zentralbank sei eine Inflationsrate von 6% zum Jahresende zu erwarten, so die Bankanalysten. / Forbes (RU), Kommersant (RU)
💰Berichte über Kapitalverkehrskontrollen
Russland will seine Kapitalverkehrskontrollen wieder verschärfen, um den Verfall des Rubelkurses zu stoppen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Bloomberg von Insidern. Später berichtete auch die staatliche Nachrichtenagentur Interfax über entsprechende Pläne von Regierung und Zentralbank. Sie hätten die Exportunternehmen aufgefordert, einen Beitrag zur Stützung des Rubels zu leisten. Im Raum stehe der verpflichtende Umtausch von Exporterlösen in Rubel, der Interfax-Bericht nennt eine Quote von 70-90% der Deviseneinnahmen. Ende Februar 2022 hatte die Regierung eine Quote von 80% beschlossen, später lockerte sie die Anforderung zum Verkauf der Devisen wieder in mehreren Schritten. Weitere mögliche Maßnahmen sei ein Verbot an Dividenden und andere Zahlungen ins Ausland, sogar an Empfänger aus nichtwestlichen Ländern. / Kommersant (RU), Interfax (RU)
🚘 Kein Software-Support für Autos
Ausländische Autobauer entziehen russischen Händlern und Servicezentren den Zugang zu ihrer Fahrzeugsoftware. So hat Mercedes-Benz nach eigenen Angaben den Zugriff zu seiner Software bereits gesperrt, Volkswagen will bis Jahresende nachziehen. Wie der Konzern bestätigte, hat er wegen der EU-Sanktionen bereits einige seiner IT-Systeme von Russland abgekoppelt. Die Zeitung Izvestia erfuhr, dass auch BMW diesen Weg schon gegangen sei. Der russische Branchenverband NAS erwartet, dass bald auch die übrigen internationalen Hersteller nachziehen. Die betroffenen Autos können weiterhin gefahren werden, allerdings seien Diagnose und Reparatur ohne Zugriff auf die Herstellersysteme schwieriger, erklären Insider. Da das Problem besonders moderne Neuwagen betrifft, dürfte das Interesse der russischen Käufer an älteren und einfacheren Autos künftig steigen, erwarten Experten. / Izvestia (RU), Berliner Zeitung
🇫🇮 EU legt Vorräte für den Ernstfall an
Die Europäische Union legt in Finnland, Frankreich, Polen und Kroatien Vorräte für die Abwehr von nuklearen, chemischen, biologischen und anderen Bedrohungen an. Das größte Vorratslager soll bis Ende 2024 in Finnland entstehen, wie die Regierung in Helsinki mitteilte. Dort sollen Schutzausrüstung, Messgeräte und medizinische Hilfsgüter wie Arzneimittel oder Impfstoffe für den Fall von Pandemien eingelagert werden. Im Ernstfall sollen die Hilfsgüter vor allem von nord- und osteuropäischen Staaten genutzt werden können. Für die Einrichtung des Vorratslagers in Finnland hat die EU-Kommission 242 Mio. Euro freigegeben. Nach dem Nato-Beitritt Finnlands im April hatte das russische Außenministerium gewarnt, dass die Gefahr eines militärischen Konfliktes zwischen Russland und dem Militärbündnis zugenommen habe. / Finn. Außenministerium (EN), Vedomosti (RU)
Komplett-Ausschluss bei Luftfahrt-IT-Anbieter
