Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben,
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachens,
die Herrlichkeit der Kraft.
Das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Aber das Heute – richtig gelebt –
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und das Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Achte daher gut auf diesen Tag.
Aus dem Sanskrit
denn er ist das Leben,
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachens,
die Herrlichkeit der Kraft.
Das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Aber das Heute – richtig gelebt –
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und das Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Achte daher gut auf diesen Tag.
Aus dem Sanskrit
Morgenlied
Der Tag hat sich erhoben, Am Himmel ganz weit oben Glüht rosagoldner Schein; In morgenkühler Ferne Verlöschen letzte Sterne, Bald schwebt die Sonnenkugel ein.
Auf Wassern liegt ein Flimmer Von sanftem Tagesschimmer, Tanzt hell und wunderbar; Lautlose Federschwingen, Die frühen Vögel singen In feinem Nebel unsichtbar.
Wind geht durch Gras und Bäume, Weht über Land und Träume, Licht weckt die Schläfer auf; Tau lächelt unter Tränen, Ich spür ein tiefes Sehnen, Und meine Seele geht mir auf.
Sabine Ludwigs (geb. 1964)
Der Tag hat sich erhoben, Am Himmel ganz weit oben Glüht rosagoldner Schein; In morgenkühler Ferne Verlöschen letzte Sterne, Bald schwebt die Sonnenkugel ein.
Auf Wassern liegt ein Flimmer Von sanftem Tagesschimmer, Tanzt hell und wunderbar; Lautlose Federschwingen, Die frühen Vögel singen In feinem Nebel unsichtbar.
Wind geht durch Gras und Bäume, Weht über Land und Träume, Licht weckt die Schläfer auf; Tau lächelt unter Tränen, Ich spür ein tiefes Sehnen, Und meine Seele geht mir auf.
Sabine Ludwigs (geb. 1964)
Ein guter Vorsatz
Das wäre ein Vorsatz fürs neue Jahr:
Ich breche aus
aus dem Teufelskreis des schönen Scheins
und trete ein in den Lebenskreis,
indem ich mich annehme, wie ich bin,
meine Möglichkeiten,
aber auch meine Grenzen erkenne.
Indem ich Wert lege auf Zeit für mich,
Zeit für andere, Zeit für Gott.
Aus der Lebenswüste von Stress und Fassade
in die blühende Landschaft
von Gelassenheit und Liebe.
Margot Kässmann
Das wäre ein Vorsatz fürs neue Jahr:
Ich breche aus
aus dem Teufelskreis des schönen Scheins
und trete ein in den Lebenskreis,
indem ich mich annehme, wie ich bin,
meine Möglichkeiten,
aber auch meine Grenzen erkenne.
Indem ich Wert lege auf Zeit für mich,
Zeit für andere, Zeit für Gott.
Aus der Lebenswüste von Stress und Fassade
in die blühende Landschaft
von Gelassenheit und Liebe.
Margot Kässmann
Hörst du wie die Brunnen rauschen,
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Schlafe, träume, flieg’, ich wecke
Bald Dich auf und bin beglückt.
Clemens von Brentano
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Schlafe, träume, flieg’, ich wecke
Bald Dich auf und bin beglückt.
Clemens von Brentano
Leidenschaft schafft Liebe
Lass mich nicht fallen,
bitte lass mich nicht los.
Meine Leidenschaft sie lodert
und mein Feuer ist groß.
Lass mich nicht gehen,
bitte halt mich ganz fest.
Bist du da, dann brenne ich,
bist du in mir, fühl‘ ich mich recht.
Bleib‘ noch eine Weile,
bitte geh‘ noch nicht fort.
Bist du hier, ist da Wärme,
bist du weg, mutiert’s zum trostlosen Ort.
Komm‘ bald schon wieder.
Überrasch‘ mich mit deinen Ideen.
Lass uns gemeinsam höher fliegen
und zusammen die Welt ansehen.
Geh, wenn du fort musst,
und tue, was du fühlst,
doch schick mir ab und an ein Zeichen
und vergiss‘ nicht, was du willst.
Lauf‘ freie Seele,
sieh‘ was um dich geschieht.
Wunder um Wunder,
wenn die Menschlichkeit siegt.
Flieg zu den Sternen,
nimm die Liebe ein Stück mit.
Wo sie bleibt wird der Hass sterben
und die Dunkelheit zum Licht.
©️Anna Maria Schumacher – Februar 2023
Lass mich nicht fallen,
bitte lass mich nicht los.
Meine Leidenschaft sie lodert
und mein Feuer ist groß.
Lass mich nicht gehen,
bitte halt mich ganz fest.
Bist du da, dann brenne ich,
bist du in mir, fühl‘ ich mich recht.
Bleib‘ noch eine Weile,
bitte geh‘ noch nicht fort.
Bist du hier, ist da Wärme,
bist du weg, mutiert’s zum trostlosen Ort.
Komm‘ bald schon wieder.
Überrasch‘ mich mit deinen Ideen.
Lass uns gemeinsam höher fliegen
und zusammen die Welt ansehen.
Geh, wenn du fort musst,
und tue, was du fühlst,
doch schick mir ab und an ein Zeichen
und vergiss‘ nicht, was du willst.
Lauf‘ freie Seele,
sieh‘ was um dich geschieht.
Wunder um Wunder,
wenn die Menschlichkeit siegt.
Flieg zu den Sternen,
nimm die Liebe ein Stück mit.
Wo sie bleibt wird der Hass sterben
und die Dunkelheit zum Licht.
©️Anna Maria Schumacher – Februar 2023
Was ist die Welt?
Was ist die Welt?
Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist
der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit
schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe
zu uns spricht
Und jedes Menschen
wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists,
der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich
an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt,
verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt
für sich allein,
Voll süß-geheimer,
nievernommner Töne,
Begabt mit eigner,
unentweihter Schöne,
Und keines Andern
Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Hugo von Hofmannsthal
(1874 - 1929), österr. Lyriker, Dramatiker, Erzähler
Was ist die Welt?
Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist
der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit
schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe
zu uns spricht
Und jedes Menschen
wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists,
der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich
an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt,
verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt
für sich allein,
Voll süß-geheimer,
nievernommner Töne,
Begabt mit eigner,
unentweihter Schöne,
Und keines Andern
Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Hugo von Hofmannsthal
(1874 - 1929), österr. Lyriker, Dramatiker, Erzähler
Licht Licht, vom Himmel flammt es nieder, Licht, empor zum Himmel flammt es; Licht, es ist der große Mittler Zwischen Gott und zwischen Menschen; Als die Welt geboren wurde, Ward das Licht vorangeboren, Und so ward des Schöpfers Klarheit Das Mysterium der Schöpfung; Licht verschießt die heil'gen Pfeile Weiter immer, lichter immer, Ahriman sogar, der dunkle, Wird zuletzt vergehn im Lichte.
August von Platen-Hallermünde (Graf Platen)
(1796 - 1835), deutscher Dramatiker, Theaterschriftsteller und Lyriker
August von Platen-Hallermünde (Graf Platen)
(1796 - 1835), deutscher Dramatiker, Theaterschriftsteller und Lyriker
DER OSTERHAS Die Sonne geht im Osten auf, der Osterhas beginnt den Lauf. Um seinen Korb voll Eier sitzen drei Häslein, die die Ohren spitzen. Der Osterhas bringt just ein Ei - da fliegt ein Schmetterling herbei. Dahinter strahlt das blaue Meer mit Sandstrand vorne und umher. Der Osterhas ist eben fertig - das Kurtchen auch schon gegenwärtig! Nesthäkchen findet - eins, zwei drei, ein rot, ein blau, ein lila Ei. Ein Ei in jedem Blumenkelche! Seht, seht, selbst hier, selbst dort sind welche! Ermüdet leicht im Morgenschein schlief Kurtchen auf der Wiese ein. Die Glocken läuten bim, bam, baum, und Kurtchen lächelt zart im Traum. Di di didl dum die wir tanzen mit unsren Hasen, umgefasst, zwei und zwei, auf schönem, grünem Rasen.