Sita, der weltweit wichtigste Anbieter von Datenverarbeitungs- und Kommunikationsdiensten der Luftfahrtbranche, hat 2022 die Mehrheit seiner Dienste für russische Fluggesellschaften gesperrt. Nun will das Schweizer Unternehmen Russland komplett den Rücken kehren, wie das Nachrichtenmagazin RBC erfuhr. Ab Ende September soll es für russische Fluggesellschaften nicht mehr möglich sein, Flug-, Gepäck- und andere Informationen über Sita an Flughäfen im Ausland zu übermitteln. Für ausländische Airlines soll kein Datenaustausch mit russischen Flughäfen mehr möglich sein. Bei grenzüberschreitenden Flügen, insbesondere nach China, könne dies zu Problemen führen, warnen Branchenvertreter. Das russische Verkehrsministerium hat seinerseits versichert, an einer Lösung zu arbeiten. Mit der Mehrheit der Staaten, mit denen Russland Flugverbindungen unterhalte, seien bereits alternative Kommunikationswege eingerichtet worden, teilte die Behörde mit. / RBC (RU)
💸 Flucht ins Bargeld
Bis auf die Krisenjahre 2009 und 2015 steigt die Bargeldmenge in Russland unaufhörlich. 2020 erreichte sie beinahe 10 Billionen Rubel, seitdem hat sich ihr Wachstum noch beschleunigt. Anfang 2022 waren es 14,1 Bio., ein Jahr später 16,4 Bio. und Mitte 2023 schon 17,8 Bio. Rubel (167 Mrd. Euro). Allein im Juni stieg die Menge um 459 Mrd. Rubel (4,3 Mrd. Euro), eine ungewöhnlich hohe Summe, wie die Zentralbank einräumt. Als mögliche Gründe für die Entwicklung führt sie u. a. gestiegene staatliche Leistungen an, die sich die Bürger am liebsten im bar auszahlen ließen. Außerdem werde mehr Bargeld auf Reisen mitgenommen, wohl da russische Geldkarten im Ausland nicht mehr zuverlässig funktionieren. Die Juni-Daten erklären Beobachter zudem mit der Aufregung um den Wagner-Aufstand. Während der wenigen Tage soll sich die Bargeldmenge um 105 Mrd. Rubel erhöht haben, die Bürger von ihren Konten abhoben, „für alle Fälle“, wie es ein Experte formuliert. / Izvestia (RU), Kommersant (RU)
🍲 Junge Familien essen weniger
Junge Familien sind die einzige Bevölkerungsgruppe in Russland, die 2022 ihren Lebensmittelkonsum reduziert hat. Das schreibt das Nachrichtenmagazin RBC unter Berufung auf Daten der Statistikbehörde Rosstat. Demnach konsumierten junge Familien im vergangenen Jahr vor allem weniger Milch, Obst und Butter. Auch der Verzehr von Brot, Fleisch und Gemüse ging in dieser Bevölkerungsgruppe im Vergleich zum Vorjahr zurück. Bei kinderreichen Familien, nicht-berufstätigen Rentnern und Behinderten registrierten die Statistiker im vergangenen Jahr dagegen einen steigenden Nahrungsmittelkonsum. 2022 gaben junge Familien 30% ihrer Einkommen für Nahrungsmittel aus, fünf Prozentpunkte mehr als 2021. Mengenmäßig wurden aber 2,5% weniger Lebensmittel als 2021 verkauft. Lediglich der Absatz von Alkohol legte im Jahresvergleich sowohl wert- als auch mengenmäßig zu. / Rosstat (RU), RBC (RU)
🚙 Valeo verkauft
Der französische Automobilzulieferer Valeo will sein Russlandgeschäft an den lokalen Wettbewerber NPK Avtopribor aus Wladimir verkaufen. Beide Unternehmen unterzeichneten bereits einen Vertrag, wie Valeo am Freitag mitteilte. Der Verkauf erfolge ohne Kapitalgewinn oder -verlust. „Dadurch können die 158 russischen Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze behalten.“ Außerdem erhält Valeo nach eigenen Angaben ein zehn Jahre gültiges Rückkaufsrecht, das ab dem 6. Jahr in Anspruch genommen werden kann. Eine Zustimmung der russischen Behörden stehe noch aus, so die Mitteilung der Franzosen. Der Verkaufspreis wird darin nicht genannt. Auf Russland sei zuletzt knapp 1% des Konzernumsatzes entfallen, so Valeo weiter. „Die damit verbundenen Vermögenswerte wurden 2022 um 43 Mio. Euro wertgemindert.“ / Valeo (EN), Vedomosti (RU)
📄 Sanktionen wegen Nordkorea
Das US-Finanzministerium hat drei weitere Unternehmen mit Russlandbezug mit Sanktionen belegt: Defense Engineering aus Kasachstan, Verus aus Russland und Versor aus der Slowakei sollen in Russlands angebliche Waffenkäufe in Nordkorea involviert sein. Ihre möglicherweise in den USA vorhandenen Vermögenswerte werden eingefroren. US-Amerikaner dürfen mit diesen Unternehmen keine Geschäfte mehr machen. Nach Angaben des US-Finanzministeriums werden alle drei Firmen vom slowakischen Geschäftsmann Ashot Mkrtychev kontrolliert. Die USA hatten Mkrtychev im März auf ihre Sanktionsliste gesetzt, weil er Waffengeschäfte zwischen Russland und Nordkorea vermittelt haben soll. Moskau bestreitet Waffenkäufe in Nordkorea vehement. / US-Finanzministerium (EN), Forbes (RU)
📊 Zinssatz mit turbulenter Geschichte
Die jüngste Entwicklung des russischen Leitzinses gleicht einer Achterbahn, wie die Grafik oben zeigt. Noch viel turbulenter war jedoch die Entwicklung vor der Einführung eines Leitzinses im Jahr 2013, allen voran in den Neunzigerjahren. Damals gab es noch mehrere vom russischen Währungshüter kontrollierte Zinssätze, etwa für Einlagen bei der Zentralbank oder für die kurzfristige Refinanzierung der Banken. Letzterer, der sogenannte Refinanzierungssatz, nahm zwischen 1992 und 2013 in etwa die Rolle des heutigen Leitzinses ein. Von den anfänglichen 20% stieg er bis Herbst 1993 auf 210%. Mitte 1996 wurde der Repo-Satz mit 80% erstmals wieder zweistellig, sprang aber im Mai 1998 für kurze Zeit von 50% auf 150%. Seit 2003 lag der Satz unter 20% und unterschritt 2009 erstmals die 10%-Marke. Der 2013 eingeführte Leitzins der Zentralbank erreichte Ende 2014 seinen bis vor kurzem höchsten Wert von 17%. / RG (RU), TASS (RU), Länder-Analysen, Cbonds (EN), Russ. Zentralbank (EN)
🍌 Teure Bananen
Bananen haben sich in Russland seit Juli 2021 um 71% verteuert. Die Importfrucht ist damit das Lebensmittel im russischen Verbraucher-Warenkorb mit der größten Preissteigerung, ergab eine Studie des Kassensystems Kontur.Market. Es folgten Salz (64%) und Gewürze (54%). Wichtige Produkte wie Kartoffeln, Schweinefleisch, Mehl und Pflanzenöle hätten sich hingegen kaum verteuert, so die Analysten. / Banki.ru (RU)
🥚 Agrarbetrieben fehlen Mitarbeiter
Der größte Eierproduzent Russlands, die Geflügelfarm Sinjawinskaja, hat vor möglichen Engpässen wegen eines Mangels an Arbeitskräften gewarnt. In einem Brief an seine Kunden klagt das Unternehmen über Unterbesetzung der Fabrik von 25-30%. Grund für den Notstand sei, dass insbesondere Gastarbeiter wegen des schwachen Kurses in Scharen das Unternehmen verließen. Ein anderer großer Hersteller, Roskar, bestätigte, dass der schwache Rubelkurs das Reservoir an ausländischen Beschäftigten verringert habe. Branchenvertreter schätzen, dass in der russischen Agrarwirtschaft im Schnitt 10-25% der Stellen nicht besetzt werden können. / Kommersant (RU)
🍕Domino’s Pizza gibt auf
Die Fast-Food-Kette Domino's Pizza will mit ihrem Russlandgeschäft in die Insolvenz gehen. Ein „zunehmend schwieriges Umfeld“ mache diesen Schritt notwendig, teilte der niederländische Betreiber DP Eurasia mit. Damit würden auch die Versuche zum Verkauf des Unternehmens enden, die Insolvenz bedeute das Ende von Domino's Pizza in Russland, so die Mitteilung. Die Kette kam 1998 nach Russland und betrieb bis vor kurzem rund 170 Restaurants. Ende 2022 meldete DP Eurasia Gespräche über einen Verkauf seiner Russlandtochter, bezeichnete deren Ausgang jedoch als ungewiss. / Forbes (RU)
🚙 Saipa statt Renault
Der iranische Automobilhersteller Saipa will seine Fahrzeuge künftig auch in Russland bauen. Dazu übernimmt er einen ehemaligen Standort der Allianz Renault-Nissan, wie das Branchenportal Autonews am Montag am Rande der Moskauer Automesse MIMS erfuhr. In Russland sollen zunächst zwei Limousinen der iranischen Marke vom Band laufen: Shahin und P90. Shahin ist ein Nachbau des Toyota B, Saipa P90 wurde auf Basis der ersten Generation des Dacia Logan gebaut. Saipa habe einst selbst mit westlichen Autobauern zusammengearbeitet, teilte ein Vertreter des iranischen Automobilherstellers mit. Nach der Verhängung der Sanktionen gegen den Iran stemme das Unternehmen die Produktion im Alleingang. Deshalb könnten seine Erfahrungen für Russland von Nutzen sein. / Autonews (RU)
🇦🇪 Emirate werben Bankpersonal ab
Emirates NBD will eine neue Unit gründen, die nur gut betuchte Kundinnen und Kunden aus Russland bedienen soll. Dazu wirbt eine der größten Banken der Vereinigten Arabischen Emirate bereits Personal aus russischen Kreditinstituten an, wie das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf Insider und die Karriere-Plattform LinkedIn berichtet. Auch die First Abu Dhabi Bank (FAB), die größte Bank der VAE wolle nachziehen. Nach Erkenntnissen des Blatts eröffneten Banken in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit dem 24. Februar 2022 Tausende Konten für russische Staatsangehörige. Die Einwanderungswelle aus Russland löste auch auf dem lokalen Immobilienmarkt einen Boom aus. Im zweiten Quartal waren Russen die drittgrößten Immobilienkäufer in Dubai. Lokale Politiker beteuern, dass Banken der VAE keine sanktionierten Personen als Kunden akzeptieren würden, um Risiken für ihre Korrespondenzbeziehungen mit Geldinstituten in den USA zu vermeiden. / WSJ (EN), Forbes (RU)
🇨🇳 Visa-Champion China
China hat in diesem Jahr am meisten Einreisevisa für Geschäftsleute aus Russland ausgestellt. Wie eine Studie des größten russischen Geschäftsreiseanbieters Aeroclub zeigt, liegt der Anteil Chinas mittlerweile bei 38% und ist somit höher als der Anteil aller an russische Geschäftsreisende vergebenen Visa der Schengen-Staaten. Der vorjährige Spitzenreiter Frankreich fiel mit einem Anteil von 14% auf Platz zwei zurück. Die Zahl der ausgestellten französischen Visa sank im Jahresvergleich um ein Drittel. Auf Rang drei folgt Indien mit 17% weniger ausgestellten Visa und einem Anteil von 7%. Deutschland stellte russischen Geschäftsreisenden in diesem Jahr bislang um 56% weniger Visa als 2022 aus, Großbritannien sogar um 63%. Außerdem ließen sich russische Geschäftsleute dieses Jahr italienische (+5%), spanische (-9%), österreichische (-29%) und schweizerische (-36%) Visa ausstellen. / TASS (RU)