- Christian Morgenstern -
- Christian Morgenstern -
Zeit
Die Zeit, sie fragt nicht nach der
Uhr,
bleibt niemals steh’n, ist einfach
nur
Zeit. Zeit, die uns gegeben,
in der wir Zeitlang leben.
Das Leben schaut nicht auf die
Zeit.
Es lebt, vergeht, was nach ihm
bleibt,
ist Zeit. Endlose Weiten
in Tiefen, Höhen, Breiten.
Die Zeit ist nur mit Zeit gefüllt,
die Welt ist in sie eingehüllt.
Der Mensch kann sie nicht fassen,
müht sich, sie los zu lassen ...
Zeitlos leben, denken, handeln,
zwanglos durch die Tage wandeln
–
Davon träumt ein jedermann,
der mit Zeit nicht umgeh’n kann!
Anemone von Berg · geb. 1968
Die Zeit, sie fragt nicht nach der
Uhr,
bleibt niemals steh’n, ist einfach
nur
Zeit. Zeit, die uns gegeben,
in der wir Zeitlang leben.
Das Leben schaut nicht auf die
Zeit.
Es lebt, vergeht, was nach ihm
bleibt,
ist Zeit. Endlose Weiten
in Tiefen, Höhen, Breiten.
Die Zeit ist nur mit Zeit gefüllt,
die Welt ist in sie eingehüllt.
Der Mensch kann sie nicht fassen,
müht sich, sie los zu lassen ...
Zeitlos leben, denken, handeln,
zwanglos durch die Tage wandeln
–
Davon träumt ein jedermann,
der mit Zeit nicht umgeh’n kann!
Anemone von Berg · geb. 1968
Wie die Tage macht der Frühling
Auch die Nächte mir erklingen;
Als ein grünes Echo kann er
Bis in meine Träume dringen.
Nur noch märchensüßer flöten
Dann die Vögel, durch die Lüfte
Weht es sanfter, sehnsuchtwilder
Steigen auf die Veilchendüfte.
Auch die Rosen blühen röter,
Eine kindlich güldne Glorie
Tragen sie, wie Engelköpfchen
Auf Gemälden der Historie –
Und mir selbst ist dann, als würd ich
Eine Nachtigall und sänge
Diesen Rosen meine Liebe,
Träumend sing ich Wunderklänge –
Bis mich weckt das Licht der Sonne,
Oder auch das holde Lärmen
Jener andren Nachtigallen,
Die vor meinem Fenster schwärmen.
Heinrich Heine
Auch die Nächte mir erklingen;
Als ein grünes Echo kann er
Bis in meine Träume dringen.
Nur noch märchensüßer flöten
Dann die Vögel, durch die Lüfte
Weht es sanfter, sehnsuchtwilder
Steigen auf die Veilchendüfte.
Auch die Rosen blühen röter,
Eine kindlich güldne Glorie
Tragen sie, wie Engelköpfchen
Auf Gemälden der Historie –
Und mir selbst ist dann, als würd ich
Eine Nachtigall und sänge
Diesen Rosen meine Liebe,
Träumend sing ich Wunderklänge –
Bis mich weckt das Licht der Sonne,
Oder auch das holde Lärmen
Jener andren Nachtigallen,
Die vor meinem Fenster schwärmen.
Heinrich Heine
Wie eine Welle, die vom Schaum gekränzt Aus blauer Flut sich voll Verlangen reckt Und müd und schön im großen Meer verglänzt – Wie eine Wolke, die im leisen Wind Hinsegelnd aller Pilger Sehnsucht weckt Und blaß und silbern in den Tag verrinnt – Und wie ein Lied am heißen Staßenrand Fremdtönig klingt mit wunderlichen Reim Und dir das Herz entführt weit über Land – So weht mein Leben flüchtig durch die Zeit, Ist bald vertönt und mündet doch geheim Ins Reich der Sehnsucht und der Ewigkeit.
Hermann Hesse
Hermann Hesse
Heiligtümer der Anmut
Berge erheben sich zum Himmelszelt
Stolze Gipfel, in Schönheit versteinert
Betörend Glanz innewohnt
Anblick, der tief im Herzen tanzt
Luft in luftig Höhe rein und klar
Blick ins Weite, unendlich, wunderbar
Täler, Flüsse, Bäche, wild und frei
Mosaik aus Farben, bezaubert, wahrhaftig sein
Berggipfel, Heiligtümer, in Frieden geborgen
Ort zum Atmen, zum Träumen, ohne Sorgen
Schenkt Gefühle, Hoffnung im Herzen
Beschützer der Erde nimmt der Welt Schmerzen
Robert Späth
Berge erheben sich zum Himmelszelt
Stolze Gipfel, in Schönheit versteinert
Betörend Glanz innewohnt
Anblick, der tief im Herzen tanzt
Luft in luftig Höhe rein und klar
Blick ins Weite, unendlich, wunderbar
Täler, Flüsse, Bäche, wild und frei
Mosaik aus Farben, bezaubert, wahrhaftig sein
Berggipfel, Heiligtümer, in Frieden geborgen
Ort zum Atmen, zum Träumen, ohne Sorgen
Schenkt Gefühle, Hoffnung im Herzen
Beschützer der Erde nimmt der Welt Schmerzen
Robert Späth
Flieder
Nun weiß ich doch, ’s ist Frühling wieder.
Ich sah es nicht vor so viel Nacht
und lange hatt’ ich’s nicht gedacht.
Nun merk’ ich erst, schon blüht der Flieder.
Wie fand ich das Geheimnis wieder?
Man hatte mich darum gebracht.
Was hat die Welt aus uns gemacht!
Ich dreh’ mich um, da blüht der Flieder.
Und danke Gott, er schuf mich wieder,
indem er wiederschuf die Pracht.
Sie anzuschauen aufgewacht,
so bleib’ ich stehn» Noch blüht der Flieder.
Karl Kraus, 1920
Nun weiß ich doch, ’s ist Frühling wieder.
Ich sah es nicht vor so viel Nacht
und lange hatt’ ich’s nicht gedacht.
Nun merk’ ich erst, schon blüht der Flieder.
Wie fand ich das Geheimnis wieder?
Man hatte mich darum gebracht.
Was hat die Welt aus uns gemacht!
Ich dreh’ mich um, da blüht der Flieder.
Und danke Gott, er schuf mich wieder,
indem er wiederschuf die Pracht.
Sie anzuschauen aufgewacht,
so bleib’ ich stehn» Noch blüht der Flieder.
Karl Kraus, 1920
Noch geschwind leben Noch geschwind ein paar sehnsüchtige Blicke zum Himmel werfen und der Unendlichkeit tief in die Regenbogenaugen schauen. Noch schnell das Feuer der Hoffnung entzünden und alle Zweifel und Ängste verbrennen. Noch geschwind die Quellen der Mißverständnisse trockenlegen und Wasser auf die Mühlen des Verstehens leiten. Noch schnell alles Überflüssige zum Teufel jagen und eine Herde Zärtlichkeit abfangen zwischen Herz und Hirn. Noch geschwind dem Leben ins Genick springen mit aller Kraft und die Liebe unter dem Teppich der Alltäglichkeit hervorholen. Noch geschwind leben, bevor uns die Dunkelheit ihren dicken Mantel zuwirft.
@ Ernst Ferstl
(*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker
@ Ernst Ferstl
(*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker